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Die Mars-Verschwörung

Die Mars-Verschwörung

Titel: Die Mars-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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angeboten, meine Füße zu waschen.«
    »Das ist eine symbolische Angelegenheit«, sagt sie. »Nur für andere Tengu. Ich hoffe, du bist nicht gekränkt.«
    »Nein. Ich verstehe. Alles bestens. Das Letzte, was ich mir wünsche, ist ein Mönch, der mir die Füße wäscht.« Mit einem Nicken deute ich auf den Hund, den Mimi entdeckt hat. Er liegt immer noch neben dem Zierstrauch. »Hast du das gesehen?«
    Vienne steht hinter mir. »Ja. Er gehört zu den Mönchen.«
    »Wenn er ihnen gehört, warum helfen sie ihm dann nicht?«
    Sie tätschelt meine Schulter, um mich zu beruhigen, erreicht aber das Gegenteil. »Weil er ihnen nicht gehört, er gehört nur zu ihnen. Außerdem deutet sein schwerer Atem darauf hin, dass er im Sterben liegt.«
    »Sie könnten es ihm wenigstens ein bisschen behaglicher machen.«
    »Das ist nicht Tengu-Art. Die Richtlinien ... ich meine, die Mönche, sie glauben, dass ...« Sie stockt einen Moment, und ihreHand löst sich von meiner Schulter. Ich fühle, wie ihr Körper sich spannt. »Das ist zu kompliziert, um es jetzt zu erklären. Ich gehe rein.« Sie entfernt sich. »Kommst du?«
    »Noch nicht.« Ich konzentriere mich wieder auf den Hund. »Geh nur. Ich komme nach.«
    Als Vienne drin ist, bitte ich Mimi, das Tier zu scannen. Sie kann keinen physischen Schaden feststellen, jedenfalls keinen, auf dessen Aufdeckung sie programmiert ist, wie sie mir in Erinnerung bringt. »Ich bin so wenig Veterinärin, wie ich Ärztin bin.«
    Die Mücken kehren zurück. Es hat keinen Sinn, trotzdem verjage ich sie, und der Hund knurrt mich dabei jedes Mal an. »Sie vergeuden Wasser, um einander die Füße zu waschen, aber der Hund bekommt nichts zu trinken.«
    »Das hat Vienne nicht gemeint, Cowboy.«
    »Weiß ich. Darum habe ich es ihr gegenüber auch nicht zur Sprache gebracht. Aber bist du die Leute nicht auch leid, die ihren Glauben missbrauchen, um ihre Handlungsweise zu rechtfertigen? Der Hund liegt im Sterben. Was ist falsch daran, ihm seine letzten Stunden ein wenig angenehmer zu machen?«
    Den Hund zu füttern, ist eine Vergeudung von Nahrungsmitteln, das weiß ich auch. Als Truppführer widerspricht es meiner Ausbildung, Lebensmittel in ein schwarzes Loch zu kippen. Eine letzte Mahlzeit würde dem Hund nicht mehr helfen. Mir würde es aber auch nicht wehtun.
    Ich nehme die Feldflasche vom Gürtel und schütte etwas Wasser in meine Hand, das ich dem Hund anbiete, worauf er den Kopf wegdreht.
    Knirsch! Das Geräusch eines brechenden Stocks. Der Fremde tut seine Gegenwart kund. »Du vergeudest Wasser.«
    Ich blicke auf, als der Fremde in seiner zerlumpten Robe mit fließenden Bewegungen aus dem Schatten tritt. Er hat stoppeliges, sonnengebleichtes Haar. Unterlippe, Nase und Augenbrauen sind gepierct, und in seinen Ohren sind große, weit aufgedehnte Löcher. Sein Hals ist mit roten und goldenen tenguistischen, hinduistischen und buddhistischen Symbolen tätowiert, unter denen Sanskritzeichen über seinen Rücken und den Bizeps beider Arme herablaufen. Etwas, das wie ein Kugellager aussieht, ist über die gesamte Länge in seine Unterarme implantiert.
    Reflexartig greife ich zu meinem Armalite.
    Der Mann gähnt und offenbart dabei ein weiteres großes Piercing in der Zunge. »Habe ich dich geängstigt?«
    »Negativ«, sage ich und lasse die Waffe in ihrem Halfter. »Ich wusste die ganze Zeit, dass Sie da sind.«
    »Du hast mich nicht gesehen.« Seine Stimme ist tiefer als meine und so rau, als würde er regelmäßig heiße Kohlen schlucken.
    »Ich habe nicht gesagt, ich hätte Sie gesehen .« Als er näherkommt, höre ich ein wütendes Summen, das aus der Tasche an seinem Gürtel dringt. »Mimi?«, frage ich. »Sind da Bienen in der Tasche?«
    »Die Frequenz des Geräusches entspricht dem Summen einer Biene, aber ich empfange keinen charakteristischen Biorhythmus. Sonderbar.«
    »›Unbestimmbar‹ kann ich ertragen, aber ich kriege Angstzustände, wenn du etwas von ›sonderbar‹ sagst. Was genau meinst du mit ›sonderbar‹?«
    »Unbestimmbar.«
    »Mimi! Vittujen kevät ja kyrpien takatalvi!«
    Der Mann hält inne, als sein Schatten auf den Hund fällt. »Du hast meine Frage nicht beantwortet. Warum vergeudest du Wasser an ein sterbendes Tier?«
    »Erstens haben Sie mich nicht gefragt, warum ich das tue. Sie haben nur gesagt, es sei Verschwendung. Zweitens kommt es mir grausam vor, das Tier einfach sterben zu lassen, ohne etwas zu tun.«
    »Was für ein etwas sollte denn getan werden?«
    Als ich

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