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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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dieser Angelegenheit kein
zuverlässiger Partner – nach wie vor nicht. Mac spürte, dass es
ihm nur mit Mühe gelingen würde, sich das Miss trauen nicht
anmerken zu lassen.
    Ein leises Summen am Videor ließ Mac den Kopf drehen.
Die Kontrolllampe brannte, ein Zeichen, dass eine Mitteilung
anlag.
    Mac verzog lediglich die Mundwinkel. Er hob den Arm, erst
sechs Uhr morgens, eigentlich Grund genug, auf den frühen
Anruf neugierig zu sein. Doch Mac ließ das gleichgültig.
Nachher, wenn alle aufgestanden sein würden, blieb Zeit, den
Speicher abzurufen.
    Nichts verpflichtete ihn, so früh munter zu sein. Der
Arbeitstag begann um sieben Uhr mit… Es muss schon etwas
Wichtiges sein, wenn sie um diese Zeit anrufen!
    Schließlich siegte das Pflichtbewusstsein. Mac warf die
Decke ab und ging zum Gerät.
Die Strippe mit den Ohrklips lag verfitzt hinter dem Apparat,
Mac konnte nicht verhindern, dass es klapperte, während er sie
zu entwirren versuchte.
Als er den Hörer im Ohr hatte und den Speicher abrief, sah er
über der Schulter, dass Alexej auf den Ellbogen gestützt lag
und aufmerksam zu ihm herübersah.
Mac hörte: „Ruf an Station eins null eins sieben, Mac
O’Man, Alexej Armandowitsch Bolscha, Ruf von Zentrale,
zwölfter Nordbezirk, Vlcek.“
Der Anruf kam drei Mal. Obwohl von der Sinnfälligkeit der
Wiederholung überzeugt, wurde Mac leicht ärgerlich. Er
drückte, da Alexej ohnehin munter war, die Raumtontaste,
regelte aber nach der ersten Silbe zurück
– mit einem
bezeichnenden Blick zur Kammer.
Alexej hatte sichtlich Mühe, von seinem Lager aus die
Information zu hören.
„Wir teilen mit, dass sich aus veterinärmedizinischen
Gründen der Großversuch um vorläufig zwei Wochen
verschiebt. Um diese Zeitspanne versetzt, gilt jedoch der
bestätigte Nullablauf. Ich bitte um Verständnis.“
Sie sahen sich schweigsam an. Mac ordnete umständlich eine
Schnur, legte sie ab, ging zu seinem Lager und setzte sich. Er
wusste nicht, ob er sich über die Information freuen oder
ärgern sollte.
Wie auch immer. Die Nachricht bedeutete zwar vierzehn
Tage später Erde, Kim, aber auch mehr Zeit…
„Na ja“, sagte Alexei in einem Ton, als ob er sich bereits mit
der neuen Situation abgefunden hatte.
Mac stand auf. Wenn er alles erwartet hätte – nur das nicht!
Nach seinem Dafürhalten hätte Alexej, der anderthalb Jahre
lang auf den Mars geschimpft, sein Hiersein als verlorene Zeit
betrachtet hatte, jetzt aufbrausen müssen, nachdem die
frühzeitige Abreise so unmittelbar bevor gestanden hatte.
Alexejs Enttäuschung müsste nun doppelt so groß sein. Aber
nein, Alexej schien es ganz zufrieden zu sein, ein Fakt, den
Mac nur mit ihr in Zusammenhang bringen konnte und der
keineswegs dazu angetan war, sein Misstrauen zu besänftigen.
„So geht’s uns“, brummte Mac, weniger, um eine Meinung
zu äußern, als vielmehr, um Alexej zum Sprechen zu bringen.
„Der Alte sagt zwei Sätze, die für uns vierzehn Tage bedeuten.
Kein Wort des Bedauerns.“
Alexej reagierte anders, als Mac es erwartet hatte. „Und,
bedauerst du es?“, fragte er. Dann sachlich: „Immerhin hat
Vlcek höchstselbst angerufen, eine Ehre für uns.“ Sein Ton
war ruhig. Keineswegs teilte er Macs gespielten Groll. „Wir
werden es überstehen – zumal wir ausreichend beschäftigt
sind.“ Er deutete mit dem Kopf zur Kammertür. „Hast du
schon etwas gehört?“
Mac schüttelte den Kopf. Dann erhob er sich, sagte zur
Bekräftigung: „Nein!“, ging bis zur Tür und lehnte den Kopf
horchend dagegen. „Nichts“, stellte er fest.
„Ist noch früh.“ Alexej stand am Fenster. In den Bergen
deutete sich der erste Schimmer von Infras an, die den Reigen
der sieben Sonnen begann.
„Ich mache Frühstück.“ Mac begann in der Nische zu
hantieren, bemüht, so wenig wie möglich mit dem Geschirr zu
klappern. „Was meinst du, für sie mit?“, fragte er dann. Als
Alexej nicht sofort antwortete, fügte er hinzu: „Die Kraftwurst
hat sie mir immer abgenommen.“
„Versuchen können wir es. Hoffnung habe ich wenig. Willst
du sie zu Tisch bitten?“ Es sollte kein Spott sein, aber
anscheinend fasste Mac es so auf.
Er fragte gereizt: „Weißt du etwas Besseres?“
„Schon gut“, beschwichtigte ihn Alexej. „Ich meine, wir
sollten nichts vorher festlegen. Wir müssen weitgehend auf sie,
auf ihre Eigenheiten Rücksicht nehmen, sie muss behutsam
gelenkt werden, aber stets in einer neuen, höheren Qualität,
verstehst du! Nicht wochenlang

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