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Die Marionette

Die Marionette

Titel: Die Marionette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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angereist war: Senator James Reynolds. Über seinem Hemd trug Reynolds eine schusssichere Weste. Selbst aus der Entfernung konnte Martinez die Nervosität des Mannes spüren. Wie eine Wolke waberte sie um ihn und offenbarte sich in jeder seiner Bewegungen, jedem seiner unsicheren Blicke. Martinez runzelte die Stirn. James Reynolds verhieß Schwierigkeiten.
    Dem Senator folgte die übliche Entourage aus überwiegend farblosen Mitarbeitern, darunter eine langbeinige Blondine, die Martinez zu einem flüchtigen Lächeln verleitete. Zumindest hatte der Senator Geschmack. Das änderte jedoch nichts an der Situation, die verfahren genug war. Martinez hasste es, das Kindermädchen zu spielen. Doch nach dem plötzlichen Verschwinden seines Kollegen Burroughs vor anderthalb Jahren in Deutschland war er als einer der wenigen verbliebenen Agenten mit ausreichender Erfahrung im Nahen und Mittleren Osten immer häufiger gezwungen, Einsätze wie diesen zu übernehmen. Das hatte nicht nur ein Überdenken seiner langjährigen Kommunikationsgewohnheiten erfordert.
    »Mr.Reynolds«, begrüßte er den grauhaarigen Mann im Flughafengebäude.
    James Reynolds’ nervöser Blick irrte um Martinez herum. »Sind Sie allein gekommen?«
    »Die Wagen stehen draußen, Senator«, erwiderte Martinez, ohne die Miene zu verziehen. »Wir werden in zwei Gruppen fahren. Folgen Sie mir bitte.«
    Reynolds atmete erleichtert auf, als er sah, dass der Geländewagen, der sie in das Zentrum von Kabul bringen sollte, von zwei Militärfahrzeugen eskortiert wurde, dann winkte er die Blondine zu sich, die sich von einem der anderen Mitarbeiter einen Aktenkoffer geben ließ und mit langen Schritten auf den Wagen zueilte. Beim Einsteigen blieb ihr Blick an Martinez hängen. »Wir sind uns noch nicht vorgestellt worden.«
    »Martinez«, antwortete er kurz, schloss die Tür und nahm ohne ein weiteres Wort neben dem Fahrer Platz.
    Die Fahrt in die Stadt dauerte wie üblich viel zu lange. Der Verkehr war ein einziges Chaos, und Reynolds erkundigte sich mehr als einmal nervös, ob alles in Ordnung wäre. Er war Vorsitzender eines Ausschusses im Senat, der sich mit der Vergabe von Aufträgen für die Versorgung der Truppen in Afghanistan beschäftigte. Er war nicht freiwillig hier. Tatsächlich handelte es sich um eine von höchster Stelle angeordnete Strafmission. Reynolds hatte Scheiße gebaut. Gelder an die falschen Leute gezahlt. Und sich dabei selbst ein paar Dollar in die Taschen gesteckt. Es war immer das Gleiche. Sie waren alle gierig, viel zu gierig, nach dem schmutzigen Geld, das es in Afghanistan zu verdienen gab. Alles, von den Cornflakes für das Frühstück der Soldaten bis zu Munition und Waffen, musste mangels Schienennetz mit Lkw-Konvois durch das Land gebracht werden. Nicht immer erreichten die Ladungen ihr Ziel, selbst wenn horrende Summen an Schutzgeldern an die Warlords der einzelnen Stammesgebiete für die Sicherheit der Straßen gezahlt wurden. Diesen Umstand hatte sich Reynolds zunutze gemacht. Dummerweise hatte er einen Konvoi zu viel verschwinden lassen, darunter ausgerechnet eine Ladung mit Waffen und Munition aus Deutschland.
    Niemand wusste angeblich, wie diese verdammten deutschen Gewehre und Panzerfäuste auf den Lkw gekommen waren. Sie hatten versucht, den Vorfall zu vertuschen, doch dann waren vor einer Woche deutsche Soldaten in einen Hinterhalt geraten und mit ebendiesen Waffen beschossen worden. Noch ahnten die Deutschen nicht, dass ein skrupelloser Senator aus Michigan mitverantwortlich war für den Tod ihrer Helden. Die Kollegen in Langley hatten ganze Arbeit geleistet, dass nichts nach außen drang. Die Frage war nur, wie lange das gutging. Martinez klang noch die erregte Stimme des Agenten aus dem Headquarter im Ohr, der ihn in Sanaa mitten in der Nacht aus dem Schlaf geklingelt hatte. »Wir sitzen auf einem diplomatischen Pulverfass, das jeden Moment hochgehen kann«, hatte er Martinez beschworen. »Wir brauchen Sie sofort in Kabul. Sie müssen die Mittelsmänner des Geschäfts finden.«
    Reynolds’ Mitarbeiterin hinter ihm räusperte sich. »Mr. Martinez?«
    Martinez drehte sich um. Sie starrte eindringlich auf die Gläser seiner Sonnenbrille. »Haben Sie etwas zu trinken im Wagen?«, fragte sie.
    »Tut mir leid, Madam«, verneinte er, »aber wir sind gleich da.« Er wies auf das Botschaftsgebäude, das in diesem Moment zwischen den Bäumen, die die Straße säumten, vor ihnen auftauchte, und fragte sich, welche Rolle sie in

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