Die Mars-Verschwörung
Tun Sie, was ich sage, wenn ich es sage. Meine zweite Regel: Widersetzen Sie sich nicht Regel eins. Ist das klar?«
Es dauert zu lange, bis sich eine Reaktion einstellt, also versetzt er dem Mann einen weiteren Schlag.
»Sie müssen verstehen«, sagt er, nachdem er sich die Zeit genommen hat, den Geruch des verbrannten Fleisches ein zweites Mal zu inhalieren, »es macht mir keine Freude, einem von euch Schmerzen zu bereiten. Ich ziehe eine konstruktive, kollegiale Atmosphäre vor. Aber ich glaube an Motivation. Fühlen Sie sich jetzt nicht auch schon viel motivierter?«
»Ja!« , brüllen alle zugleich.
Er wedelt mit dem Viehtreiber. »Das heißt: Ja, Mr. Archibald.«
»Ja, Mr. Archibald.«
»Das, Jungs und Mädels, ist Musik in meinen Ohren. Mr. Lyme hat uns allen ein Ziel vorgegeben. Diese Basis soll binnen vierundzwanzig Stunden kampfbereit sein.«
Eine der Frauen ächzt, und er schlägt ihr mit dem Viehtreiber an die Stirn.
»Wenn ich gutturale Geräusche hören wollte, hätte ich darum gebeten, verstanden?«
»Ja, Mr. Archibald.«
»Lassen Sie mich Ihnen eine Lektion in Geschichte erteilen, Miss.« Er hält ihr immer noch den Viehtreiber an den Kopf. »Im Erdenjahr 1864 stand der Präsident der Vereinigten Staaten kurz davor, einen Bürgerkrieg für sich zu entscheiden, aber er wollte die Dinge beschleunigen. Sein Gegner pfiff bereits aus dem letzten Loch, kämpfte aber eine Abwehrschlacht auf eigenem Gebiet aus. Also schickte der Präsident einen seiner schwächsten Generäle, William Tecumseh Sherman, auf einen Feldzug des Terrors. Das Ziel war, verbrannte Erde vom Landesinnern bis zur Küste zu hinterlassen und unterwegs alles in Schutt und Asche zu legen. Bei den Göttern, das tat er, und er brach den Mut des Feindes. Ich beabsichtige, mit Ihrer Hilfe das Gleiche mit unseren Feinden zu tun.« Er zieht sein Feuerzeug hervor. »Und mit der Hilfe meines kleinen Freundes hier.«
»Ich bin ein bisschen verwirrt«, meldet sich einer der Männer zu Wort. »Von welchem Feind sprechen wir hier?«
»Von dem Zealand-CorpCom, Schwachkopf!« Archibald zeigt auf den hässlichsten Sturmnacht-Soldaten, einen massigen Mann mit einem großen Mal auf der Stirn. »Wie ist dein Name?«
»Franks.«
»Franks was?«
»Nur Franks, Mr. Archibald.«
»Dein Gesicht gefällt mir, Franks. Es erinnert mich an eine Hausziege, die ich mal gegessen habe.« Er winkt mit dem Viehtreiber. »Sag mir, hast du Erfahrung mit Feuer?«
»Meinen Sie, ein Feuer auszutreten?«
Archibald saugt die Luft zwischen den Zähnen ein. »Nein, Franks. Ich meine, ein Feuer anzuzünden. Aber eins nach demanderen.« Er setzt sich an die Steuerkonsole und legt die Füße auf die Multividschirme. »Also, wer von euch Strolchen möchte mir meinen Tee bringen?«
Kapitel 5
Tengu-Kloster, Noctis Labyrinthus
Präfektur Zealand
Annos Martis 238. 7. 18. 17:29
Es fängt ganz ordentlich an – Vienne und ich treffen Riki-Tiki am Ende der Zufahrt, und sie führt uns in den Tempel. Wir setzen uns auf die Stufen, die zu den Schiebetüren des Tempels führen, und ziehen unsere Schuhe aus. Ich bin gerade dabei, den zweiten Stiefel abzustreifen, als ich aufblicke und eine uralte Frau in einer derben braunen Robe vor mir sehe. In der Hand hält sie ein großes Reispaddel, als wäre es ein Knüppel.
»Hallo?«, sage ich.
Sie knurrt mich an.
Vienne, barfuß, verbeugt sich. »Meisterin Shoei.«
Einen Stiefel in der Hand, stelle ich mich auf ein Bein, versuche, mich einigermaßen elegant zu verbeugen, und versage kläglich. »Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Ich bin ...«
»Yadokai! Schnell!« Die Meisterin tritt zur Seite, um einem noch älteren Mann mit einer Schale Reis Platz zu machen. Er trägt eine Robe gleicher Machart. Beide haben kurz geschorenes schwarzes Haar und tiefe Lachfalten.
Yadokai lächelt.
Shoei nicht.
Ich wünsche mir, ich wäre draußen bei dem Hund geblieben.
»Meisterin und Meister«, sagt Vienne, »dies ist Durango, mein Che... äh, mein Freund und Regulatorenkamerad. Durango, ich darf dir Meisterin Shoei und Meister Yadokai vorstellen, Sensei des Tengu-Klosters von Tharsis, und ihre Schülerin Riki-Tiki.«
»Es ist mir eine Freude, Ihre Bekanntschaft zu machen«, sage ich und denke an meine mangelnden diplomatischen Fähigkeiten.
Langsam und feierlich verbeugt Vienne sich vor dem Meister und sagt in einer Art Singsang: »Ein Auge. Mehr brauche ich nicht zum Sehen.«
»Eine Hand«, antwortet er. »Mehr brauche ich nicht
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