Die Maori-Prinzessin
er ihr aufgestecktes Haar löste, vergaß sie den Tätowierer vorerst. Sie schüttelte ihr langes Haar, stellte sich mit dem Rücken zu Tom und bat ihn mit erregter Stimme, die Schnüre ihres Kleides zu öffnen. Allein seine Fingerspitzen auf ihrer nackten Haut jagten ihr heiße Wellen durch den Körper.
Nachdem er ihr das Kleid und die Unterwäsche nahezu vom Körper liebkost hatte, wandte sie sich zu ihm um und genoss es, wie er ihre wohlgeformten Rundungen mit lodernden Blicken förmlich verschlang.
»Zieh dich aus!«, flüsterte sie.
Ohne die Augen von ihr abzuwenden, entkleidete er sich. Als er nackt vor ihr stand und seine fordernde Männlichkeit keinen Zweifel daran ließ, wie sehr er sie begehrte, umschlang sie seinen Hals und ließ sich von ihm ins Schlafzimmer tragen. Dort liebten sie sich mit einer Heftigkeit, die ihnen beiden fremd war, die sie aber in einen solchen Rausch versetzte, dass Ahorangi sich schließlich mit weit geöffneten Schenkeln auf die Kommode setzte und ihn anfeuerte, tiefer in sie einzudringen. Sie hatten sich einander noch nie so lange und zügellos hingegeben.
Schließlich sanken sie erschöpft in die Kissen.
»Ich lasse es nicht zu, dass sie dich mir wegnehmen!«, flüsterte Tom in die Stille.
»Keine Sorge, ich glaube nicht, dass mein Vater hier auftaucht. Er wird mich eher verstoßen«, erklärte sie, obwohl sie das Gegenteil befürchtete, aber sie wollte Tom beruhigen.
»Selbst wenn er es versuchen würde, er würde dich nicht finden. Weil du dann nicht mehr hier bist.«
Ahorangi setzte sich kerzengerade auf. »Was willst du damit sagen? Ich möchte nicht von hier fort. Das ist mein Zuhause. Obwohl ich erst so kurz bei dir lebe, ist mir dies alles sehr ans Herz gewachsen. Das Haus, die Weinberge, unsere Nachbarn. Es ist das Paradies, das ich mir immer erträumt habe, ohne zu ahnen, wie es aussehen könnte.«
Tom richtete sich ebenfalls auf und küsste sie zärtlich auf die Wange.
»Du musst nicht auf unser Weingut verzichten. Ich werde nur …« Er stockte. »Es sollte eine Überraschung sein.«
Ahorangi sagte nichts, aber in ihren Augen stand die Bitte geschrieben, er solle das Geheimnis lüften. Ihr stand der Sinn jetzt nicht nach Überraschungen.
Tom zögerte, doch dann verriet er, wie er Ahorangi vor der Rache ihres Vaters schützen wollte. »Ich werde für uns ein neues Haus bauen.«
»Wo?«
»In Napier. Keine acht Kilometer von hier. Dort bauen sich die Reichen wunderschöne Häuser und …«
»Aber wir gehören nicht zu den Reichen. Das Geld, das du für den Messwein von den Brüdern bekommst, genügt zum Leben, aber …«
Tom lächelte wissend.
»Auch das sollte eigentlich eine Überraschung sein. Du weißt doch, dass die Brüder nur roten Wein machen?«
Sie nickte eifrig und biss sich nervös auf den Lippen herum. Sosehr sie Tom liebte – seine Art, sich jedes Wort aus der Nase ziehen zu lassen, stellte ihre Geduld beizeiten auf eine harte Probe.
»Und nun verlangen immer mehr Kunden weißen Wein. Und sie wollen diesen Bestellungen nachkommen, werden allerdings deshalb keine weißen Trauben anbauen. Nein, der Weißwein, den sollen wir herstellen.«
»Wir dürfen ihn doch gar nicht verkaufen, außer an die Mission, weil die Bestimmungen der Provinzregierung Hawke’s Bay zwar nicht so streng wie in anderen Regionen sind, aber die Abfüllung in Flaschen auch bei uns nicht zulassen. So hast du es mir erklärt.«
»Richtig, die Bestimmungen geschickt zu umgehen, das ist das Geschenk, das uns die Freunde von der Mission zur Hochzeit machen. Sie tun nach außen so, als sei es ihr Wein, und verkaufen ihn für uns, weil für sie Ausnahmen gelten. Das heißt, dass wir auf einmal unsere gesamte Ernte loswerden und auch das, was vom vergangenen Jahr übrig geblieben ist. Die Bestellungen sind enorm. Das geht bis Dunedin.«
Ahorangi strahlte übers ganze Gesicht. »Das heißt, ich kann mir neue Kleider kaufen?«
»Nicht nur das! Wir werden uns eine neue Kutsche leisten und ein eigenes Pferd für dich, damit du allein zu den Weinbergen kommen kannst, wenn dich die Sehnsucht hertreibt. Und ich komme jeden Abend nach getaner Arbeit ins Tal zu dir. Es wird alles gut. Vertrau mir!«
Ahorangi kuschelte den Kopf an seine Brust. Tom nahm sie in den Arm.
»Ja, es wird alles gut«, seufzte sie, während sie in ihrer Brust einen heftigen Druck spürte, als würde ein schwerer Stein darauf lasten.
N APIER , D EZEMBER 1930
Lucie und Tante Ha hatten Eva an diesem
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