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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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deshalb soll wenigstens Adrian die ganze Wahrheit erfahren.«
    Lucie gab Eva ein Zeichen, sich an die Schreibmaschine zu setzen. Dann begann sie schleppend zu erzählen.



N APIER , N OVEMBER 1868
    Ahorangi liebte das Grundstück auf dem Hügel, von dem aus man einen herrlichen Ausblick aufs Meer besaß. Noch war dies weit und breit die einzige Baustelle, aber Tom hatte ihr versichert, dass es in ein paar Jahren eine Straße geben würde, an der ein schönes Haus neben dem nächsten stehen würde. Und dass ihre Kinder mit den Nachbarskindern tollen könnten und sie Freundinnen fände. Das war eine wunderbare Vorstellung, wie Ahorangi zugeben musste. Wenn sie etwas von Herzen vermisste, waren es ihre Freundinnen, mit denen sie in ihrem Dorf so viel Zeit verbracht hatte. Besonders Harakeke fehlte ihr. Wie so oft fragte sie sich, ob ihre Schwester auch so viel Glück gehabt hatte wie sie. Wie jedes Mal, wenn sie auf dem Bau nach dem Rechten sah, staunte sie, welche Fortschritte die Arbeiten machten. Die linke Hausseite stand schon beinahe ganz. Ahorangi konnte sich bereits lebhaft vorstellen, wie es wohl sein würde, wenn ihre Kinder in dem Garten tobten. Sie nahm sich vor, ihn so wild wie möglich blühen zu lassen.
    Alle paar Minuten fasste sie sich an ihren Bauch, der noch nicht einmal gewölbt war, aber seit der Doktor ihr gesagt hatte, woher die ständige Übelkeit kam, fühlte sie sich hochschwanger.
    Ein Gefühl von Zärtlichkeit durchflutete sie, als ihr Blick an Tom hängenblieb. Wie er da in der gleißenden Sonne mit nacktem Oberkörper Holzbalken in die richtige Form sägte. Er ließ es sich nicht nehmen, nach getaner Arbeit auf dem Weinberg selbst Hand anzulegen. Sogar Bruder Pierre machte sich als Hausbauer nützlich. Und das an einem heiligen Sonntag!
    »Männer, Essenspause«, rief Ahorangi und deutete auf das ausgebreitete Tuch mit den Leckereien, die sie vorbereitet hatte. Das ließen sich die Helfer nicht zweimal sagen und hockten sich im Kreis auf den Boden.
    »Und danach ist Schluss für heute. Haben Sie mir nicht beigebracht, dass der siebte Tag der Tag des Herren ist, an dem er bei der Schaffung der Welt ruhte?«, lachte Ahorangi.
    »Du bist eine gute Schülerin«, lobte der katholische Bruder seinen Schützling.
    »Genau, und deshalb schicke ich euch Männer auch nach dem Essen zur Mission und die anderen zu ihren Familien.«
    »Aber, wir wollen noch die eine Wand fertigmachen«, widersprach Will, seit Kurzem Toms rechte Hand auf dem Weinberg.
    »Keine Widerrede, sonst müsste ich Pater Claude zur Hilfe holen und wie ihr wisst, kennt er bei Gottes Wort keinen Spaß!«
    Diese Drohung zeigte ihre Wirkung. Nach dem Essen verließen die Helfer eilig die Baustelle. Nur Ahorangi und Tom blieben zurück. Voller Stolz betrachteten sie das kleine Modell ihres Hauses, das sie in mühsamer Kleinarbeit gemeinsam entwickelt und das Tom dann gebastelt hatte. Ihm waren die Größe des Hauses und die Türmchen wichtig, Ahorangi die zwei großzügigen Veranden, eine nach vorn hinaus und eine nach hinten zum Garten. Unterstützung hatten sie bei einem Kunden gehabt, der ihren Weißwein liebte.
    Ahorangi deutete auf den Flügel des Hauses, der nur über einen langen Gang erreicht werden konnte.
    »Wer soll denn hier wohnen? Willst du dich vom Rest der Familie absetzen?«
    »Nein, mein Herz, keine Sorge, ich flüchte nicht, wenn unsere Kinderschar Lärm macht. Ich dachte, wir sollten Platz für eine Haushaltshilfe haben.«
    »Haushaltshilfe?«
    »Ja, mit fünf Kindern wirst du nicht mehr zum Kochen und Putzen kommen. Und, na ja, ich hätte nichts dagegen, wenn wir eine Köchin hätten.«
    »Was willst du mir damit sagen? Dass du mein Essen nicht magst?«, lachte sie und drohte ihm übertrieben mit dem Finger. »Außerdem habe ich dir gesagt, ich will zehn Kinder!«
    »Gern, aber ich darf doch vorerst noch ein wenig weitermachen, oder?«, fragte Tom.
    »Vielleicht sollten wir lieber ein wenig Müßiggang betreiben und an der Marine Parade entlangbummeln.« Ahorangi umfasste seinen muskulösen Oberkörper von hinten.
    »Dann wüsste ich noch was Besseres«, erwiderte er lächelnd. »Wir hätten jetzt allerdings nicht die Ausrede, dass wir damit unsere Kinderproduktion anregen. Schwangerer als schwanger geht nicht!«
    Ahorangi lachte.
    »Einverstanden! Dann sollten wir uns schnell zurück nach Meeanee aufmachen! Wir sind Mann und Frau und brauchen keine Ausreden. Es ist unsere Pflicht, nicht wahr?«
    »Und wie!« Tom

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