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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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dasselbe!“ Alexej biss sich auf
die Lippen.
Aber auch diesmal bemerkte Mac den Lapsus nicht. Er
nickte. Was Alexej vorschlug, schien vernünftig und passte
auch in sein Konzept.
Sie frühstückten ausgiebig, langsam und schweigend. Immer
öfter gingen ihre Blicke zur Tür der Kammer, wobei sie beide
den Kopf drehen mussten. Einmal stellte Mac, einmal Alexej
das Kauen ein, in der Meinung, aus der Kammer dringe ein
Geräusch.
Nach einer Weile fragte Alexej: „Nachsehen?“
Mac schüttelte den Kopf. „Lass sie ausschlafen! Es ist noch
früh. Wir kennen ihren Rhythmus nicht.“
Sie räumten das Geschirr ab, Alexej spülte. Mac saß lustlos
am Videor. Ihm fiel nicht ein, was er Kim oder jemand
anderem mitteilen könnte. Außerdem stieg die Spannung in
ihm. Je länger sich der Gast nicht rührte, desto mehr nahm
seine Unruhe zu. Als daher Alexej nach einer Stunde, in der er
ohne innere Anteilnahme über Zeichnungen gehockt hatte,
aufsah und abermals fragte: „Mac, sollten wir nicht doch…?“,
nickte Mac.
Alexej drückte die Klinke behutsam nach unten.
„Leise“, flüsterte Mac, „vielleicht schläft sie noch.“
Sie schlief nicht. Sie stand mit abgespreizten Armen mitten
im Raum, das Gesicht dem Oberlicht zugewandt, nackt und –
den Eindruck hatten beide zugleich – müde. Der Kittel lag
zerknüllt am Boden.
Sie zeigte keine Reaktion, als sie eintraten, obwohl sie es
gesehen und gehört haben musste.
Mac ging zurück in den Gemeinschaftsraum, kam mit
Wäsche und einer leichten Arbeitskombination zurück. Er
bedeutete Alexej, ihm zu helfen. „Da kommt sie nicht so leicht
raus“, flüsterte er.
Alexej wunderte sich nicht wenig. Was Mac vorhatte, konnte
Gewaltanwendung bedeuten. Er begriff nicht, dass Mac ihre
Nacktheit vor ihm verbergen wollte.
Aber sie wehrte sich kaum. Die Kleidung schlotterte um sie
herum, und die Kombination, schwarzgrau und plump, machte
aus ihr eine erbarmungswürdige Gestalt.
Sie ließ sich willenlos zum Tisch führen, setzte sich, wobei
Mac ihr half, und sie nahm sogar eine Scheibe der ihr
bekannten Wurst. Aber sie legte sie, im Gegensatz zu früher,
nach dem ersten kleinen Bissen weg.
Hastig griff sie nach dem Glas Wasser, das Alexej ihr, einer
Eingebung folgend, reichte. Sie trank gierig, die Flüssigkeit
rann ihr übers Gesicht in den Kragenausschnitt. Aber ein
zweites Glas rührte sie nicht mehr an.
Alexej und Mac sahen sich ratlos an, in Macs Gesicht stand
Besorgnis. Er reichte ihr abwechselnd Wurst und Wasser. Sie
ignorierte beides.
Dann sprang Alexej auf, ging hastig in die Badenische, ließ
den Vorhang offen und drehte die Dusche auf. Aber selbst das
Plätschern vermochte sie nicht aus ihrer Lethargie zu reißen.
Sie wandte müde den Kopf, und nur eine Sekunde hatten sie
den Eindruck, als glimme Freude in ihrem Blick auf.
Sie blieb hocken, eine Stunde, länger…
Alexej und Mac saßen zunächst ihr gegenüber, dann auf ihren
Liegen, sie gingen im Raum umher, wiederholten ihre
Angebote – nichts. Es schien, als falle sie immer mehr in sich
zusammen.
„Was meinst du, Alexej, ist sie krank geworden, zufällig oder
weil wir sie hierher geholt haben?“
„Fragst du das im Ernst?“ Alexej sah von den Zeichnungen
auf, mit denen er sich erneut zu beschäftigen suchte.
„Natürlich hängt das damit zusammen, dass wir sie hierher
geholt haben. Eine Art Schock, nehme ich an, der aber
durchaus auch heilsam sein könnte. Wir dürfen nur die Nerven
nicht verlieren.“
Eine Weile sagte Mac nichts. Dann raffte er sich auf, kam auf
Alexejs Tisch zu, stützte sich mit den Armen auf. „Alexej, wir
lassen sie raus!“
Alexej blickte auf, nicht sonderlich überrascht. Er hatte von
Mac eine ähnliche Reaktion erwartet. Er schüttelte den Kopf.
„Noch nicht, Mac. Sie hat gegessen, getrunken. Sie verhungert
also nicht.“ Und zu diesem Zeitpunkt war sich Alexej bereits
im Klaren, dass es nicht in Frage kam, sie rauszulassen. Wem
wäre damit auch geholfen? Auf keinen Fall der Grünen! Aber
wie es Mac beibringen? Er ist verbohrt, krank vielleicht. ,Ich
habe zwei Patienten!’
Und einen Augenblick überfiel Alexej Angst, weil er sich
außer Stande sah, beiden gleichermaßen zu helfen. „Es soll bei
verwirrten Menschen solche Stimmungen und Anfälle geben.
Jetzt, sicher durch uns herbeigeführt, durchlebt sie ein Tief. Sie
leidet nicht wirklich. Mac, meinst du, es berührt mich nicht,
wie sie so da hockt? Wenn wir aber etwas erreichen wollen, ist
falsches Mitleid bestimmt die

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