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Die Marionette

Die Marionette

Titel: Die Marionette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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reinzuschauen.«
    »Ich möchte, dass es dir, soweit das im Moment möglich ist, gutgeht.«
    »Ich weiß«, sagte Sibylle.
    Valerie nahm sich vor, herauszufinden, ob ein unauffälliger Personenschutz trotz Sibylles Widerstand nicht doch möglich war. Nachdem sie sich von Milans Witwe verabschiedet hatte, warf sie einen Blick auf ihre Uhr. Es war schon zu spät, um noch die Filiale der Bank aufzusuchen, die Milan auf der Karte notiert hatte. Vermutlich wäre es auch kein besonders kluger Schachzug, dorthin zu fahren, nachdem sie gerade bei Sibylle gewesen war. Als sie wieder in die Straße einbog, in der das Haus der Vieths lag, betrachtete sie die Fahrzeuge, die am Straßenrand geparkt waren. Die Menschen, denen sie begegnete. Ihr fiel nichts Ungewöhnliches auf.
Sie beobachten dich,
hatte Milan seiner Frau geschrieben. Warum sollte er ihr grundlos Angst machen, gerade jetzt, im Endstadium einer schwierigen Schwangerschaft? Auf was hatte er sich eingelassen? Und welche Risiken waren damit für Sibylle verbunden? Valerie hatte die Daten auf dem USB -Stick tatsächlich gesichtet, aber sie hatte nur wenig damit anfangen können. Sie hatte gegenüber Sibylle genauso geblufft wie gegenüber Eric Mayer – aus der festen Überzeugung heraus, dass Milan unschuldig war. Sie brauchte einen Ansatzpunkt, um die Daten zu verstehen, einen Schlüssel. Vielleicht fand sie ihn in dem Bankschließfach.

[home]
    20. Mai
    Kabul, Afghanistan
    U ngläubig blickte Don Martinez auf den reglosen Körper zu seinen Füßen, auf die leeren Augen und das kleine, kreisrunde Loch in der Stirn von Senator James Reynolds. Ein Schuss. Ein Treffer. Die Arbeit eines Profis. Es war das erste Mal seit mehr als zehn Jahren, dass er versagt hatte, dass eine Person, für deren Sicherheit er verantwortlich war, getötet worden war. Langsam wandte sich Martinez um. Das Gelände war weiträumig abgesperrt. Die Sonne brannte auf den Schotter, überall war amerikanisches Militär. In solchen Fällen ließen sie die afghanischen Sicherheitskräfte nicht einmal in die Nähe des Tatorts. Außerhalb der Absperrung standen ein paar Schaulustige. Sie blieben auf Abstand, spürten die angespannte Stimmung der Amerikaner. Die Durchsuchung der umliegenden Häuser war noch nicht abgeschlossen. Martinez beobachtete, wie sich eine Tür öffnete, wie Soldaten eine Gruppe Männer herausstießen. Wie sie einem von ihnen den Lauf einer Maschinenpistole in den Rücken rammten, als er zögerte. Martinez entging nicht der Hass in den Gesichtern der Afghanen. Die Wut, die gepaart mit der Angst zu einer gefährlichen, unberechenbaren Mischung geworden war. Martinez wusste, dass die Afghanen nicht für Reynolds’ gewaltsamen Tod verantwortlich waren, auch wenn die amerikanische Führung es nach außen hin so darstellen würde. Wenn ein amerikanischer Senator in Kabul auf offener Straße erschossen wurde, war das ein Angriff auf die Vereinigten Staaten. Niemand würde dahinter einen Wirtschaftskrieg vermuten. Sie würden einen der Afghanen, die sie verhaftet hatten, nach Bagram bringen. Vielleicht auch zwei. Sie würden gestehen. Martinez wich den Blicken der Männer aus. Sie ahnten, was sie erwartete. Sie hatten schon oft gesehen, erlebt, was in solchen Situationen geschah. Und sie hatten zu ihrem Gott gebetet, dass er sie verschonen möge. Aber Allah hörte sie nicht.
    Es würde Martinez’ Aufgabe sein, herauszufinden, wer tatsächlich hinter dem Mord an Reynolds steckte. Der Senator war in schmutzige Geschäfte verwickelt gewesen und schreckte auch vor Mord nicht zurück. Das hatten seine Handlanger zuletzt in Deutschland eindrucksvoll bewiesen, wo sie die deutschen Behörden mit gefälschten Beweisen an der Nase herumgeführt und den Hauptverdächtigen in der sogenannten Larenz-Affäre kurzerhand beseitigt hatten. Jetzt hatte es Reynolds erwischt.
Equal pay for equal work.
    Martinez verspürte deswegen kein Bedauern. Nur Ärger. Reynolds war einer dieser aufgeblasenen, skrupellosen und geldgierigen Politiker gewesen, der mit dem gezielten Kopfschuss für all das, was er getan hatte, vermutlich einen viel zu leichten Abgang gehabt hatte, allerdings durchkreuzte sein Tod Martinez’ Pläne. Reynolds war ihr wichtigster Zeuge gewesen.
    Martinez ging zu Barrett, der in seiner Splitterschutzweste den Charme eines Pfadfinders auf seiner ersten Entdeckungstour verströmte. »Wir müssen umgehend ein Treffen mit dem CEO der Larenz-Werke arrangieren, Gerwin Bender. Kontaktieren Sie

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