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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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alles, um mich ihrerseits in Misskredit zu bringen. Es ist so entsetzlich!« Berenice warf sich in Hans’ Arme und schluchzte laut auf.
    Eva betrachtete das Ganze mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Bewunderung. Dabei fragte sie sich, ob Berenice gerissen oder einfach nur ein wenig verrückt war, denn sie schien ihre Geschichte tatsächlich selber zu glauben.
    »Schluss jetzt!« Hans schob seine Frau von sich und funkelte Eva wütend an. »Halt deinen Mund. Wir gehen jetzt rein und fragen Großmutter. Und wenn sie bestätigt, dass sie Berenice das Haus geschenkt hat, will ich nichts mehr davon hören! Kein Wort! Verstanden!«
    In diesem Augenblick näherten sich ihnen Harakeke, Lucie und Daniel in Hut und Mantel.
    »Ich fahre Großmutter und Harakeke rasch nach Meeanee. Tante Ha fühlt sich nicht wohl«, erklärte Daniel.
    »Kann man nichts machen«, sagte Hans. »Aber Großmutter, ob du uns noch eine Frage beantworten könntest? Da gibt es hier offenbar ein kleines Missverständnis. Wem gehört das Haus in Napier. Dir oder deiner Enkelin?«
    Lucie räusperte sich ein paar Mal, dann erklärte sie mit fester Stimme: »Ich mache die Papiere fertig. Dass es dir, Berenice, überschrieben wird!«
    »Nein! Es ist genug! Es ist endlich genug! Lucie, ich kann es nicht länger mit ansehen, wie du dich zum Opfer machst. Komm, lass uns zur Polizei gehen, und du sagst ihnen, wie es war. Keiner wird dich zur Rechenschaft ziehen! Vermache das Haus lieber dem Waisenhaus als ihrer Tochter!«, schrie Harakeke. Ihr Gesicht war wutverzerrt.
    »Bitte, ich kann nicht anders«, widersprach Lucie schwach.
    »Was ist aus der starken Kriegerin von einst geworden? Du lässt dir von fremden Pakeha das Haus wegnehmen, wie ihre Vorfahren einst das Land unseres Volkes gestohlen haben!« Harakeke verdrehte ihre Augen so sehr, dass Eva ein eiskalter Schauer über den Rücken rieselte. Sie trat einen Schritt auf die Maori zu, doch Harakeke schien völlig entrückt. Plötzlich redete sie in ihrer Muttersprache und hob die Arme beschwörend gen Himmel. Dann fasste sie sich ans Herz und geriet ins Taumeln.
    »Bitte, nicht, nein, verlasse mich nicht«, schrie Lucie, bevor sie verzweifelt begann, ihrer Schwester auf Maori zu antworten.
    Harakeke näherte sich ihr, stützte sich auf ihre Schultern und rieb die Nasenspitze an der ihrer Schwester. Lucie heulte laut auf; in dem Moment war Harakeke bereits zu Boden gesunken. Leblos und still lag sie da, die Augen geschlossen, doch dann öffnete sie diese noch einmal. »Er hat dir längst verziehen!«, flüsterte sie mit letzter Kraft. »Pass auf dich auf, und gib das Haus nicht fort. Bitte, tu es nicht! Du wirst es bitter bereuen!«
    Harakeke wandte suchend den Kopf. »Eva, ich sehe, dass dich eine Prüfung erwartet. Folge deinem Herzen und nur deinem Herzen!«, flüsterte sie, bevor sie einen tiefen Schnaufer tat und sich ihr Brustkorb ein letztes Mal hob.
    Eva zögerte nicht. Wie der Blitz rannte sie los, doch als sie wenige Augenblicke später in Begleitung von Doktor Webber zurückkam, war Harakeke tot. Lucie hatte sich über ihre Schwester gebeugt, hielt ihren Kopf und murmelte etwas in ihrer Sprache. Es klang ruhig und tröstend. Nachdem Lucie aufgestanden war, öffnete sie den obersten Knopf ihrer Bluse und holte das Hei-tiki hervor.
    »Von heute an soll es immer sichtbar sein! Ich muss es nicht mehr verstecken. Ich bin eine Maoriprinzessin, so wahr ich hier vor euch stehe«, stieß sie kämpferisch aus, bevor sie einen lauten Klagegesang anstimmte.



N APIER , D EZEMBER 1908
    Lucie saß schon seit Stunden auf dem Flur des Hospitals und bangte um das Leben ihres Sohnes. Sie hatte gebetet und die Ahnen angerufen. Nun konnte sie nur noch auf das Geschick der Ärzte vertrauen.
    Als sich die Tür in diesem Augenblick öffnete, meinte sie, ihr Herz müsse stehenbleiben. Dem Arzt stand die Besorgnis ins Gesicht geschrieben.
    »Und?«, fragte sie.
    »Ihre Tochter ist wieder ansprechbar. Wir behalten sie nur eine Nacht zur Beobachtung hier, weil wir sie sediert haben.«
    »Was ist mit meinem Sohn?«, fragte Lucie mit belegter Stimme.
    Der Arzt stieß einen schweren Seufzer aus. »Wir können keine Prognose abgeben. Die nächsten Stunden werden entscheidend sein. Wir können nicht in seinen Schädel sehen. Deshalb müssen wir abwarten.«
    »Aber können Sie denn gar nichts tun? Ich meine, er ist noch so jung. Er hat das ganze Leben noch vor sich«, schluchzte Lucie.
    »Misses Bold, wir tun alles

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