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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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die Plassenburg und die Zeit ihrer Haft in der Vogtei. Sie schilderte ihre anfängliche Wut und dann die schreckliche Hoffnungslosigkeit, die Einsamkeit und auch ihre Todessehnsucht.
    »Wenn Ihr die Predigten Eures Vorgängers je gehört hättet, Kaplan, dann hättet Ihr vielleicht verstanden, dass ich damals nicht einmal in der Kirche Trost gefunden habe. Ich zweifelte am Glauben und fragte mich, warum Gott es zulässt, dass mein Bruder mich so straft. Eine Zeit lang habe ich mich sogar geweigert, die Messe zu hören. Aber dann war da die Madonna. Ihretwegen bin ich wieder in die Kapelle gegangen. Immer dann, wenn der alte Körber Feuer und Schwefel auf die Gemeinde herabregnen ließ, habe ich die Muttergottes angeschaut, und sie hat mich getröstet. Bei ihrem Anblick habe ich wieder daran geglaubt, dass es ein Himmelreich und einen
gütigen Gott gibt. Wenn sie nicht gewesen wäre – ich hätte meine Religion verloren. Deshalb, Vater Tiefenthaler, liebe ich diese Madonna. Sie hat mir in einer schlimmen Zeit Halt gegeben.«
    Tiefenthaler war betroffen von dieser Bitte für die Muttergottes und auch von der Geschichte der Markgräfin. »Ihr habt schwere Zeiten durchgemacht, Euer Gnaden, und Ihr seid eine bewundernswerte Frau. Alle sprechen mit Respekt und Hochachtung von Euch, und jetzt verstehe ich auch, warum.«
    Katharina brachte endlich den Wein und die Süßigkeiten und baute alles auf einem Tischchen vor den beiden auf. Ihr Haar war in Unordnung, und sie hatte rote Flecken auf Wangen und Hals.
    »Tut mir furchtbar Leid, dass ich so spät komme, aber der Keller war versperrt, und ich hab den Kellerknecht nicht gefunden. Und dann waren in der Küche keine Nelken mehr da, für den Gewürzwein. Der Koch hat dafür mehr Honig hineingetan, lässt er ausrichten.« Das lebhafte Ding plapperte in einem fort und wirkte aufgekratzt wie nie. Sie hatte die Gabe, mit ihrer Fröhlichkeit auch den mürrischsten Griesgram anzustecken, und auch jetzt war die ernste Stimmung im Raum wie weggewischt. Barbara und Tiefenthaler begannen, über angenehmere Dinge zu plaudern, während sich Kätha wieder ins Nebenzimmer zurückzog.
    »Wo steckst du denn die ganze Zeit?« Susanna sah von ihrer Stickerei auf. »Du kannst doch unmöglich so lange gebraucht haben, um Wein zu holen?«
    Kätha breitete die Arme aus und ließ sich rückwärts aufs Bett plumpsen, dass ihre blonden Zöpfe flogen. Sie tat einen tiefen Seufzer.
    »Ich habe ihn getroffen!«
    Susanna riss die Augen auf, ließ das Stickzeug fallen und setzte sich mit gerafften Röcken neben die Freundin. »Den welschen Maler? Erzähl!«
    »Er wollte gerade in die Küche zum Farbenmischen, als ich mit meinem Wein herausgekommen bin. Wir wären fast zusammengestoßen.«
    »Und – was hat er gesprochen?«
    »Na, Süßholz hat er geraspelt. Und das Tablett hat er mir getragen bis kurz vor die Hofstube. Und dann … «
    Susanna platzte vor Neugier. »Und dann … «
    »Dann hat er mich geküsst!« Ein seliges Lächeln umspielte Käthas Lippen.
    Susanna stöhnte auf. »Du Glückspilz!«
    Kätha setzte sich wieder auf. »Bist du am Ende eifersüchtig?«
    Susanna lachte. »Ach wo! Glaubst du, einer wie der könnte sich in ein so hässliches Ding wie mich vergucken? Außerdem hab ich doch meinen Konrad in der Stadt, der langt mir schon.«
    »Gott sei Dank.« Katharina schaute träumerisch
auf den Wandteppich, der die Kälte der Außenwand abfangen sollte. »Weißt du, wie er mich nennt? Anschelina – das heißt Engelchen.« Sie gluckste. »Er sagt, ich sehe mit meinen hellen Haaren genau wie ein Engel aus.«
    »Benehmen tust du dich aber nicht wie einer, wenn du dich in aller Öffentlichkeit von ihm küssen lässt!«
    »Es hat ja keiner gesehen. Du, Susanna, wenn du zu irgendjemandem ein Sterbenswörtchen sagst … «
    »Spinnst du? Ich werde schweigen wie ein Grab.« Susanna hob die Schwurfinger.
    Kätha rollte sich aus dem Bett und strich ihre Röcke glatt. »Was bereden die zwei da drinnen denn so lange?«
    »Weiß ich’s? Scheinen sich ja gut zu verstehen, und das, obwohl sie vorhin wegen der Muttergottes gestritten haben.« Susanna äugte durch die spaltbreit geöffnete Tür. »Meiner Seel«, flüsterte sie, »komm schnell her, Kätha, wie der neue Pfarrer die Herrin anschaut! Der macht Augen wie ein angestochenes Kalb!«
    »Was du wieder siehst! So einer wie der denkt doch den ganzen Tag nur ans Beten!«
    »Das meinst auch bloß du! Und was ist mit den Kulmbacher Pfaffenhuren? Sogar

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