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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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wird?, fragte sie sich besorgt.
    Doch als Eva zum Frühstückstisch kam, schien alles friedlich. Nicht einmal Berenice fühlte sich bemüßigt, ihr einen bösen Blick zuzuwerfen. Daniel zwinkerte ihr sogar zu und Adrian lächelte. Ich sollte nicht immer glauben, dass ich das Glück nicht verdient habe, dachte Eva und tat sich kräftig von dem Rührei auf. Sie hatte einen schier unglaublichen Appetit, seit sie in dieser klaren Sommerluft in Meeresnähe lebte.
    Am Frühstückstisch herrschte ausnahmsweise einmal ein wohltuendes Schweigen, bis Tante Joanne plötzlich sagte: »Eva, das Haus muss für das Fest und für Weihnachten gründlich geputzt werden. Ich möchte, dass du heute unserem Mädchen hilfst.«
    Eva war so verblüfft, dass ihr die Worte fehlten; da hörte sie Adrian bereits heftig protestieren. »Tut mir leid, Mutter, aber wir haben sie bereits eingeladen, mit uns nach Meeanee rauszufahren.«
    »Nun, dann müsst ihr allein fahren«, erwiderte Tante Joanne ungerührt.
    »Nein, das geht nicht. Wir brauchen sie. Sie soll uns helfen.«
    »Das kann ich ja an ihrer Stelle übernehmen. Ich kann euch bekochen oder putzen«, bot sich Berenice überschwänglich an.
    »Nein, das schlagt euch aus dem Kopf, Mutter und Schwesterchen. Ihr wollt, dass das Anwesen zu einem guten Preis verkauft wird, und das bedeutet einige Arbeit. Und wenn wir Eva dazu benötigen, geht das vor. Vielleicht könnte Berenice im Gegenzug beim hiesigen Hausputz mithelfen«, schlug Adrian mit gespielt ernster Miene vor.
    Eva hatte große Mühe, nicht in lautes Gelächter auszubrechen, denn Daniel konnte sich offenbar kaum noch beherrschen. Er hatte einen hochroten Kopf und sah so aus, als würde gleich eine Lachsalve aus ihm hervorbrechen.
    »Bertram, sag doch auch mal was!«, verlangte Tante Joanne sichtlich verärgert.
    Der erhob sich schwerfällig und murmelte: »Ich muss jetzt in die Praxis. Komm mal mit auf den Flur, Daniel. Ich muss mit dir unter vier Augen sprechen.«
    Widerwillig folgte Daniel seinem Vater. Am Esstisch herrschte Schweigen; man verstand jedes Wort von draußen, denn die beiden waren sehr laut geworden.
    »Ich kann wohl von meinem Sohn verlangen, dass er sich im Haus seiner Stiefmutter ihren Anordnungen fügt.«
    »Nicht, wenn sie willkürlich sind!«
    »Halt dich da raus. Was geht uns diese kleine Deutsche an? Du tust ja gerade so, als wäre sie etwas Besonderes. Zugegeben, sie hat ein hübsches Gesicht, aber sie ist doch gar nicht dein Typ …« Das war die energische Stimme von Doktor Thomas.
    »Diese kleine Deutsche heißt Eva, und wir haben sie gebeten, uns zu begleiten, weil sie unser Interesse an der Architektur teilt …«
    Eva war es unerträglich peinlich, wie hier über sie gesprochen wurde.
    »Schon gut, ich verzichte freiwillig!«, murmelte sie, während sie starr ihr Rührei fixierte.
    »Das musst du nicht«, widersprach Adrian heftig. »Wir brauchen dich doch für den Innenausbau.« Er wandte sich entschieden seiner Mutter zu. »Mutter, Eva kann uns dabei unterstützen, aus der Bold Winery eine leichter verkäufliche Immobilie zu machen.«
    Tante Joanne schwieg, zog aber spöttisch die Augenbraue hoch.
    »Lass gut sein, Adrian! Ich werde hier beim Putzen helfen und euch an einem anderen Tag begleiten«, sagte Eva leise.
    Berenice kniff ihre Augen zu Schlitzen zusammen. Sie nutzte die Chance, dass Daniel nicht am Tisch saß. »Dann komme ich auch mit, wenn sie dabei ist! Bei der Inneinrichtung bin ich wohl die größere Hilfe!«, presste sie trotzig hervor. »Ich weiß gar nicht, was ihr an ihr findet. Sie ist einfach nur …«
    Berenice unterbrach sich hastig, als sie Daniel zurückkommen sah. Eva aber, die mit dem Rücken zur Tür saß, konnte sich nicht länger zusammenreißen. Sie war nicht mehr gewillt, diese Sticheleien widerspruchslos über sich ergehen zu lassen. Sie sprang hoch und beugte sich über den Tisch. Berenice wich erschrocken zurück. Den Anflug von Häme in ihren Augen übersah Eva geflissentlich.
    »Jetzt hör mir mal gut zu! Ich habe es mir nicht ausgesucht, an das Ende der Welt verfrachtet zu werden. Mein Vater ist deiner Mutter unendlich dankbar, dass sie mich aufgenommen hat, aber das gibt dir, meine liebe Cousine um hundert Ecken, kein Recht, auf mir herumzuhacken. Und seit ich hier angekommen bin, behandelst du mich wie eine Feindin. Ich nehme dir doch nichts! Außer dass ich ein Zimmer in diesem Haus bewohne. Was weißt du, verwöhntes Gör, schon vom wahren Leben. Ich musste mich

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