Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
Vom Netzwerk:
wir uns ineinander verliebt. Und den Ehemann hatte mein Vater mir ausgesucht. Ich wollte partout nicht heiraten.«
    »Wenn die Männer herausbekommen sollten, dass du inzwischen Toms Frau bist, werden sie nicht auch glauben, dass er es war, der dich ihnen gestohlen hat?«
    Ahorangi zuckte die Achseln. »Sie dürfen es nicht herausfinden!«
    »Nur Mut, mein Kind. Tom ist ein umsichtiger Mann …« Er stockte. »Sie kommen und nähern sich unserem Eingang. Los, verschwinde und schließe dich ein!«
    Mit pochendem Herzen verschwand Ahorangi hinter der nächsten Ecke. Doch dann blieb sie stehen. Sie wollte sich davon überzeugen, dass es wirklich ihr Vater war, der nach ihr suchte.
    Als Häuptling Kanahau mit seiner durchdringenden Stimme in holprigem Englisch fragte, ob dem Pater noch etwas zu der entführten Prinzessin eingefallen sei, gab es keinen Zweifel mehr. Ahorangi schlich sich rasch in ihre Kammer, hockte sich auf das Bett und hob die Arme gen Decke. Dann rief sie voller Verzweiflung Papa-tua-nuku an, die große Mutter der Maori. Sie bat um ihren Schutz vor dem Zorn der Ahnen und ihres Vaters. Ihr Blick fiel auf das hölzerne Kreuz an der Wand. Sollte ich nicht zu dem Gott beten, in dessen Namen ich getauft worden bin, fragte sie sich flüchtig, aber der Glaube an ihre Götter war so tief in ihr verwurzelt, dass sie gar nicht anders konnte, als sie um Hilfe zu bitten. Plötzlich kam ihr ein grausamer Gedanke: Was, wenn ihr Vater sich nicht von Tom täuschen ließ und seinen Zorn an ihm ausließ, weil sie, Ahorangi, verschwunden war? Gab es nicht nur einen einzigen Weg, Schaden von Tom abzuwenden? Sie musste freiwillig mit ihnen zurückgehen unter der Bedingung, dass sie Tom mit ihrer Rache verschonten. Darauf würde sich ihr Vater mit Sicherheit einlassen, wenn er auf diesem Weg seine Tochter zurückbekäme. Sie würde Hehu heiraten und sich ein Moko schaben lassen. Allein bei der Vorstellung zuckte sie zusammen, aber um Tom zu retten, würde sie jedes Opfer auf sich nehmen. Sie erhob sich vom Bett, doch dann stutzte sie. Was war mit dem Kind? Um dieses Problem zu lösen, fehlte ihr allerdings die Zeit. Wenn sie Tom helfen wollte, dann jetzt! Entschlossen schlich sie sich über die langen Flure zum Ausgang. Sie erschrak, als sich plötzlich eine Hand auf ihre Schulter legte.
    »Was hast du vor?«, fragte Pater Claude in scharfem Ton.
    Ahorangi wandte sich entschlossen zu ihm um. »Ich gehe mit ihnen. Dann werden sie weder Tom noch euch etwas antun.«
    »Das wirst du schön lassen«, erwiderte er und packte sie am Arm.
    »Bitte, lassen Sie mich gehen! Es ist meine Christenpflicht, meinem Nächsten zu helfen!«
    »Aber in der Bibel steht nicht, dass du dich unnötig opfern sollst. Ich habe die beiden Maori nämlich gerade aus dem Haus kommen sehen, und sie sahen nicht so aus, als wären sie dir auf der Spur. Bruder Pierre und Tom haben ihnen sogar noch nachgewunken.«
    Ein Seufzer der Erleichterung entrang sich Ahorangis Brust. In diesem Moment erklang lautes Gelächter von draußen. Es waren Tom und Bruder Pierre, die um die Ecke bogen und sich die Bäuche vor Lachen hielten.
    Ahorangi vergaß alle Vorsicht und rannte ihnen entgegen. Tom wirbelte sie überschwänglich im Kreis herum. »Sie werden niemals wiederkommen!«, lachte er.
    »Sie haben uns die Geschichte abgenommen von Misses Bold, die ihren Mann erst kürzlich Hals über Kopf verlassen habe, weil er Trinker sei«, fügte Bruder Pierre belustigt hinzu. »Sie hat sogar ein paar persönliche Sachen dortgelassen. Wie Kleidung …«
    »Aber mein Flachsrock, mein Taillenband …«
    »Das habe ich natürlich verschwinden lassen. Ich habe ihm sogar bereitwillig das Schlafzimmer gezeigt und über die unzuverlässigen Weiber geschimpft. Er hat meine Worte wahrscheinlich gar nicht genau verstanden. Ich glaube, es war ihm unangenehm, dass ein Pakeha so massiv auf ihn eingeredet hat. Sie wollten nicht einmal mehr vom Wein probieren. So eilig hatten sie es plötzlich, unser Haus zu verlassen.«
    »Wir haben ihnen ein Schnippchen geschlagen. Die kommen nicht wieder, zumal ich ihnen erzählt habe, dass es südlich von Hastings eine Maorifrau geben soll, die bei einem Pakeha lebe.« Bruder Pierre rieb sich die Hände.
    »Bruder Pierre, hat man dir nicht beigebracht, dass Lügen eine Sünde ist?«, wandte Pater Claude mit ernster Miene ein.
    »Ich habe den Herrn vorher um Erlaubnis gefragt, und er hat gesagt: Bruder Pierre, wenn es einem guten Zweck dient, tu, was getan

Weitere Kostenlose Bücher