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Die Marionette

Die Marionette

Titel: Die Marionette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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ihm injiziert hatten, hätte vermutlich gereicht, um einen Bullen umzuhauen. Aber Mayer war hart im Nehmen. Das war er immer schon gewesen.
    Sie hatten keine Zeit zu verlieren, deshalb kam Martinez ohne Umschweife zur Sache. »Es heißt, du bist für den Tod des Senators verantwortlich, Mayer.«
    Mayer sah ihn an. Sein Blick war nicht mehr so leer, wie noch Minuten zuvor. Er wusste genau, worum es ging und was für ihn auf dem Spiel stand. Martinez bemerkte, wie sich die Muskeln unter Mayers weißem Hemd spannten, wie sein Blick unauffällig durch den Raum flog. Mayer überlegte bereits, wie er hier herauskommen konnte, während er gleichzeitig eine Antwort formulierte. »Was wollt ihr von mir, Don?«
    »Antworten, keine Fragen, Mayer.«
    Mayers Mund wurde schmal. »Glaubst du wirklich …?«, begann er.
    Martinez fixierte ihn kalt. »Antworten, keine Fragen«, wiederholte er leise.
    Mayer schwieg.
    Martinez stand auf. »Wir können das hier kurz und mit wenig Aufwand hinter uns bringen. Es kann aber auch sehr unangenehm werden. Es liegt allein an dir.« Er verließ den Raum, ohne sich noch einmal umzusehen.
    Draußen wartete Barrett. »In der deutschen Botschaft herrscht eine ziemliche Aufregung wegen Mayers Verschwinden.«
    »Haben Sie das Gerücht gestreut, dass er sich abgesetzt hat?«
    Barrett nickte kurz.
    Martinez zog seine Jacke aus. »Ich will die nächste Stunde nicht gestört werden.«
    Barretts Blick flog über das Tattoo auf Martinez’ Arm. »Und ich soll ganz bestimmt nicht noch jemanden runterschicken?«
    Martinez zog nur spöttisch eine Augenbraue hoch, und Barrett beeilte sich, den Raum zu verlassen.
Grind,
dachte Martinez nicht zum ersten Mal. Streber. Aber er hütete sich, die Gefahr zu unterschätzen, die von Barrett ausging. Der Neuling würde jede Chance nutzen, sich ins rechte Licht zu rücken, koste es, was es wolle. Martinez wartete, bis die Schritte seines jüngeren Kollegen auf der Treppe verklungen waren, dann verriegelte er die Tür von innen und ging zurück zu Mayer.
     
    »Okay, Mayer«, sagte er. »Wir haben etwa sieben Minuten, in denen du mir erzählen kannst, wie du es geschafft hast, in deiner Firma so ins Kreuzfeuer zu kommen. Und ich hoffe, du hast eine verdammt gute Erklärung.«
    Ein flüchtiges Lächeln huschte über Mayers Gesicht. »Du bist immer noch verflucht gut, Don. Ich hätte dir fast geglaubt.«
    »Mein Job, Mayer.« Er betrachtete den BND -Agenten nachdenklich. »Ich hab dich da gerade noch rausgekriegt«, fügte er hinzu, während er die Handschellen löste. »Wenn du in die deutsche Botschaft zurückgekommen wärst, hätten sie dich festgenommen, und ich glaube nicht, dass du unter den gegebenen Umständen dein Land lebend wiedergesehen hättest. Dieser Bender hat ein verdammt gutes Back-up.«
    Mayer massierte seine Handgelenke, reckte seine Schultern. »Ich sollte dir jetzt vermutlich dankbar sein, dass deine Leute mich fast umgebracht haben.«
    »Sei nicht kleinlich. Sie haben Angst vor dir. Du hast einen Ruf.«
    Mayer rieb sich die Schläfen. »Was weißt du über Bender?«
    »Genug, um ihn ernst zu nehmen. Jetzt erzähl.«
    »Hast du noch was zu trinken?«
    Martinez grinste. »Wenn du meine Fragen beantwortet hast.«
    Mayer schüttelte den Kopf, während Martinez ihm eine Flasche reichte.
    Er trank sie zur Hälfte leer. »Bender steckt also tatsächlich hinter den Waffengeschäften«, sagte er dann. »Wie seid ihr dahintergekommen?«
    »Es kam eins zum anderen«, erwiderte Martinez vage.
    Mayer beließ es dabei. Er fuhr sich über die Augen, stand auf und kämpfte verbissen gegen seine Benommenheit.
    »Was hast du vor?«, fragte Martinez.
    »Ich muss in das Auslieferungslager der Larenz-Werke hier in Kabul, bevor sie alle Beweise vernichten«, antwortete Mayer abwesend. Dass er ihm diese Information so bereitwillig gab, war für Martinez ein sicheres Zeichen, dass die Wirkung der Betäubungsmittel noch immer nicht nachgelassen hatte. Martinez packte seinen Freund am Arm und zog ihn auf den Stuhl zurück. »Du gehst nirgendwohin. Du musst raus aus Afghanistan. Ich hab schon alles organisiert.«
    Mayer schüttelte den Kopf. »Don, ich …«
    »Mayer, sie werden dich umbringen.«
    Mayer runzelte die Stirn, und Martinez fluchte innerlich. Aus Erfahrung wusste er, dass er Mayer nicht gegen seinen Willen aus dem Land bekommen würde. Mayer konnte störrisch sein wie ein Maulesel. »Hör zu, ich werde reingehen. Ich hol dir aus diesem Materiallager raus, was du

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