Die Maori-Prinzessin
schlimm genug, dass du uns fortgejagt hast. Und schlimmer noch, dass du es mit schnöder Erpressung geschafft hast.«
»Du weißt Bescheid?« Berenice starrte Eva fassungslos an. »Aber sie hat euch bestimmt nur die halbe Wahrheit gesagt. Ich habe sie nicht erpresst mit dem, was man unter den Bodenbrettern entdeckt hat. Großmutter hatte ihre triftigen Gründe, mir das Haus zu überlassen. Aber du ergreifst ja immer gleich Partei für sie. Wenn du nur annähernd wüsstest, weshalb sie so sang- und klanglos nach Meeanee übergesiedelt ist.«
Eva baute sich ganz dicht vor Berenice auf und blickte ihr direkt in die Augen. »Ich weiß, womit du sie erpresst hast.«
»Du weißt von dem Skelett unter dem Vorratsraum?«
»Ja, und ich weiß sogar, wer es ist. Und eines Tages wirst du es auch erfahren. Aber was Lucie auch immer für Geheimnisse haben mag, es berechtigt dich nicht dazu, sie um ihr Haus zu bringen. Du bekommst es noch früh genug!«
»Ach, halt du dich raus aus meinem Leben! Du hast mir gar nichts zu sagen, du Hochstaplerin!«, brüllte Berenice wie von Sinnen.
Ohne dass die beiden es bemerkt hatten, hatte sich Hans genähert.
»Was wird denn hier gespielt?«
»Deiner Schwester missfällt, dass Großmutter mir das Haus geschenkt hat. Sie denkt, weil sie ein paar Stunden mit meinem Bruder verheiratet war, würde ihr auch was davon gehören«, log Berenice, ohne rot zu werden.
»Stimmt das?« Hans wandte sich an seine Schwester.
»Natürlich nicht. Ich will nichts von dem Haus, aber es gehört Großmutter!«
»Was soll der Blödsinn, Eva? Großmutter Lucie hat es doch am Tisch eben selbst gesagt, dass sie es Berenice geschenkt hat. Was mischt du dich denn da ein?«
»Das hat sie nur gesagt, weil Berenice sie erpresst!«, schnaubte Eva.
»Eva! Bitte! So kenne ich dich ja gar nicht! Hast du wirklich geglaubt, dass du ein Anrecht auf das Haus hast?«
»Nein, verdammt noch mal. Ich will nichts davon. Aber Berenice darf es ihrer Großmutter nicht auf diese Weise fortnehmen, und sie darf es auch nicht verkaufen.«
»Eva, ich begreife wirklich nicht, was es dich angeht. Ich denke, du solltest dich bei Berenice entschuldigen. Wie kannst du ihr so etwas Gemeines unterstellen?«
»Hans, bitte, halte dich da raus! Geh zu deinen Gästen zurück und lass uns beide das klären!«
Hans verschränkte die Arme vor der Brust und musterte seine Schwester verärgert. »Entschuldige mal, du behauptest, dass meine Frau ihre Großmutter erpresst. Das ist harter Tobak. Wie kannst du so etwas überhaupt annehmen?«
»Frag deine Frau. Die wird es dir gern beantworten.«
Hans stöhnte auf und wandte sich Berenice zu.
»Wovon spricht sie?«
»Gut, ich wollte dir diese Geschichte ersparen, lieber Hans. Es ist die Rache deiner Schwester, weil ich sie als Hochstaplerin entlarvt habe. Deshalb verlassen Daniel und sie auch Napier. Weil sie in einen Skandal verwickelt waren.«
Eva stürzte sich auf Berenice und wollte sie mit Gewalt am Weiterreden hindern, doch Hans riss sie zurück. »Was ist das für eine Geschichte?«
»Sie hat nichts, aber auch gar nichts, mit dem Haus zu tun«, zischte Eva.
»Ich will sie trotzdem hören! Und zwar aus deinem Mund, Eva!«
»Gut, ich habe mich in Napier als Inneneinrichterin ausgegeben und sogar einen Preis gewonnen, und deine Frau hat dafür gesorgt, dass sich unter den Architekten wie ein Lauffeuer verbreitet hat, dass ich keinerlei Abschluss besitze!«
Hans stutzte einen Augenblick, bevor er in lautes Gelächter ausbrach. »Du bist mir ja eine! Kannst du dich an die Puppenstube erinnern, die ich dir gebaut habe? Und wie du darauf bestanden hast, die Möbel selbst zu machen?«
Ein Lächeln umspielte Evas Lippen. Und wie sie sich daran erinnern konnte! Sie sah noch jedes der sechs Zimmer vor sich. Jedes war anders eingerichtet gewesen.
»Du heißt das doch nicht etwa gut, dass Eva damit beinahe die ganze Architektenzunft blamiert hat? Schließlich hat das ganze Land gespannt auf Napier geschaut. Wie hier eine neue Stadt entstand. Und wenn ich nicht einen guten Draht zur Presse gehabt hätte, dann wäre das im Nu eine landesweite Lachnummer geworden!«
Hans tätschelte Berenice den Arm. »Ist ja gut, meine Süße, aber was hat das eine mit dem anderen zu tun?«
Eva wollte etwas erwidern, doch sie konnte förmlich dabei zusehen, wie sich Berenices Augen mit Tränen füllten. Dagegen war sie machtlos.
»Ich wollte sie nicht verraten. Das war ein dummes Missgeschick, und nun tut Eva
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