Die Mars-Verschwörung
Stain.
»Und du hast schlechte Zähne«, knurrt Franks.
Ich drücke ihm den Gips an den Kehlkopf. »Es reicht. Hör zu. Wir sind hinter Archibalds Leuten her. Wie es aussieht, waren sie vor Kurzem noch hier. Du wirst mir sagen, wohin sie gegangen sind, dann lassen wir dich laufen.«
Franks blinzelt. »Und wenn ich es nicht tue?«
»Dann schließen wir dich wieder ein und überlassen dich den CorpComs.«
»Fick dich«, giftet er.
»Willst du mir etwa erzählen, du hättest mehr Angst vor Archibald als vor den CorpComs?«
»Nein«, sagt er. »Ich erzähle dir nur, dass du dich selbst ficken sollst.«
»Du bist ein sehr ungezogener Mann«, sagt Riki-Tiki.
Franks blinzelt wieder. »Und du bist zweifellos eine Suse.«
»Halt’s Maul«, sagt Stain. »Oder ich bringe dich höchstpersönlich um.«
Franks lacht. »Du bist ein Mönch! Unter euch gibt es keine Mörder. Ehe du einen Mann bedrohst, solltest du sicher sein, dass du auch bereit bist, die Drohung in die Tat umzusetzen.«
Er hat recht. Und es gibt Grenzen, die ich nicht überschreite, nur um Informationen herauszulocken. Ich bin kein Archibald.
Ich lasse ihn los. »Dann also die Ranger. Den Blaster nehmen wir mit.«
Wir gehen hinaus. Als ich Franks wieder einschließen will, streckt Stain die Hand aus und blockiert die Tür. »Ich will mit diesem Mann reden.«
»Das ist Zeitverschwendung«, sage ich. »Der gibt erst auf, wenn du ihn umbringst.«
»Hab Vertrauen. Ich kann sehr überzeugend sein.« Stain schließt die Tür von innen.
Riki-Tiki überquert die Gasse, geht zu einer Mauer aus Betonsteinen und setzt sich. Dann legt sie beide Hände an die Ohren und summt einen unsinnigen Reim vor sich hin.
»Mimi?«, sage ich. »Was hältst du davon?«
»Dürfte etwas Unangenehmes bedeuten.«
»Scharfsinnige Analyse.«
»Wo man Müll reinsteckt, kommt auch Müll raus, Cowboy.«
Ich lege das Ohr an den Container und lausche auf Stimmen, aber die Isolierung ist zu dick. Dann aber höre ich es – das vertraute Brummen von Stains Stab. Die Metallwände des Containers vibrieren, verstärken das Geräusch, lassen es lauter und tiefer erklingen. Es schmerzt in meinen Ohren, und ich muss einen Schritt zurücktreten.
Drinnen fängt Franks zu schreien an.
»Stain! Mach auf!« Ich reiße an der Tür, aber sie will nicht aufgehen. Der Mistkerl hat sie von innen blockiert. Ich schlage die Faust an den Container, doch sie prallt nutzlos an dem dicken Metall ab. Ich kann mich nicht durch diese Tür prügeln, und wenn ich es tausend Mal versuche. Die Schreie dauern an, und ich blicke über die Gasse zu Riki-Tiki, die inzwischen lauter summt.
Denn fällt mir Vienne ein. Sie hatten keine Skrupel, sie zu foltern – warum also soll ich mir Sorgen über das Leid machen, das Stain austeilt?
Franks schreit. Ich verschließe mein Inneres gegen die Schreie,während ich den Schmutz untersuche, der an meiner Haut klebt. Dass ich hier stehe, ohne dieser Befragung ein Ende zu machen, widerspricht all meinen Prinzipien. Trotzdem tue ich es. Nicht nur, weil wir die Information brauchen, sondern auch, weil ein kleiner, böser Teil von mir der Ansicht ist, dass der Mistkerl es nicht besser verdient hat. Die Mönche nennen es Karma.
Nein , korrigiere ich mich. Das ist nicht Karma. Das ist Vergeltung. Lass nicht zu, dass du im Herzen verhärtest.
»Amen«, sagt Mimi.
Ich setze mich neben Riki-Tiki und stoße sie mit der Schulter an. »Es ist bald vorbei.«
»Nicht bald genug«, sagt sie und nimmt die Hände von den Ohren. »Er war nicht immer so, weißt du? Ghannouj sagt, als Stain und Vienne zu den Mönchen gekommen sind, haben sie kaum gesprochen. Es hat lange gedauert, bis sie aus ihrem Schneckenhaus gekrochen sind, und sie haben sich ganz dem Weg des Tengu verschrieben. Und sie waren glücklich damit. Aber alles hat sich geändert, als eines Tages ein Fremder in den Tempel kam, wütend und vor lauter Ekstase nicht mehr bei Verstand. Er hat gesagt, er wäre der Vater von Vienne und Stain, und er würde sie mitnehmen.«
Das also war der Grund, weshalb Vienne den Geiseln von Archibald so wenig Wohlwollen entgegengebracht hat. »War der Mann wirklich ihr Vater?«
Riki-Tiki nickt. »Vienne hat gesagt, er war es, und ich glaube ihr. Aber er war ein furchtbarer Vater. Als die Mönche versucht haben, ihn zu beschwichtigen, hat er erst Ghannouj angegriffen und dann Vienne wehgetan. Sie hat sich mit aller Kraft gegen ihn gewehrt, aber wegen der Ekstase war er viel zu stark,
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