Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Marionette

Die Marionette

Titel: Die Marionette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
Vom Netzwerk:
wissen nicht, wie lange wir schützend die Hand über Sie halten können«, hatten seine Vorgesetzten ihm gesagt und ihm zu verstehen gegeben, dass seine Karenzzeit so lange andauerte, bis Katja Rittmer gefunden und damit die momentane Lage entschärft war. Was danach kam, hing nicht zuletzt von der politischen Stimmung in Berlin ab, darüber machte Mayer sich keine Illusionen.
    Im Team war zumindest ein bekanntes Gesicht. Jochen Schavan hatte ihn begrüßt: »Ich freue mich, dass Sie endlich hier sind.« Mit keinem Wort war der grauhaarige, asketische Mann auf den im Raum stehenden Verdacht gegen Mayer eingegangen, was ein klares Signal an alle anderen Anwesenden war. Er war beim BKA inzwischen Leiter der Abteilung für polizeilichen Staatsschutz und als Koordinator vor allem dann gefragt, wenn es Notfälle wie diesen gab. »Katja Rittmer arbeitet rasend schnell«, sagte er jetzt. »Sie hatte sich über einen Administratoren-Zugang eine Tür in das Intranet des Verteidigungsministeriums geöffnet und Zugriff auf einfach alles gehabt, selbst auf die Mails des Ministers.«
    »Wie ist sie an die nötigen Zugangsdaten gekommen?«, fragte Mayer.
    »Das wissen wir noch nicht, aber wir arbeiten dran. Wir halten es für unwahrscheinlich, dass es ihr in der kurzen Zeit gelingt, sich auch in das Netz des BKA zu hacken, aber auf Ihr Anraten hin haben wir dennoch die gesamte Kommunikation zu dem Fall extra gesichert und verschlüsselt.«
    »Manchmal hat es durchaus Vorteile, dass unsere Behörden technisch noch auf dem Stand von vorgestern sind«, bemerkte Wetzel spöttisch. Die Kritik an der technischen Ausstattung der Ermittlungsbehörden war eins von Wetzels Steckenpferden. Schavan kommentierte Florians Bemerkung nicht, aber Mayer bemerkte wohl, dass sie dem BKA -Beamten missfiel. Er war ein aufrechter Polizist und dem System trotz aller auch ihm bekannten Defizite treu ergeben. »Wie kommen wir an Katja Rittmer heran?«, fuhr er fort und wies auf die Karte, die an der Wand des Besprechungsraumes befestigt war. Fähnchen markierten Katjas letzte verifizierte Aufenthaltsorte. »Und was wird sie als Nächstes tun? Womit müssen wir rechnen?«, fügte er zu Mayer gewandt hinzu.
    »Sie weiß, dass Milan Vieth nichts mit den Waffengeschäften zu tun hatte«, antwortete dieser. »Also wird sie versuchen herauszufinden, wer wirklich dahintersteckt.«
    Wetzels Augen leuchteten auf. »Wir könnten ihr mit ein paar geschickt gestreuten Informationen eine Falle stellen.«
    Der Klassiker. Agieren statt reagieren. Den Gegner auf bekanntes Terrain locken und selbst die Parameter setzen. Mayer war sich nicht sicher, ob das bei Katja die richtige Taktik war, doch einen Versuch war es sicher wert.
    »Dafür bräuchten wir einen Lockvogel«, bemerkte Schavan.
    Wetzel rieb sich das Kinn. Er und Mayer tauschten einen Blick.
    »Völlig ausgeschlossen«, fuhr Schavan dazwischen, bevor auch nur einer von ihnen etwas sagen konnte. »Es wäre zu offensichtlich, wenn Sie diese Rolle übernehmen«, sagte er zu Mayer.
    »Bender hat sich große Mühe gegeben, es so aussehen zu lassen, als ob ich maßgeblich an den Geschäften beteiligt bin, warum sollten wir das nicht ausnutzen?«
    Schavan schüttelte den Kopf. »Katja Rittmer kennt Sie zu gut.«
    Mayer zog eine Braue hoch. »Wie kommen Sie darauf?«
    Schavan zuckte mit den Schultern. »Meine Abteilung hat ein wenig recherchiert«, antwortete er beiläufig.
    »Diese Akte würde ich gern sehen«, bemerkte Mayer kühl.
    »Warum nehmen wir nicht einfach Bender?«, mischte sich Wetzel eine Spur zu hastig ein. »Wir müssen ihn sowieso unter Personenschutz stellen.«
    »Das kriegen wir nie genehmigt«, erwiderte Schavan skeptisch. »Und selbst wenn, würde es zu lange dauern. Wir brauchen eine schnelle Lösung.«
    Mayer dachte an Katjas Mail, die er am vergangenen Abend erhalten hatte.
Es ist vorbei, Eric. Alles ist vorbei. Ich kann nicht mehr zurück. Jetzt nicht mehr. Ich wollte, du wärst hier.
    Ein Hilferuf.
    Er hatte sie angerufen. Ihr auf die Mailbox gesprochen, in der Hoffnung, dass der vertraute Klang seiner Stimme mehr bewirkte als Buchstaben auf einem Bildschirm. Er hatte nicht viel gesagt. Sie nur gebeten, ihn zurückzurufen, wo auch immer sie sein mochte. Sie hatte es nicht getan, aber sie hatte ihm eine SMS geschickt. Drei Worte nur.
Ich kann nicht.
    Der Cluster, in dem sich ihr Handy kurz für diese Meldung angemeldet hatte, war das neueste Fähnchen auf ihrer Karte. Das Signal wurde in der

Weitere Kostenlose Bücher