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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Brust, das hilft. He, ihr zwei da drüben! Tragt den Amputierten ins Zelt zu den Schwerverletzten. Aber vorsichtig!«
    Nachricht des Hauptmanns auf dem Gebirg und
des Hofmeisters zu Plassenburg an den Markgrafen
Georg von Brandenburg-Ansbach, 14 .September 1544
     
    Gottes Lieb und unsern Gruß zuvorn, gnediger Herr Georg. Dieweiln wir auf unsern letzten Bericht an Markgraf Albrechten nach Speyer kein Antwort erhalten haben, wollen wir uns fuglich an Euch wenden. Mit Eurer Schwester wird es je länger je schwieriger, wovon wir mehrmals an Euch und Euern Bruder berichtet haben. Ist sie nicht in Traurigkeit und Melancholei befangen, so bemächtigt sich ihrer eine große Aufgeregtheit und Anspannung. So weigert sie sich oftmals, den Gottesdienst zu besuchen und lässt verlauten, sie spräche nächtens selber mit Gott und den Heiligen!
    Wir befürchten nun, dass sich die Frau Barbara ein Leids anthun könnte und bitten Euer markgrefliche Gnaden um Rathschlag, wie wir weiter verfahren sollen. Unser unterthenigster Vorschlag wäre, ihr eine
Dienerin beizugeben, die ihr aufwarten und schlimmen Zufällen hindern könnte. Baldige Nachricht ist vonnöthen, darumb bitten wir, dem Bothen gleich Nachricht mitzugeben. Unsern Dank und Gehorsam.
     
    Gegeben zu Plassenberg am Tag exaltatio crucis
anno 1544
Wolf von Schaumberg, Haubtmann auf dem Gebirg
Wilhem von Guttenberg, Hofmeister
    Kurze Nachricht des Markgrafen Georg von Brandenburg-Ansbach
an den Hauptmann auf dem Gebirg,
20 .September 1544
     
    Gottes Gruß zuvorn, bester Wolfen von Schaumberg. Nimbt mich Wunder, dass Markgraf Albrecht auf deine Schreiben kein Antwort gibt, so muss ich allso auch für ihn mit sprechen. Deine Nachricht über das Befinden unserer Schwester betrübt mich schwer, doch liegt es in ihrer Hand, aus der Verhaftung zu kommen. Wenn sie zuweiln der Melancholie anheim fällt, so liegt das am Ungleichgewicht der Körpersäfte. Ihr Temperament ist dann feucht und kalt im Übermaß, weil zu viel schwartze Galle im Körper sich befindet. Deshalb ist zu empfehlen, ihr stark und scharf gewürztes Essen geben zu lassen mit Pfeffer, Nelken und anderm. Man hört, dass solcherart Melancholei dann geheilt ist,
wenn schwarzer Urin auftritt, weil dann die Galle auf natürlichem Weg abgeht. Du wollest also den Inhalt der Nachtscherben meiner Schwester beobachten lassen und Meldung machen, wenn solches eintritt.
    Dass mein Schwester meint, nächtens in persona mit himmlischen Mächten zu sprechen, ist höchst gefährlich – derhalben mein ernstlich Befehl, du mögest dies füglich für dich behalten. In Zeitläuften unsicherer Religion wie den jetzigen mag solche Wirrnis leicht für Ketzerei ausgelegt werden. Unsre Lage als protestantischer Fürst mit einem Bruder, der für das katholische Habsburg im Feld steht, ist ohnedies schon schwierig genug. Stellt sich bis zum Frühjahr keine Besserung ein, so ist mein Befehl, ihr eine oder zwei unbescholtene Mägdlein oder Frauen beizugeben, damit sie nicht Gefahr für uns und unsern Bruder schaffe. Mit Gott.
     
    Gegeben zu Ansbach, den Sambstag vor Matthei
Georg, Markgraf zu Brandenburg-Ansbach

Plassenburg, April 1545
    Die Sonne ging gerade unter, als sich das äußere Tor der Burg öffnete und die kleine Gruppe der Schlossbediensteten entließ, die in der Stadt wohnten. Schwatzend und lachend marschierten die Aufspülerin
und die Wäscherin, der alte Ochsenknecht, der Kanzleischreiber und einer der Stalldiener den steilen Weg nach Kulmbach hinunter.
    »Das Abendvesper wird immer schlechter, seit der dicke Veit aus Bayreuth Koch ist«, regte sich der Schreiber auf, »so ein zähes Trumm Krautfleisch wie heut hab ich mein Lebtag noch nicht erwischt.«
    Der Stallknecht grinste.
    »Jetzt geht mir auf, warum ich heut früh den alten Sattel in die Küche hab bringen müssen. Den hat der Veit ins Kraut geschmissen!«
    Die beiden Frauen kicherten. Eine von ihnen trug in der gerafften Schürze die Reste vom Gesindetisch, um daheim ihre fünf Kinder zu versorgen.
    Alle hielten inne, als sich ihnen ein großer Trupp Reiter von unten her näherte. Es musste sich um Landsknechte handeln – sie trugen Brustpanzer und hatten Spieße und Schwerter dabei. Je zwei von ihnen ritten auf stämmigen Pferden nebeneinander. Es waren mindestens dreißig oder vierzig.
    »Aus dem Weg, ihr da!«, schrie einer der Reiter. »Macht Platz, ihr Lahmärsche!«
    Die Fußgänger drängten sich an einer Engstelle am Rande des Fußwegs zusammen, um die

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