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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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hat, war der kleine Adrian. Da ahnten wir noch gar nicht, was unsere Eltern trieben. Ich mochte ihn auf Abhieb. Und das, obwohl dieser Bengel da fünf Jahre jünger ist als ich. Dafür war er sehr früh schon einen Kopf größer. Aber wir beide wussten schon als halbe Kinder, dass wir eines Tages Häuser bauen wollten. So etwas verbindet!«
    »Ja, wir werden, nachdem ich fertig bin mit dem Studium, ein Architektenteam, von dem man in Neuseeland noch sprechen wird! Dann wird mein sogenannter Bruder seinen Sklavenjob in Wellington, wo er gerade mal den Zeichenstift schwingen darf, aufgeben und dann gibt es die Firma Thomas & Clarke.« Adrian hatte vor Begeisterung rote Wangen bekommen.
    Eva wurde schlagartig klar, wie glühend sie die beiden jungen Männer in diesem Moment beneidete.
    »Das würde ich auch gern tun! Als Architektin arbeiten und unvergessliche Gebäude errichten und noch lieber einrichten. Deshalb will ich nach Amerika! Dort gibt es Häuser, die in den Himmel ragen. Da können sich die Leute jemanden leisten, der ihnen schöne Dinge für ihre Wohnungen entwirft. Und man sagt doch, in Amerika kann es jeder Tellerwäscher zum Millionär bringen. Dabei interessiert das Geld mich gar nicht. Ich möchte einmal in meinem Leben etwas wachsen sehen, das ich zu Papier gebracht habe. Ihr glaubt ja gar nicht, was ich alles schon entworfen habe. Paläste, Häuser und was mir meistens noch mehr Spaß gemacht hat: die Inneneinrichtung. Ich habe mir als Kind eine Puppenstube gebaut und sie ständig neu eingerichtet. Der Onkel einer Freundin arbeitete in Mosbach in einem Kalkberg und hat mich mit Gips versorgt …«
    Eva war so ins Schwärmen geraten, dass sie erst jetzt merkte, wie fasziniert die beiden Männer sie anstarrten. Sie stockte, doch Adrian bat sie weiterzuerzählen.
    »Ich werde es nie vergessen, als ich einmal mit meinem Vater in Stuttgart war. Er hatte dort Kunden, und es war die weiteste Reise, die ich jemals unternommen hatte. Ich habe mich davongeschlichen, um mir die Weißenhofsiedlung, an der Mies van der Rohe maßgeblich beteiligt war und über die ich schon viel gelesen hatte, anzuschauen. Es war eine Ausstellung mit lauter Wohnungen. Schon während meines Rundgangs habe ich meinen Zeichenblock hervorgeholt und versucht, die Wohnungen einzurichten. Ich hatte mir kurz zuvor in Mainz ein Buch mit Möbelentwürfen von Walter Gropius gekauft. Und schnell hatte ich ein ganzes Buch vollgekritzelt. Es war alles vorhanden. Von der Lampe bis zum Sofa, vom Schreibtisch bis zum Türgriff.«
    »Und wo ist dieses Buch?«, unterbrach Daniel sie aufgeregt.
    »Vater hat es mir damals abgenommen. Er hat versprochen, es für mich aufzubewahren, wenn es Mutter wieder besser geht. Er hat es unter Tränen getan, doch er hatte ja recht … es hat mich von meinen Pflichten abgelenkt. Ich hatte angefangen in einer Zeit, in der es meiner Mutter gut ging, aber dann saß sie wieder Tag für Tag wie weggetreten auf ihrem Stuhl, und ich musste mich um den Haushalt kümmern …« Eva hatte gar nicht gemerkt, dass ihr beim Erzählen die Tränen gekommen waren. Erst als ihr von beiden Seiten Taschentücher gereicht wurden …
    »Ich … ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist. Dass ich euch das alles erzähle. Außerdem bin ich klug genug zu wissen, dass das alles nur ein Traum ist. Wovon sollte ich denn auch Architektur studieren? Und selbst wenn, man würde mich nicht nehmen«, entgegnete sie hastig.
    »Wenn wir unsere Firma haben, können wir einstellen, wen wir wollen. Wir kümmern uns um Fassaden und Statik und du richtest die Gebäude ein«, erklärte Daniel mit großer Geste.
    »Das ist noch viel zu lange hin. Sie hat Talent. Das darf sie nicht länger vergeuden«, mischte sich Adrian ein. Eva war erstaunt. Obwohl Adrian der weitaus Jüngere und Unerfahrenere von beiden war, erschien er ihr ernsthafter als Daniel.
    »Hast du das Buch jemals wiederbekommen?«, hakte Daniel nach.
    Eva senkte den Kopf. »Ja«, murmelte sie. Nicht schon wieder in Tränen ausbrechen!, redete sie sich gut zu. Sie durfte nur nicht daran denken. So wenig, wie davon übrig war. Ihr Vater hatte es im Weinkeller gelagert, und so sah es auch aus. Offenbar hatte es dort im Nassen gelegen, denn man konnte nur noch Fragmente erkennen. Trotzdem hatte Eva es mitgenommen, aber sie würde es niemals jemandem zeigen.
    »Und wo ist es jetzt?« Daniel ließ nicht locker.
    »Muss das sein?«, presste Eva mit belegter Stimme hervor. »Ich möchte nicht

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