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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Schritt getan. Es
schien, als sei er mit geschlossenen Füßen aufgekommen und
habe sich abgehoben – irgendwohin, in Richtung Dachkante
oder Himmel.
    Zahlreiche Abdrücke von Wanderstiefeln fanden sich
ebenfalls.
Allan betrachtete das Gestrüpp der üppigen Pflanzen, das
unmittelbar nach einem Kahlstreifen, der sich dagegen nur
mühsam behauptete, am Haus begann und dessen Ranken über
den Weg krochen.
Nun trugen diese Pflanzen keine Stacheln, wie Allan sie von
Rosen oder Robinien kannte, aber immerhin besaßen die
Berberitzensträucher beachtliche Dornen. Er stellte sich vor,
wie es schmerzen würde, sich einen solchen in den nackten
Fuß zu treten. Dieser Barfüßige begann Allan immer mehr zu
interessieren, zumal es sich – worüber er gar nicht informiert
worden war – um einen dritten Menschen in dieser Region
handelte.
Da er allem Anschein nach nichts ausrichten konnte,
beschloss Allan, seinen Besuch auf den nächsten Tag zu
verschieben, es zu einer anderen Zeit zu versuchen. Seinen
ursprünglichen Einfall, eine Nachricht zu hinterlassen,
verwirklichte er nicht. Er wollte die beiden Einsiedler in ihrem
Milieu erleben und nicht in Erwartung eines Besuchs. Allan
knüpfte daran die Vorstellung, dass er daraus würde Schlüsse
ziehen können auf den bevorstehenden eigenen Aufenthalt.
Nun ja. Er lächelte in Gedanken. Ob er sich wirklich so
einsam gestalten würde, dieser Aufenthalt, glaubte er
bezweifeln zu dürfen. Er konnte getrost annehmen, dass dieses
Experiment „grüne Schweine“ gewiss allenthalben so viel
Interesse hervorrufen würde
– vorausgesetzt, es verliefe
erfolgreich –, dass sich genug Beflissene und Neugierige
einfinden dürften. Und schließlich würde das Institut nicht
völlig abseits stehen wollen, zwei Jahre lang. Allan empfand es
im Augenblick als äußerst angenehm, an einer Unternehmung
mitzuwirken, die Neuland erschloss. Hatte das die Alte
einkalkuliert?
Und einen Augenblick lang bedauerte Allan, dass er nun
dieses Wirken mit Reim würde teilen müssen. Doch dann
tippte er sich an die Stirn eingedenk der zwei Jahre
Alleinseins, die ihm sonst bevorgestanden hätten. Aber war
Sylvester nur hier, weil sie ihn beordert hatten?
Indem sich Allan gedanklich so intensiv mit Ramona-Ros
beschäftigte, kam ihm auch sein eigentliches Anliegen, das
Ziel seines vorzeitigen Hierseins, wieder in den Sinn. Und er
blickte in die Weite, zu den Bergen hinüber, denen jetzt die
aufgehenden Nymphe einen grünlichen Saum bescherte. Das
Sinnlose des Wunsches, etwas von Anne zu erspüren, stürzte
auf ihn ein.
Ja, gewiss! Hier am Cañon, in den Roten Bergen, könnte sie
gewesen sein. Mit einem Ziel oder nur so.
Allan stellte sich vor, wie eine junge Frau mit einem riesigen
Rucksack im knöcheltiefen Flugsand durch die Wüste stapft,
und er fragte sich zum wiederholten Male: Was wirklich hatte
Anne bewogen, solches zu beginnen?
Freilich, der Bruch ihrer Beziehungen – Allan sah es im
Augenblick nüchtern
– hatte die empfindsame Anne tief
getroffen, mehr als die Stornierung der Forschungsaufgabe.
Aber dass sie kopflos wurde und vielleicht
– eine
Kurzschlusshandlung beging? Oder? Was vollzieht sich in
einem Menschen, wenn ihm Schlag auf Schlag das
Wesentliche vom Lebensinhalt genommen wird? Stellen und
beantworten wir uns die Frage immer konsequent genug, die
wir in der Nähe eines solchen Menschen sind?
,Ich habe sie nicht gestellt! Nun, ich war befangen, so gut wie
unzurechnungsfähig. Aber die Mutter zum Beispiel. Hätte sie
den Abbruch der Arbeiten nicht verhindern können? Die
Institutsleitung! Auf Anne hätte man damals achten müssen,
ob begründet oder nicht. Hätte, wenn…’ Nachdenklich und
von wehen Erinnerungen umfangen, schritt Allan Nagy auf die
Berge zu. –
    Alexej Bolscha steuerte die Maschine auf die Kuppe des
Hügels. Er sah nach der Uhr. Eine Stunde hatte es gedauert, bis
der Fremdling eingesehen hatte, dass sich die
Stationsbesatzung nicht blicken ließ.
    Dann war er auf dem Hauptweg zurückgekommen, langsam
wie in Gedanken versunken oder enttäuscht, und in den Hügeln
zum Cañon hin verschwunden.
    Sie hatten noch eine Viertelstunde gewartet, bevor Alexej den
Motor anwarf.
Als die Maschine ihre Position erreicht hatte, die Arbeit also
getan war, saßen die beiden Männer unentschlossen im
Führerstand, und sie dachten über den Vorfall nach.
„Was er wohl gewollt hat“, sagte Mac, aber es klang nicht
wie eine Frage.
Alexej runzelte die Stirn. „Da hätten wir

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