Die Mars-Verschwörung
ausgelöscht, und er ist dafür verantwortlich. Was für eine Ironie. Jahrelang war Mutter geradezu davon besessen gewesen, die Rebellen loszuwerden, und nun nimmt ihr Feind ihr die Arbeit ab.
Archibald pustet die Wangen auf. Wie gefalle ich dir jetzt, Mutter? Dann seufzt er, und die Luft entweicht. Die Wahrheit ist, dass sie ihn als Verräter am CorpCom sofort erschießen lassen würde, würde sie ihn jetzt zu Gesicht bekommen. Verdammt, Mutter, sogar wenn ich Erfolg habe, würdest du dafür sorgen, dass ich am Ende doch noch scheitere.
Er verlässt die Plattform und fährt mit dem Lift zum Boden. Aufseinem Weg zum Parkplatz kommt er alle paar Meter an einem Zivilisten vorbei, der über den Damm spaziert. Gewöhnliche Menschen, die ihrem gewöhnlichen Alltag nachgehen, ohne etwas von dem Außergewöhnlichen zu ahnen, das ihnen bevorsteht.
Bedächtig schreitet Archibald die Stufen hinunter und achtet bei jedem Schritt darauf, nirgends anzustoßen, bis er den Parkplatz erreicht hat. Als er Duke zuwinkt, er solle den Noriker herfahren, prallen eine Frau und ihr kleiner Sohn mit ihm zusammen.
»Pass auf, wo du hinläufst«, blafft er sie an, und seine Hand huscht an seine Seite.
»Pass du lieber auf ...«, setzt die Frau an, verfällt aber in Schweigen, und alle Farbe weicht aus ihrem Gesicht. Sie schiebt den Jungen hinter sich, um ihn mit ihrem Körper zu schützen.
»Mommy«, sagt der Junge, als sie die Treppe erreichen. »Der Mann stinkt.«
Sie bringt ihn zum Schweigen und scheucht ihn die Stufen hinauf.
Ja, Mütterlein , denkt Archie. Fürchte mich nur. Nichts anderes habe ich mir je gewünscht.
Duke sammelt ihn mit dem Noriker ein, und sie fahren zum nächsten Dorf, einem Ort, so klein, dass er nicht mal einen Namen hat, aber groß genug, um ein ordentliches Feuer zu speisen. Dort gibt er Befehle aus, und die Sturmnacht-Soldaten ziehen mit brennenden Fackeln durch die Straßen und hinterlassen Feuer auf ihrem Weg.
Kampfgeräusche aus der Ferne wecken Archibalds Aufmerksamkeit.
»Genau zur rechten Zeit«, sagt er. »Duke, such bitte den Schützen.«
Im Noriker flitzen sie durch die schmalen Straßen und lassen die Sturmnacht hinter sich. Der Laster erklimmt einen Hügel, und das Kampfgeschehen wird unter ihnen in einem ausgetrocknetenBachlauf sichtbar, in dem ein Sturmnacht-Trupp von einem Zug Zealand-Corp-Rangers in die Enge getrieben wird.
Die Sturmnacht ist zahlenmäßig und waffentechnisch unterlegen.
»Ein perfektes Szenario, um meine neue Waffe auszuprobieren«, sagt Archie. »Sag den Wärtern, sie sollen das Paket abliefern.«
Nach einer für Archie scheinbar endlosen Warterei trifft der Noriker mit dem großen Viehanhänger ein.
»Endlich!« Archibald schnappt sich eine Fernbedienung aus der Ablage des Norikers, drückt auf den Knopf, der die Tür öffnet, und stellt sich in Erwartung des großen Ereignisses auf die Zehenspitzen.
All seine Mühen gipfeln in diesem Augenblick.
Allerdings geschieht nichts.
»Blödes Luder!«, schimpft er. »Raus aus dem Anhänger!« Dann drückt er einen anderen Knopf an der Fernbedienung. Die Haare zerzaust und verfilzt, einen Speer in den Händen, springt Vienne vom Anhänger. Sie stürmt hinunter zum Bachlauf und jagt geradewegs auf die Sturmnacht zu. Als die Strolche sie sehen, wedeln sie wild mit den Armen.
»Nein, Herzchen, nicht die«, sagt Archibald und drückt einen anderen Knopf. »Die anderen.«
Das Kropfband an ihrem Hals glüht. Eine Hand im Nacken, wendet Vienne sich den Rangern zu. Ohne Furcht und ohne Zögern setzt sie ihren Speer ein, um die Gegner auszuschalten. Anschließend steht sie ein paar Sekunden lang keuchend da, bis eine Bewegung der Sturmnacht-Soldaten ihre Aufmerksamkeit weckt.
»Nein, deine Arbeit ist erledigt, und du hast deine Sache sehr gut gemacht«, sagt Archibald.
Dass der Spaß so schnell enden muss, entlockt ihm einen Seufzer, als er einen anderen Knopf drückt. Ein Elektroschock lässt das Kropfband aufleuchten, und Vienne bricht zusammen.
»Duke, hilf den Wärtern, sie wieder in ihre Zelle zu verfrachten, ehe sie aufwacht.«
Duke und die Wärter ziehen Vienne hoch, um sie fortzuschleifen. Plötzlich ruckt Viennes Kopf herum. Sie reißt sich los und bewegt sich so schnell, dass Dukes Mund vor Staunen offen steht. In den wenigen Sekunden, die die Wärter brauchen, um zu begreifen, dass Vienne frei ist, wütet sie bereits unter ihnen.
Ein Tritt, ein paar Schläge und ein Ellbogen an der Nase schalten alle drei aus.
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