Die Marionette
brauchst.«
Mayer starrte ihn an.
»Ich weiß, dass du Kontakt zu Paul Clarke aufgenommen hast«, fuhr Martinez geduldig fort. »Ich weiß, woran du arbeitest und was du beweisen willst.« Er hätte es niemals zugegeben, aber er war erleichtert gewesen wie selten in seinem Leben, als Malcolm ihm letztlich Mayers Unschuld und Benders Verwicklung in die Geschäfte bestätigt hatte.
»Seit wann bist du in Afghanistan?« Mayer war noch immer misstrauisch.
»Ich bin mit Reynolds gekommen«, erwiderte Martinez. »Wir arbeiten an derselben Sache, Mayer.«
Mayer nahm noch einen Schluck Wasser.
Es war alles andere als leicht gewesen, Bender zu überführen, selbst für Malcolm. Der Deutsche war äußerst vorsichtig im Umgang mit der elektronischen Kommunikation, und die Sicherung des Firmennetzwerkes der Larenz-Werke war State of the Art. Aus diesem Grund hatte Martinez auch Malcom und niemand anders angerufen, selbst wenn das eine Konfrontation mit seiner eigenen Vergangenheit bedeutet hatte, die er lieber vermieden hätte. Eines Tages würde er Mayer diese Rechnung begleichen lassen. Jetzt galt es jedoch, ihn zur Kooperation zu bringen.
»Also, was?«, hakte er nach.
Mayer schloss kurz die Augen. »Okay, Don …«, sagte er schließlich. »Ich verlasse mich auf dich.«
Martinez atmete auf. »Du gibst mir die Details unterwegs«, erwiderte er. »Ich muss dich aus der Botschaft bringen und raus aus diesem Land.« Er warf einen Blick auf seine Uhr.
»C’mon, time’s running.«
Mayer war noch wackelig auf den Beinen. Martinez stützte ihn, als sie die Treppen hinauf zum Hinterausgang stiegen. Er öffnete die Tür. Gleißendes Licht strömte ihnen entgegen. Wärme. Mayer stöhnte auf und bedeckte seine Augen. »Was für ein Scheißzeug habt ihr mir gespritzt?«, fluchte er, war aber sofort still, als Martinez warnend die Hand auf seinen Arm legte. Reynolds’ langbeinige blonde Begleitung stand etwa zwanzig Meter von ihnen entfernt, rauchte und telefonierte. Sie hatte sie noch nicht bemerkt.
Martinez drückte Mayer in den Schatten zurück. »Warte hier.« Dann ging er auf sie zu. »Hey, Lady«, sagte er. »Sie sollten hier draußen nicht allein rumlaufen. Das ist zu gefährlich.«
Sie maß ihn von oben bis unten, warf die Zigarette auf den Boden und trat sie langsam aus, während sie gleichzeitig ihr Telefongespräch beendete. Dann machte sie einen Schritt auf ihn zu. »Warum gehen Sie mir ständig aus dem Weg?«, fragte sie. Sie schien den Senator nicht zu vermissen.
»Sie sollten wieder reingehen«, sagte Martinez.
Ein verführerisches Lächeln, ein berechnender Augenaufschlag. Mit einem Finger berührte sie seinen Arm und fuhr langsam über das Tattoo. Vielleicht hätte ihre Kühnheit ihn zu einem anderen Zeitpunkt herausgefordert, aber jetzt war er nicht in der Stimmung dafür. Wortlos griff er nach ihrer Hand. Sie zuckte zusammen, als seine Finger sich mit festem Griff um die ihren schlossen. »Gehen Sie wieder rein«, wiederholte er leise, aber bestimmt. »Das ist eine Nummer zu groß für Sie.«
Sie schnappte nach Luft, ungläubig beinahe, dann wandte sie sich ohne ein weiteres Wort ab und strebte mit langen Schritten dem Botschaftsgebäude zu.
»Wer war das?«, fragte Mayer, nachdem sie verschwunden war.
»Sie hat den Senator gevögelt.« Martinez zog seinen Autoschlüssel aus der Tasche und wies auf einen dunklen Geländewagen mit getönten Scheiben, der gleich hinter dem Hinterausgang parkte. »Wir nehmen den.«
Mayer lehnte sich kurz dagegen, bevor er einstieg.
»Ich kann dich offiziell nicht unterstützen«, sagte Martinez, als sich Augenblicke später das Tor öffnete, und sie auf die belebte Straße fuhren. »Das ist dir klar?«
Mayer nickte. »Ich komme zurecht.«
Martinez warf seinem deutschen Freund einen flüchtigen Blick zu. Mayer sah müde aus, er hatte tiefe Augenringe und eine ungesunde Gesichtsfarbe. Und das rührte nicht nur von dem Cocktail her, den ihm die bezahlten Söldner der Agency verpasst hatten. »In weniger als einer Stunde fliegt von der Air Base in Bagram eine Militärmaschine nach Ramstein. Ich kenne den Piloten aus dem Irak. Er wird dich auch aus dem Stützpunkt schleusen. Danach bist du auf dich allein gestellt. Hast du jemanden in Deutschland, dem du vertrauen kannst? Jemand, der mit der Firma nichts zu tun hat?«
Wieder nickte Mayer. »Mach dir um mich keine Sorgen, Don.«
Martinez schwieg. Er hatte sich noch nie so viele Sorgen um Eric Mayer
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