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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Zehntausende
solcher Gebiete gab, von Menschenhand geschaffen zur
Vorbereitung einer Heimstatt für die Menschheit, einer
Heimstatt auch, in der die Natur von vornherein nach
menschlichem Willen geformt werden würde.
    Einen Augenblick erinnerte sich Allan der weltweiten
heftigen Diskussionen über das Für und Wider der künstlichen
Sonnen, der Sandverharschung, des gezielten Aussetzens von
mutierter Flora und Fauna, überhaupt der systematischen,
geplanten Veränderung der Marsnatur. Gesiegt hatte zwar, was
vernünftig erschien: Die Errichtung einer
menschenfreundlichen Pseudonatur und später die einer
absolut umweltfreundlichen Industrie. Aber
– und Allan
betrachtete jetzt die große Fläche vor sich nüchterner – wenn
dann alles so geometrisch wird… Freilich, das ist der Anfang,
eine Humusgrundlage. Die Landschaftsgestalter haben noch
lange Pause. Aber wird nicht in jeder Beziehung ein
Kompromiss zwischen dieser Natur und einer vernünftigen
Zweckmäßigkeit gesucht werden müssen? ,Und’, fragte sich
Allan, ,wäre das schlecht?’
    Müßige Gedanken. Nur das fertige Projekt ließe eine
Beurteilung zu – und die Erfahrung der Menschen, die sich
darin wohl fühlen oder nicht.
    Und noch etwas berührte Allan angesichts des großen grünen
Teppichs zu seinen Füßen. Das würde für zwei Jahre sein
Reich sein, das Reich der Schweinehirten Allan Nagy und
Sylvester Reim. Von hier aus würde man den Zaun sehen, der
zu errichten war. Und Allan nahm sich vor, öfter an dieser
Stelle zu stehen, um zu sehen, was aus diesem Reich wird.
    Er schritt auf die Mündung eines breiten Weges zu, von dem
er annahm – das Bild wies es jedenfalls so aus –, dass er zum
Stationsgebäude nährte.
    Allan bewunderte jetzt aus der Nähe den üppigen Wuchs
links und rechts vom Weg, und er sah darin im Geist schon
seine Schweine wühlen. Es tat ihm leid, dass diese Pracht unter
dem Experiment sehr leiden würde.
    Er blieb überrascht stehen, als eine überdimensionale
Hummel die kleinen, unscheinbaren Blüten attackierte, eine
Hummel, die an einem Mittelbein einen Ring trug. Und er
bekam Hochachtung vor diesen Planern, die bereits in den
ersten Anfängen der Rekultivierung die so genannten
Kleinigkeiten nicht vergaßen. Diese Tatsache stimmte
ihn
optimistisch. Er bekam auf einmal Vertrauen auch in die
Marszukunft. Wer so rangeht, übersieht kaum wichtige
Probleme. Und etwas wie Stolz erfüllte Allan Nagy, dass er
mit zu den Pionieren zählte
– ungenannt zwar, aber im
Augenblick unentbehrlich.
    Allan fand das Stationsgebäude verschlossen vor, ein
Umstand, der ihn verwunderte. Wer versperrt auf solchem
Posten sein Haus, vor wem! Sollte es hier Diebe oder andere
unredliche Gesellen geben? Lächerlich. Außerdem passte es
gar nicht zur Beschreibung der Besatzung. Das wenige, was er
über sie gehört hatte, besagte, dass die beiden verträglich,
schöpferisch und arbeitsam seien. Von übertriebener Vorsicht
oder gar Furcht war die Rede nicht gewesen.
    ,Es könnte sogar sein, dass das Verschließen von
Stationsgebäuden gegen Reglements verstieß’, sagte sich
Allan. ,Wie, wenn ein Hilfesuchender, ein Verunglückter sich
hierher rettete. Auf vielen Quadratkilometern der einzige Ort,
an dem Lebensmittel und Medikamente gelagert sind. Und
diese Menschen schließen zu!’
    Allan sah sich um, überdeckte die Augen mit der Hand, um
gegen das Licht des aufgehenden Sunnyboy die Ebene
überschauen zu können. Das Gelände fiel gegen die Berge
leicht zu einer Mulde ab. Diese Senke mochte einiges
verbergen, denn Allan gewahrte weder Maschinen, noch sah er
ein Ende der Grünfläche.
    Er ging um das Gebäude herum. Ihm war nicht bekannt, ob
diese Typenbauten einen Hinterausgang besaßen, wie die
Fenster lagen.
    Er fand weder eine zweite Tür, noch ließen sich die Fenster
öffnen, die zu allem Überfluss von draußen ein Hindurchsehen
nicht gestatteten.
    Die letzten Meter der Umrundung des Hauses legte Allan
bereits sehr unaufmerksam zurück. Er erreichte die Ecke, an
die sich die Vorderfront anschloss, und zufällig glitt sein Blick
über den Boden.
    Nun war er doch überrascht, wieder auf Abdrücke der
nackten Füße zu stoßen, und zwar auf die gleichen wie im
Cañon: Der kleine Zeh des rechten Fußes stand abgespreizt.
Zwei sehr schöne Abdrücke, aber nicht mehr, fand Allan an
der Ecke, eingepresst in ehemals weichem Boden, der,
getrocknet, die Spuren wie in Gips erhalten hatte.
Eigenartigerweise hatte der Barfüßler keinen

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