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Die Mars-Stadt

Die Mars-Stadt

Titel: Die Mars-Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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ich solle ihn in Ruhe lassen.
    »Wenn du drin bist, kannst du’s nicht haben, wenn
dich jemand ablenkt, verstehst du.«
    »Aber wie fühlt es sich an?«
    »Für jeden anders.«
    Ich würde die Erfahrung schon bald selber machen.
    Als ich mich abends ausziehen wollte, spürte ich die
Hände des Sukkubus an meiner Hüfte. Ich wandte mich um
und küsste sie. Sie öffnete meinen Gürtel.
    »Warte«, sagte ich.
    Ich geleitete sie ins Wohnzimmer und ließ sie auf dem
Sofa Platz nehmen. Ich setzte mich ans andere Ende und stellte
den Aschenbecher zwischen uns.
    »Zigarette?«
    »Wenn du magst.«
    Ich zündete ihr eine Zigarette an und beugte mich vor,
ehe sie mich anfassen konnte. Sie legte die Hand zwischen die
Schenkel, seufzte und masturbierte, während sie rauchte.
    »Hör auf damit!«, sagte ich. Es war
verstörend, so als schaute man einem Kind oder einer geistig
zurückgebliebenen Person zu.
    Sie presste kichernd die Beine zusammen, die eine Hand
affektiert aufs Knie gelegt, mit der anderen anmutig die
Zigarette haltend.
    »Was bist du?«, fragte ich.
    Sie zuckte die Achseln. »Was immer du willst,
Jon.«
    »Erinnerst du dich an ein anderes Leben?« Ich
deutete zum Fenster. »Bevor das hier anfing?«
    Sie runzelte die Stirn. »Woran soll ich mich denn
erinnern?«
    »Hast du einen Namen?«
    »Meg«, sagte sie strahlend. Ich nahm an, dies war
der erstbeste Name, der ihr eingefallen war.
    »Worum geht es hier?« Ich nahm die Fernbedienung
zur Hand. Nichts als Rauschen und Schnee.
    »Arbeiten und Spaß haben«, antwortete sie.
Sie beugte sich vor, drückte die Zigarette aus und sah
hingebungsvoll zu mir auf. »Komm schon, ich will ficken mit
dir.«
    »Was würde passieren«, sagte ich,
während sie mir ein Bein um die Hüfte schlang und mich
auf den Hals küsste, »wenn ich die Zigarette auf dir
ausdrücken würde?«
    »Wie meinst du das?«
    »Wenn ich dir weh tun würde?«
    Sie kicherte wie ein vorwitziges Kind. »Wenn du Lust
dazu hast.«
    Ich konnte alles mit ihr tun, buchstäblich alles, und sie
würde trotzdem am nächsten Abend zu mir kommen und
scharf sein. ›Meg‹ bezog sich vermutlich auf den
Speicherplatz, den man ihr zugestanden hatte. Zum Teufel, was
soll’s, dachte ich, und dann fickte ich sie auf Teufel komm
raus.
     
    Die sich mir entgegenwölbende Blase intelligenter Materie
wies zahllose fraktale Merkmale auf, winzige, unendlich tiefe
Spalten, die Formen von Farnen und Gesichtern. In dem bangen
Moment, bevor sie meine Instrumente einhüllte, meinte ich,
so viele Kunstwerke gesehen zu haben, dass sich deren Nachbilder
auf ewig meinem visuellen Gedächtnis einprägen
würden.
    Als Nächstes schloss sich die intelligente Materie des
Makros unmittelbar mit meinem Rechner kurz, sodass nun ein Teil
meines Bewusstseins ganz real, auf physikalischer Ebene, im Makro
implementiert war. Und ich fühlte…
    Eine auf mein Augenlid fallende Schneeflocke.
    Und dann das Erwachen, die Freude. Im Vergleich damit erschien
mein früheres Wachsein als Schlaf, alles frühere
Glück als flüchtiger Moment der Erleichterung. Ich
stand nackt auf einem grasbewachsenen Hang und blickte über
eine bewaldete, blaue Hügelkette. Der Himmel zeigte am
Horizont ein blasses Grün, im Zenit ein nahezu violettes
Blau. Die Luft war kühl, aber angenehm, beladen mit
Blütenduft, Salz- und Rauchgeruch. Ich kannte den Namen
jedes einzelnen Hügels, jeder einzelnen Pflanze. Mein
Körper war groß und braungebrannt und schön,
meine Muskeln hätten Conan oder Doc Savage neidisch
gemacht.
    Als ich hinter mir Stimmen vernahm, wandte ich mich um. Ich
stand unmittelbar unterhalb der Hügelkuppe. Jenseits davon
sah ich einen Ozean, dessen Horizont doppelt so weit entfernt war
wie auf der Erde. Der Planet war groß. (Ich wusste alles
über ihn, kannte seine Masse, seine Umlaufbahn und das
Spektrum der großen, hellen Sonne.) Auf der Kuppe, nur
wenige Meter entfernt, stand eine Schutzhütte aus vier
aufrechten Baumstämmen, mit Querbalken und Ästen als
Dach. Darunter stand ein Holztisch. Drei Frauen und zwei
Männer saßen um den Tisch herum, unterhielten sich und
lachten. Sie wandten sich mir lächelnd zu, dann sprangen sie
auf und hießen mich so herzlich willkommen, dass ich bei
dem Gedanken daran jetzt noch feuchte Augen bekomme.
    Keinen von ihnen hatte ich bislang gekannt, doch ich kannte
sie jetzt, und sie kannten mich. Sie hatten mich lange Zeit
vermisst, und nun war ich

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