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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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übertriebene
Sachlichkeit damit, dass seine Mission als eine besondere
angesehen wurde. Schließlich, wer reist schon mit einem
Frachter, zumal mit einer Ladung Schweine? Wer kommt
mangelhaft ausgerüstet, augenscheinlich kurzfristig
vorbereitet, hierher und ist in seinen Ansprüchen so genügsam,
ruht sich nicht aus, wenn Gelegenheit dazu ist, sondern will
Touren zum Kennenlernen des späteren Einsatzgebietes
machen, doch nur ein Enthusiast, den man besser in Ruhe lässt.
    Obwohl Allan die Menschen, mit denen er hier bisher
dienstlich zu tun hatte, bei diesem Glauben – seines Vorhabens
wegen – belassen wollte, vermisste er ein wenig Wärme, ein Lächeln mehr, wenigstens ein neutrales Wort dort, wo das
Dienstliche schon besprochen war.
    Dazu fühlte sich Allan vom Planeten Mars selbst enttäuscht.
Hatte der Anflug noch etwas Aufregendes, etwas Einmaliges
für ihn, wenn auch das schon arg gedämpft durch den
aufreizenden Gleichmut der Besatzung, der ihm jede Freude
und Frage unterdrückte, ernüchterte das Kosmodrom noch
mehr. Hätte sich die geringe Schwerkraft anfangs nicht bei
jeder plötzlichen Bewegung
– mitunter unangenehm
– in
Erinnerung gebracht und damit nachdrücklich darauf
aufmerksam gemacht, dass es eben nicht die Erde war, hätte
Allan denken können, auf dem Heimatplaneten zu sein. Die
Kosmodrombauwerke entsprachen einem Typenprojekt. Und
daran änderte auch der Himmel nichts, der fahlrosé aussah wie
ein Abendleuchten bei Hochnebel. Selbst der Wechsel der
vielen Sonnen, die Journalisten in allen Tönen priesen,
beeindruckte zwischen den großflächigen farbig gestalteten
Gebäuden nicht. Vielleicht würde es draußen anders sein.
    Allan konnte sich ausmalen, dass seine Enttäuschung noch
größer sein würde, gäbe es nicht sein Vorhaben. Das brachte
Spannung und Entdeckerdrang. Und er hätte sich gewünscht,
dass die Entladerei und die Formalitäten vorbei wären, obwohl
er sich sagte, dass er die paar Tage dringend für eine Erholung
benötigte.
    Später schlenderte er durch die Wohnstadt, und beim Anblick
der Bauten, deren dürftiger Zierrat nur mühsam die technische
Zweckbestimmung verbarg, dachte er wehmütig an Sibirien,
obwohl er schon von dessen Städtebau angenommen hatte, es
sei der Gipfel der Zweckmäßigkeit.
    Die geringe Schwere und das Atmen mit der Halbmaske
bereiteten ihm Unbehagen. Trotzdem tat das Herumlaufen
bereiteten ihm Unbehagen. Trotzdem tat das Herumlaufen

geschossigen Wohngebäude, was ihn ordentlich außer Atem
brachte, aber je höher er kam, um so mehr konnte er die
ausgedehnte Anlage überblicken.
    Die Häuser standen in zwei weit voneinander entfernten
Zeilen. Allan blickte auf die senkrechte Rückfront der
vorderen Reihe, und er meinte, einen riesigen Silo vor sich zu
haben, so einfallslos war die Fassade gestaltet, die zwar nur
den Versorgungstrakt barg, aber wahrlich keine Augenweide
bildete. Er bedauerte die Leute, die hier oft Jahre wohnten und
ständig diesen Anblick vor Augen hatten.
    Die Kaskadenwand mit den einzelnen Wohnetagen hingegen,
in der er stand, erinnerte Allan stark an die Prismenbauten, wie
er sie aus Nowosibirsk kannte. Hier auf dem Mars waren sie
wie alte schottische Landsitze mit blaugrünen Rankenpflanzen
überflutet. Selbst auf der Treppe, auf der er stand, wucherte es
grün, und im parallel verlaufenden Gleiskörper des
Schrägaufzugs lagen abgefahrene Zweige. Es sah aus wie eine
langgestreckte Kaskade grünschaumigen, erstarrten Wassers
und war nicht ohne Reiz. Die Veranden und Terrassen der
Wohnetagen, die Metallicfenster schwammen darin wie
schillerndes, reflektierendes Öl. Allerdings vermisste Allan
hochwüchsige Pflanzen.
    Als er feststellte, dass die Wohnseite, auf der er sich befand,
parallel zur Ekliptik der Sonnen verlief, murmelte er:
„Wenigstens etwas!“
    Eine sich dem Zenit nähernde warme Sonne – Allan konnte
diese künstlichen Himmelskörper noch nicht auseinanderhalten
– hatte wärmedurstige Bewohner auf die Terrassen gelockt. Sie
standen oder lagen, den entblößten Körper zur Sonne, und
faulenzten. Einige blickten neugierig auf Allan. Sicher war es
eine Seltenheit, wenn jemand zu Fuß hier heraufkam. Einige
grüßten herüber, aber ohne besondere Anteilnahme.
    Er erklomm die oberste Plattform und hatte einen guten
Ausblick auf die technischen Anlagen des Kosmodroms. Und
wieder entstand der Eindruck, auf der Erde zu sein.
Unmittelbar an die Siedlung schlossen sich Lagerhallen an,
eigenartig

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