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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Ausnahme. Die drei
schienen ein verschworenes Team zu sein, teilten
untereinander offenbar alles und betrachteten Nagy als
Eindringling, was sich in einem permanenten, manchmal
gutmütigen, manchmal bissigen Spott ausdrückte, der meist
darin gipfelte, dass sie ihm zu verstehen gaben, was sie von
einem Schweinehirten hielten.
    Schon während der ersten gemeinsamen Mahlzeit hatte Allan
erkannt, dass er die Überfahrt nur dann einigermaßen
glimpflich überstehen würde, wenn er dieses Spiel mitspielte;
und er errang sich während der fünf Wochen dadurch eine
gewisse Achtung bei dieser merkwürdigen Besatzung, dass er
nichts schuldig blieb. So überstand er auch mit
zusammengebissenen Zähnen die Phasen der Schwerelosigkeit,
obwohl er den Eindruck hatte, es versuche jemand, ihn wie
einen Handschuh umzukrempeln. Ein wenig Stolz erfüllte ihn,
als ihm Gunda beim Abschied auf die Schulter klopfte und
sagte: „Also, wenn du wieder Schweine auf die Weide zu
treiben hast, wir werden nicht so sein. Hast ein wenig
Abwechslung in die Öde gebracht.“
    In diesem Augenblick glaubte Allan zu erkennen, warum sie
so waren, diese Transportkutscher: Ein Computer hatte sie
zusammengeführt. Acht Monate des Jahres hockten sie auf
engstem Raum zusammen, bedienten Automaten, absolvierten
eintönige Flüge und wussten doch, dass sie mit den fünf
Prozent Risiko zu rechnen hatten, die die Techniker
Astronomen nicht garantierten. Und ab und an wurde ein
solcher Flug für die Besatzung der letzte. Die Mannschaften
der Passagierraumer hatten durch den Umgang mit den ihnen
anvertrauten Menschen Abwechslung
– aber in einem
Frachter?
    Allan löste sich aus seinen Gedanken. Er hatte das Bedürfnis,
wie unten die Tiere, sich in einer Ecke auf ein Lager zu rollen
und auszuruhen…
    Aber das ging so lange nicht, wie die Schweine die
Nachwirkungen des Fluges nicht überwunden hatten. An Bord
hatten nur einige der Tiere Ansätze zum Durchdrehen gezeigt.
Aber vermutlich verlangsamten die Drogen auch den Ausbruch
der Krankheit.
    Und natürlich war dem Transport eine Meldung über
verrückte Schweine vorausgeeilt. Gleich nach der Ankunft
musste Allan eine Tirade des Hafendirektors über sich ergehen
lassen, in der sich Worte wie „Leichtsinn“, „Verantwortung“
und „Beschwerde“ wie ein Rondo wiederholten und die Allan
ergeben über sich ergehen ließ mit dem zaghaften Bemerken,
dass er nicht der Zuständige sei.
    Im Grunde genommen fühlte sich Allan aber erleichtert und
einigermaßen zufrieden, trotz der Flugbeschwerden. Die Zeit
des Untätigseins gehörte der Vergangenheit an. Er würde,
während die Tiere hier unter Aufsicht des örtlichen Bioamtes
in Quarantäne gingen, Gelegenheit haben, sein Vorhaben zu
verwirklichen. Aber zunächst sah es so aus, als würde es sehr
schwierig werden, überhaupt einen Ansatzpunkt zu finden. Ihn
drängte Ungeduld. In einigen Tagen würde mit dem nächsten
Transport Sylvester eintreffen. Zwar hatte Allan sich froh und
erleichtert gefühlt, als dieser ihm mitgeteilt hatte, dass er mit
auf dem Mars sein würde, aber er hatte es nicht fertiggebracht,
den künftigen Gefährten in sein Sondervorhaben einzuweihen.
Er konnte nicht voraussetzen, dass jemand dafür Verständnis
aufbringen würde. Und bei Sylvester schloss Allan deshalb so,
weil dieser damals auf die Frage nach dem Verliebtsein so
erstaunt reagiert hatte. Er würde zwei Jahre lang mit Reim
alles teilen müssen, sie würden sich gegenseitig offenbaren.
Dieses Stückchen, das Allan an sein früheres Leben band,
wollte er für sich allein.
    Allan hatte es deshalb mit innerer Genugtuung
aufgenommen, dass die Flugleitung den Transport – gleichsam
in letzter Minute – geteilt hatte, weil das Schiff, mit dem Allan
flog, dringend benötigte Materialien zuladen musste und weil
es angeblich sicherer erschien, diese „verrückten Viecher nicht
alle auf einem Haufen“ zu haben. Dass es so aussah, als sei
Sylvester eine solche Regelung nicht recht, bedauerte Allan ein
wenig. Aber ihm war es lieber so.
    Für Allans Begriffe lief auf dem Mars vieles zu sachlich ab.
Alle Marsianer dachten anscheinend an nichts anderes als an
die dienstliche Aufgabe. Keiner hatte ihn gefragt, wie er seinen
ersten kosmischen Flug überstanden hatte, wie er sich auf dem
Roten Planeten fühlte, was er zu tun gedachte, nun, da er Zeit
haben würde, bis seine Schützlinge in das Einsatzgebiet
kämen.
    Allan begründete diese für seinen Geschmack

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