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Die Marionette

Die Marionette

Titel: Die Marionette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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beharrlich, so dass Valerie schon glaubte, sie würde sich auch zu dieser Frage nicht äußern. »Ich habe vor drei Jahren eine Therapie begonnen«, erwiderte die Ex-Soldatin schließlich.
    Eine Therapie, die sie abgebrochen hatte, weil die behandelnden Psychologen ständig gewechselt hatten.
    »Sind Sie bereit, es erneut zu versuchen?«, fragte Valerie.
    Katjas Mund wurde schmal. »Ich lass mich nicht erpressen.«
    »Ich auch nicht«, erwiderte Valerie ruhig.
    Etwas Undefinierbares huschte durch das lichte Blau von Katjas Augen. »Es gibt eine Warteliste.«
    »Es gibt die Möglichkeit, eine solche Warteliste zu umgehen«, bemerkte Valerie vorsichtig.
    »Sie kennen sich aus.«
    »Deswegen sind Sie zu mir gekommen, oder?«
    Erneutes Schweigen.
    Auf dem Hauptweg fuhr ein Auto vorbei. Auf dem Rücksitz erkannte Valerie Sibylles schwarzgekleidete Gestalt. Sie hatte den Kopf zurückgelehnt und die Augen geschlossen.
    »Sie haben bei der Bundeswehr eine medizinische Ausbildung durchlaufen, war es nicht so?«, fragte Valerie.
    »Ich war Sanitätsfeldwebel, bevor ich zum KSK gekommen bin.«
    KSK . Die Einheit der Elitesoldaten war nicht groß. Eine eingeschworene Männertruppe. Wie hatte Katja dort Zugang gefunden? Wie gut hatte sie Eric Mayer gekannt? Hatten sie zusammen gearbeitet?
    »Ich wusste nicht, dass es beim KSK auch Frauen gibt«, bemerkte Valerie vorsichtig.
    Katja sah sie nur an. Antwortete nicht.
    »Was war Ihre Aufgabe beim Kommando Spezialkräfte?«
    »Sanitätsspezialist, Fallschirmspezialzug. Wir werden je nach Bedarf überall eingesetzt.« Katjas Stimme klang abschließend, und Valerie war klar, dass sie keine weiteren Informationen bekommen würde. Die Elitesoldaten waren zu absolutem Stillschweigen über ihre Einsätze verpflichtet.
    »Das heißt, dass Sie durchaus in der Lage waren, zu beurteilen, ob der Mann im Sterben lag oder nicht«, stellte Valerie fest.
    »Deshalb brauche ich Ihre Hilfe«, erwiderte Katja. »Werden Sie mich nun vertreten, ja oder nein?«
    Valerie nickte langsam. »Ja, ich denke, das werde ich.«
    Katja Rittmer lächelte das erste Mal seit ihrer Begegnung an diesem Morgen. Später würde sich Valerie an genau diese Situation erinnern, und sie würde sich fragen, ob sie etwas hätte ändern können, wenn sie aufmerksamer gewesen wäre. Mehr auf die feinen Untertöne und Nuancen geachtet hätte in Katjas Worten und Gesten. Sie waren alle so ahnungslos.

[home]
    19. Mai
    Kabul, Afghanistan
    G erwin Bender lauschte auf das gleichmäßige Dröhnen der Flugzeugmotoren und betrachtete aus halb geschlossenen Augen seine Mitreisenden. Der überraschende Tod des Staatssekretärs aus dem Verteidigungsministerium hatte sie gezwungen, ihre Pläne kurzfristig zu ändern. Hagedorn hatte die Reise begleiten wollen, an seiner Stelle war jetzt eine Delegation aus dem Wirtschaftsministerium mit an Bord. Die gesamte Mission erhielt so einen leicht veränderten Schwerpunkt, was Bender sehr entgegenkam.
    Nachdem nun auch offiziell über die unglaublichen Bodenschätze Afghanistans gesprochen wurde, hatte sich die bisher noch gezeigte Zurückhaltung der internationalen Staatengemeinschaft komplett verloren. Allen voran strömten die Chinesen ins Land und versuchten, lukrative Verträge mit den Stammesfürsten der einzelnen Regionen für den Abbau abzuschließen: Eisenerz, Gas, Öl, Kupfer und vor allem Lithium, das Gold der Zukunft. Aber auch deutsche Firmen kämpften um ihren Anteil. Lange bevor die Medien das Thema aufgegriffen hatten, hatte es mit Vertretern der Wirtschaft und der Politik Gespräche gegeben, wie sich Deutschland seinen Anteil an diesen wichtigen Ressourcen sichern könnte. Nicht zuletzt deswegen war die Bundeswehr gegen alle Widerstände nach wie vor vor Ort, obwohl der gesamte Einsatz immer mehr zum Desaster wurde. Sie erfüllten ihre Verpflichtungen gegenüber den Amerikanern und erhielten auf diese Weise ihr Stück vom Kuchen. Auch Bender hatte lange überlegt, ob sich im Bereich der Rohstoffförderung für die Larenz-Werke ein zukunftsfähiges Geschäftsfeld etablieren ließ, sich dann aber in Abstimmung mit seinen Vorstandskollegen dagegen entschieden. Die Erschließung und Förderung der Bodenschätze erforderte einen immensen Ausbau der Infrastruktur des Landes. Wenn sie es geschickt anstellten, konnten sie sich damit ein von den Börsen und dem Weltmarkt unabhängiges Segment sichern, das dem Konzern auf Jahre hin lukrative Einnahmen in Milliardenhöhe einbringen würde. Milan

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