Die Mars-Verschwörung
Viennes Augen liegen unter dem Haar versteckt, nicht aber die gebleckten Zähne, als sie sich knurrend auf Duke stürzt.
»Aufhören!«, brüllt Archibald und aktiviert das Kropfband.
Vienne schafft es, Duke niederzuschlagen, doch dann erfordert das Kropfband ihre ganze Aufmerksamkeit. Sie zerrt daran, heult und schreit und kämpft so erbittert, dass Archibald erneut ins Staunen kommt. Vielleicht ist sie noch nicht so weit, wie er gedacht hat.
Wieder aktiviert er das Kropfband, und dieses Mal erliegt sie der Spannung. Archibald baut sich über ihr auf und ringt keuchend um Atem. Dann stupst er Duke mit dem Fuß an.
»Such mir Soldaten, die mehr als ein paar Sekunden mit der Dalit überstehen.«
»In der Sturmnacht? Darauf würde ich nicht zählen.« Duke klopft sich den Schmutz von seiner Körperpanzerung. »Es wird einen Regulator brauchen, um ihr die Stirn zu bieten.«
»Dann besorg einen.«
»Einen Regulator?«
Archibald dreht sich zu ihm um. »Ja! Einen Regulator. In Christchurch gibt es Hunderte von ihnen, die auf der Suche nach Arbeit sind. Engagier einen. Bezahl, was immer nötig ist.«
»Haben Sie das mit Mr. Lyme abgesprochen?«, fragt Duke.
»Erwähn den Namen Lyme nicht noch einmal in meiner Gegenwart!«, kreischt Archie.
Ein Augenblick zieht dahin. Archibald erkennt, dass er dieses Mal zu weit gegangen ist. Duke wird Lyme Meldung machen, und Lyme wird Archibald ein weiteres ernstes Gespräch über den Masterplan aufzwingen und darüber, wie wichtig es ist, dass jeder seine Rolle ausfüllt. Und inzwischen ist offenkundig, welche Rolle Lyme ihm zugedacht hat – er ist einerseits ein Pfand, andererseits ein Bauer auf dem Schachbrett.
Tja , denkt Archibald, ich spiele für niemanden den Bauern, und ich werde es beweisen. Jetzt gleich.
»Was immer Sie wünschen«, sagt Duke und geht zu seinem Noriker.
Als Duke davonfährt, passiert er einen entgegenkommenden Noriker. Er und der andere Fahrer tauschen obszöne Gesten aus; dann lachen beide schallend.
»Das sieht nicht nach guten Neuigkeiten aus«, sagt Archibald, bemüht, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen.
Richards und Franks steigen aus dem Noriker und kommen auf ihn zu, als gäbe es auf der ganzen weiten Welt nichts, worüber sie sich Sorgen machen müssten. Wie es wohl ist, so dämlich zu sein , überlegt Archibald. Es muss nett sein, keinerlei Vorstellung von den übergeordneten Mächten zu haben, die Einfluss auf das eigene Leben nehmen.
»Ihr kommt mit leeren Händen«, stellt Archibald fest und weigert sich, den beiden die Hand zum Gruß zu reichen. »Entspricht das dem Auftrag, den ich euch erteilt habe?«
»Nicht ganz«, sagt Franks.
»Aber wir haben ihn gefunden, Euer Hochherrschaftlichkeit«, fügt Richards hinzu. »In einem Gasthaus an der Bischofsstraße. Hat es gerade noch geschafft, sich davonzumachen, nachdem er mir Haare ins Gesicht geworfen hat.«
Skeptisch zieht Archibald eine Braue hoch. »Durango ist entkommen, weil er euch mit Haaren beworfen hat? Was ist der Kerl, ein heimtückischer Barbier?«
»Ganz so normal war er nicht, stimmt’s, Franks?« Richards zeigt sein verwundetes Gesicht vor. »Die Dinger sind aus seinen Händen gekommen.«
Franks nickt. »Und Widerhaken haben sie auch. Sie haben in Richards’ Haut gesteckt. Ich hatte höllische Mühe, sie mit einer Zange rauszuziehen.«
Richards dreht den Kopf, damit Archibald die zurückgebliebenen Spuren an seinem Kinn sehen kann. »Tut verdammt weh.«
»Armes Ding«, sagt Archibald. Wie konnte Lyme nur solche Trottel tolerieren? »Da ihr so viele Probleme damit habt, den Regulator gefangenzunehmen, sollten wir es vielleicht mit einer neuen Herangehensweise versuchen.«
Die beiden Sturmnacht-Soldaten wechseln einen misstrauischen Blick. »Woher wollen Sie wissen, dass wir den Blödmann finden können?«
»Weil ihr ihn gar nicht suchen werdet. Er wird zu euch kommen. Direkt hierher in das malerische Dismel.« Archibald klopft beiden auf den Rücken. »Ich habe eine Spur hinterlassen, der er folgen kann, so groß und schwarz wie Lymes Herz. Dieser Regulator hält sich für einen Helden, und Helden geben niemals auf.«
Franks kratzt sich am Kopf. »Aber was hat das mit uns zu tun?«
»Es hat alles mit euch zu tun«, sagt Archie. »Mir schwebt da ein ganz besonderes Vergnügen vor. Für euch beide.«
Kapitel 23
Dismel, nahe dem Hawera-Wasserkraftwerk
Präfektur Zealand
Annos Martis 238. 7. 27. 15:53
Stunden, nachdem wir uns getrennt haben, finde
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