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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Zuber mit Karpfen, Forellen, Weißfischen und Neunaugen auf Karren angeliefert und in den Fischkasten geschüttet, wo die Fische noch bis zum Schlachten schwimmen konnten.
     
    Für Barbara war es ein besonderer Tag. Zum ersten Mal seit dem Tod ihres Vaters sollte sie mit ihren beiden Brüdern zusammentreffen. Diesen Moment hatte sie lange herbeigesehnt. Endlich, nach so vielen Jahren, würde sie den ältesten Bruder, Georg, wiedersehen. Er war, so kannte sie ihn als Kind, nachgiebig, ruhig und von versöhnlichem Naturell, und sie erhoffte sich von ihm das Verständnis, das ihr Vater, Albrecht und die restliche Familie nicht aufbrachten. Georg kam außerdem vom ungarischen Hof, wo er erzogen worden war, und konnte ihr bestimmt Neues darüber erzählen, wie es nun König Matthias mit ihren fünfzigtausend Gulden halten wollte. Vielleicht hatte er sich ja sogar bei ihm für sie verwendet.
    Die Zusammenkunft mit Albrecht dagegen erfüllte sie mit gemischten Gefühlen. Seit sie ihren Bruder mit dem Landgrafen von Leuchtenberg überrascht hatte, war keine Gelegenheit gewesen, ihn zu sprechen. Aber ihr war sehr wohl klar, was es bedeutete, dass
er sie vom gemeinsamen Unterricht ausgeschlossen hatte. Sie wusste jetzt etwas über ihn, was ihn vor aller Welt bloßstellen konnte, kannte sein meistgehütetes Geheimnis. Das musste ihm unerträglich sein. Ob er sie nun dafür hasste?
    Sie schob die düsteren Gedanken beiseite. Bestimmt würden ihr die Brüder als ihre Vormünder gestatten, die Ehe mit Wladislaus von Böhmen zu lösen und mit den fünfzigtausend ungarischen Gulden eine eigene kleine Hofhaltung zu bezahlen. Damit hätte die Abhängigkeit von ihrer Familie ein Ende, und sie wäre außerdem frei für eine neue Verbindung. Mit dreiundzwanzig Jahren war sie, dessen war sie sich wohl bewusst, nicht mehr jung, aber sie besaß ein eigenes kleines Vermögen und konnte immer noch Kinder bekommen. Nach wie vor würde sie eine gute Partie sein, zwar nicht mehr auf europäischer oder auf Reichsebene wie vorher, aber wenigstens für den einheimischen Adel. Sie spürte Hoffnung in sich aufsteigen. Alles würde gut werden.
    Als die Mittagszeit kam und ein Diener das Zwischenessen brachte, gesellte sich die alte Amme zu ihr und teilte das einfache Mahl mit ihr.
    »Ach, Martsch, ich glaub, bald wird alles anders. Stell dir bloß vor, wenn ich endlich frei bin. Albrecht und Georg können mir doch nichts Übles wollen. Der Georg war immer ein lieber Bursch, zwar ein bisschen träge, aber mit einem guten Herz. Und der
Albrecht ist doch mein Lieblingsbruder. Er wird ein Einsehen haben, ganz bestimmt. Der gesunde Verstand wird für mich sprechen. Ich kann’s gar nicht mehr erwarten.«
    Die alte Amme sagte lieber gar nichts und aß stumm weiter. Im Gegensatz zu Barbara, die auf ihren kleinen Bruder nie etwas kommen ließ, hatte sie den jungen Albrecht immer mit Misstrauen betrachtet. Sie wusste von seinen nächtlichen Saufereien in Ansbach und von den Schlägen, die er seinen Kammerdienern angedeihen ließ. Unter der Dienerschaft wurde viel Schlechtes über den jungen Markgrafen geredet, und man hielt sich möglichst von ihm fern, besonders wenn er getrunken hatte. Die Martsch war sich nicht sicher, ob er mit Barbaras böhmischer Ehe die noch so vagen Ansprüche auf das schlesische Herzogtum aufgeben würde. Sie wusste auch, dass im Haus Brandenburg die Frauen nichts galten. Wenn Barbara dies nicht hinnehmen, sondern aus ihrer Ehe ausbrechen wollte, so würde dies ein harter Kampf werden. Und die Martsch fürchtete, dass ihr Schützling diesen Kampf nicht gewinnen konnte.
     
    Am späten Nachmittag ritten die beiden markgräflichen Brüder mit großem Gefolge im Schloss ein. Beide hatten sich für den Umritt fein herausgeputzt, besonders Georg, der eine Vorliebe für Mode und alles Schönsinnige hatte. Albrecht trug eine glänzende
Prunkrüstung, die aus seiner schmächtigen Gestalt eine Achtung gebietende Figur machte. Georg hingegen setzte mehr auf bunte Farben in Zivil, die neuesten zweifarbigen Ballonhosen und eine Kappe mit aufgenähten goldenen Medaillen. Beide waren bester Laune und unterhielten sich angeregt mit dem Neustädter Schlossvogt, der ihnen zur Begrüßung entgegengeeilt war. Aus einer geschlossenen Kutsche stiegen die Markgrafenmutter, die nun ihren Witwensitz in Neustadt aufschlagen würde, und die Töchter Kunigunde und Ursula. Während die alte Markgräfin, eine hoch gewachsene und Ehrfurcht gebietende Erscheinung,

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