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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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jetzt sicher angeregt mit ihr sprechen. Und sie würden lachen und sich austauschen. So ließ er anscheinend stoisch das Geplapper seiner Tischdame über sich ergehen. Die Brocken, die Eva von Berenices Geschwätz verstehen konnte, waren bestimmt nicht dazu angetan, ihn wirklich zu unterhalten. Doch dann horchte Eva auf. Die Tochter des Hauses verkündete vollmundig, ebenfalls Architektur zu studieren, wenn sie mit der Schule fertig war … Sie lässt wirklich nichts unversucht, sein Herz zu gewinnen, ging es Eva mit einem Hauch von Bewunderung durch den Kopf. Und was tat sie, Eva? Sie hatte sich in ihr Schneckenhaus zurückgezogen und war krampfhaft bemüht, ihre Zuneigung zu Adrian zu verbergen.
    Nach dem Essen bat Tante Joanne die Gäste ins Wohnzimmer. Dort stand ein festlich geschmückter Tannenbaum. Sofort kam Eva das letzte Weihnachtsfest in Badenheim in den Sinn. Ihr Vater hatte am Heiligen Abend einen Baum aus dem Wald mitgebracht, aber die Mutter hatte den ganzen Tag im Bett gelegen. So hatte Eva den Baum geschmückt, das Haus geputzt und das Essen gekocht. Am Abend war sie noch vor der Bescherung völlig übermüdet am Küchentisch eingeschlafen.
    In Neuseeland gab es keinen Heiligen Abend, wie ihr Lucie erzählt hatte. Das Weihnachtsfest fand am 25. Dezember statt. Und in der vergangenen Nacht waren die Strümpfe am Kamin mit Geschenken gefüllt worden.
    Eva erwartete nicht, dass man sie beschenkte, doch sie erlebte eine große Überraschung, als Adrian ihr keinen Strumpf, sondern ein hübsch eingepacktes Buch brachte.
    »Frohe Weihnachten! Und pack es ruhig gleich aus. Ich möchte wissen, wie es dir gefällt«, murmelte er sichtlich verlegen.
    Eva entfernte die Verpackung und stieß einen Freudenschrei aus. »Das ist ja großartig, danke, danke!«, rief sie und presste das Buch über Art-déco-Einrichtung fest an ihre Brust.
    »Was hast du denn deiner Cousine geschenkt? Ein goldenes Amulett?«, mischte sich Margret in spöttischem Unterton ein.
    Eva hielt der neugierigen jungen Lady das Buch entgegen. »Mir kann man mit einem solchen Buch tausend Mal mehr Freude machen als mit Gold und Silber«, erklärte sie lächelnd.
    »Ach, das freut mich!«, entgegnete Adrian, und seine Miene erhellte sich.
    Im Überschwang der Gefühle rutschte Eva heraus: »Ich habe auch etwas für dich. Dein altes Geburtstagsgeschenk. Es ist aber auf meinem Zimmer. Ich kann es dir später oder morgen geben.«
    »Dieses Mal bestehe ich darauf! Ich bin sehr neugierig!« Adrians Augen leuchteten.
    »Ich auch!«, mischte sich Margret ein und hakte sich bei Adrian unter. »Jetzt muss ich ihn dir allerdings entführen. Ich habe nämlich auch etwas für ihn.«
    Adrian warf Eva einen entschuldigenden Blick zu, ließ sich aber von der jungen Frau zum Kamin ziehen, in dem wegen der hochsommerlichen Temperaturen kein Feuer brannte. Auch Eva stand auf und nahm sich den Strumpf, der für Lucie bestimmt war. Die alte Dame saß am Rande der Gesellschaft und schien wieder einmal tief in Gedanken versunken zu sein. Eva stupste sie vorsichtig an, um sie nicht zu erschrecken.
    »Ich habe ein Geschenk für dich, Lucie«, sagte sie leise. Die alte Dame zuckte zusammen. »Ich war weit, weit weg«, murmelte sie und nahm den Strumpf entgegen.
    Eva war sehr gespannt, wie Lucie auf ihr Präsent reagieren würde. Die alte Dame freute sich sehr, dass Eva überhaupt an sie gedacht hatte. Als sie das Päckchen ausgewickelt hatte, entfuhr ihr nur ein leises: »Oh!« Sie sah Eva mit großen Augen an. Eva konnte nicht recht deuten, was in Lucie vorging, und wollte sie gerade danach fragen, als jemand nach dem Amulett griff. Es war Tante Joanne, die ihrer Mutter das Schmuckstück einfach aus der Hand nahm. Sie beäugte das Hei-tiki so angewidert, als wäre es ein ekelhaftes Insekt.
    »Waren wir uns nicht einig, dass uns so ein Ding nie mehr ins Haus kommt?«, zischte Tante Joanne so leise, dass es außer Eva kein anderer im Raum mitbekam.
    »Aber ich dachte, ich dachte, weil deine Mutter doch …«, stammelte Eva entschuldigend.
    »Du konntest es nicht besser wissen; Mutter weiß hingegen, warum das Ding verschwinden muss!«, flüsterte Tante Joanne. »Soll ich es tun oder willst du es übernehmen?«, fügte sie fordernd hinzu. Lucie aber hielt ihre Hand auf und sagte nur: »Gib es mir bitte zurück!«
    Tante Joanne zögerte einen Augenblick, dann warf sie es ihrer Mutter in den Schoß und wandte sich wütend ab.
    Eva ließ sich auf einen Sessel neben Lucie

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