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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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werden muss!«
    Tom brach in lautes Lachen aus. Ahorangi fiel ein. Sie war unendlich erleichtert.
    Pater Claude versuchte ernst zu bleiben, doch dann begannen seine Mundwinkel zu zucken. Nun konnte sich auch Bruder Pierre nicht länger beherrschen. Das befreite Lachen der vier schallte bis zu den Weinbergen.
    »Vielleicht hat es aber auch mit dem dritten Mann zu tun«, bemerkte Tom, nachdem sie sich wieder beruhigt hatten.
    »Welcher dritte Mann?«
    »Während dein Vater unser Haus inspizierte, tauchte ein Maori auf und flüsterte ihm aufgeregt etwas ins Ohr. Ich habe nur Brocken verstanden, aber ich verstehe ja eh nichts. Das Einzige, was ich herausgehört habe, war Te Kooti. Sagt dir das etwas?«
    Ahorangi überlegte. Es dämmerte ihr etwas, etwas, das sie mit dem Namen verband … Dann fiel es ihr ein.
    »Er ist ein Führer, der auf Seiten der Regierungstruppen gegen die Pai-Marire-Bewegung, eine Art Religion, gekämpft hat. Mein Vater unterstützte die Bewegung und war auf der Seite der Maori-Rebellen, aber er konnte sich gerade noch seiner Festnahme entziehen. Viele der Kämpfer wurden nämlich auf die Chatham Inseln verbannt. Mit ihnen Te Kooti, der dann nämlich als Spion verhaftet worden war. Aber warum sollte Vater seinen Namen erwähnen? Er ist weit weg!«
    Tom  zuckte die  Achseln.
    »Keine Ahnung, vielleicht habe ich mich auch verhört«, erwiderte er. »Komm, mach dir keine Sorgen. Wir machen noch einen Spaziergang durch die Weinberge.« Er legte behutsam den Arm um sie und zog sie mit sich fort.



M EEANEE , N OVEMBER 1868
    Eine halbe Ewigkeit hatten die beiden über die Weinberge geblickt. Auf dem Heimweg waren sie am höchsten Punkt des Hügels stehengeblieben.
    »Siehst du den Hügel dort?«, fragte Tom mit einem zärtlichen Blick auf seine Frau.
    Sie nickte verträumt.
    »Eines Tages wird uns auch der gehören und dann werden Weinberge dort sein, wo heute nur Büsche und Gestrüpp sind. Und wir sind reich«, schwärmte Tom.
    Ahorangi drückte seine Hand. »Aber wir sind doch schon reich. Wir haben uns, das Anwesen, das Haus in Napier und bald ein Kind. Was haben wir davon, noch reicher werden?«
    »Uns wird der Hügel gehören. Unser Wein wird in ganz Neuseeland verkauft. Du kannst die schönsten Kleider tragen. Du …«
    »Ich trage die schönsten Kleider, Liebes«, widersprach sie entschieden.
    »Aber es geht noch besser und größer. Das habe ich meinem Vater geschworen. Dass ich einmal mehr besitze als mein Bruder!«
    »Und warum ist dir das so wichtig?« Ahorangi legte den Kopf schief und betrachtete ihren Mann verstohlen von der Seite. Diese Töne aus seinem Mund waren ihr neu.
    »Bei uns erbt der Älteste alles und der jüngere Sohn muss sehen, wo er bleibt. Deshalb bin ich mit fünfzehn Jahren nach Hamburg gekommen mit dem unbedingten Wunsch, mein Glück in dieser Welt zu machen. Und in der Nacht, als ich mein Elternhaus verließ, begegnete mir mein Vater. Er fragte, wohin ich ginge. Und ich sagte ihm, dass ich mir das holen würde, was mir zustehe. Ich befürchtete, er würde sich mir in den Weg stellen, aber er ließ mich gehen. Doch ich musste ihm ein Versprechen geben: dass ich mächtiger und reicher werden würde als mein Vater und mein Bruder. Weil er nur dann akzeptieren könne, dass ich, sein geliebter Sohn, fortginge. Ich habe es ihm geschworen!«
    Ahorangi hatte den Worten ihres Mannes aufmerksam gelauscht. Sie verstand seine Worte, und sie machten ihr Angst. Was, wenn er niemals mit dem zufrieden war, was er hatte?
    »Ich finde, unser Leben ist wunderbar«, sagte sie leise. »Die Hauptsache ist doch, dass wir einander lieben, wir unser Auskommen haben und unsere Kinder gesund sind!«
    »Natürlich, mein kleiner Liebling! Aber bitte lass mir meine Träume, dass ich meine Familie übertrumpfe. Ich muss es schaffen. Verstehst du? Ich muss mehr erreichen als er!«
    Ahorangi schwieg. Sie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Natürlich gönnte sie ihrem Mann, dass er aus seinem Los, Zweitgeborener zu sein, das Beste machte. Und dennoch, es befremdete sie, wie verbissen er darüber sprach, seinen Bruder übertrumpfen zu müssen.
    »Wollen wir ins Haus gehen?«, fragte sie sanft.
    »Du hast recht. Wir beide sollten endlich das nachholen, wonach uns den ganzen Tag verlangt hat!«, erwiderte er und zog sie mit sich.
    Ahorangi war noch immer irritiert von dem, was Tom gesagt hatte. Sie verstand durchaus, dass er höher hinaus wollte, aber dass er anscheinend nicht mit dem zufrieden

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