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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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im Einvernehmen mit dem Gefährten
den Fall Zeder anderer Zuständigkeit zu übergeben. Das
Wesentlichste für ihr Wohlergehen, dass sie Licht brauchte wie
Atemluft, hatten sie entdeckt… Aber weit gefehlt! Eine
diesbezügliche kleine Andeutung Alexejs nur hatte Mac
misstrauisch gemacht, sodass sich Alexej schweren Herzens
entschloss, die Leitung hinter Macs Rücken zu verständigen.
Eine Gelegenheit wäre dieser Nachmittag gewesen. Und nun
kam ihm dieser Mensch so!
Soweit sich Alexej seiner Vorfahren erinnerte, reihte er sich
ein in eine Linie von ruhigen, zurückhaltenden Menschen.
Aber, und das kannte er vom Großvater, man durfte den Bogen
nicht überspannen.
Da gab es diesen Semjon Michailowitsch. Alexej erinnerte
sich an jenen dicklichen Förster mit dem schütteren Haar, der
devoten Haltung und scharfen Stimme, die so gar nicht zu ihm
passte und die um so schärfer wurde, je aussagekräftiger die
Paragraphen waren, auf die sie sich stützte. Dieser Mensch
sollte Großvater überzeugen, dass sein Waldhüterhaus einer
Einfriedung weichen müsse, die laut Projekt dort verlaufen
sollte. Und Großvater, obwohl formal im Unrecht, sah partout
nicht ein, weshalb dieser Zaun nicht zehn Meter von der Trasse
abweichen konnte in einem Areal von Tausenden Hektar
Taiga. Alexej kannte diesen unglücklichen Semjon nur von
dieser einen Begegnung, aber der musste Großvater vordem
schon öfter genervt haben. Als er an jenem Tag mit dem Papier
kam, war es aus. Großvater las den Befehl und riss ihn in aller
Ruhe und ungeachtet des Protestes des Semjon in kleine
Stücke. Dann sagte er inbrünstig: „Hundesohn!“ und setzte
dem Vertreter des Gesetzes so einen Schlag zwischen die
Augen, dass der Mann den Tisch umriss, gegen die Wand flog
und dort wie ein nasser Sack zusammenrutschte.
Der Großvater schulterte daraufhin das Gewehr, forderte den
verdatterten Alexej auf mit einem „Komm, Junge!“, und sie
wanderten weiter als sonst durch die Taiga. Und in diesen
Stunden hatte Alexej den Großvater zum ersten Mal vergnügt
singen hören.
Natürlich hatte das ein Nachspiel vor dem Rayonsrat. Mit
großer Ruhe und scheinbar tiefster Zerknirschung gab der Alte
alles zu, schluckte die für ihn harte Strafe, ein Jahr als
Waldhüter abberufen zu werden und statt dessen mit Gemüse
gefüllte Plastbeutel zu verschweißen.
Aber die Verhandlung brachte auch an den Tag, dass der
Abriss der Hütte nicht zwingend war.
Und Alexej wusste ganz genau, dass er mindestens vierzehn
Tage in dieser Hütte zubringen, sobald er wieder Erde unter
den Füßen spüren würde. Der Zaun, wusste Alexej, lag
zerfallen im Unterholz.
Missmutig stapfte Alexej hinter Mac her. Aber allmählich
schritt er freier, nahm den Duft der Blüten, die Frische der
Sauerstoffspülung als wohltuend wahr.
Einen Augenblick blieb Alexej stehen, sah einer gemütlich
brummenden Hummel hinterher. Aber er war noch so in seinen
Gedanken gefangen, dass er nicht darauf achtete, ob sie einen
Ring trug. Und eine Sekunde lang bedauerte er, dass er dieses
Hobby nun auch bald aufgeben musste.
Alexej hatte sich entschlossen. Am nächsten Tag würde er
melden, wenn es sein musste, mit Gewalt. Später würde es
Mac bestimmt verstehen.
Sie erreichten die Grenze ihres Areals. Vor ihnen lagen die
Felsen, das Ödland. Die Maschine 3, die so lange Zeders
Ergötzen diente, musste endlich umgesetzt, auf den Hang in
Richtung Hauptweg vorgezogen werden; denn, darin waren sie
sich einig, trotz der veränderten Situation sollte nichts
Unfertiges übergeben werden. Und wenn sie es noch bis vor
zum Hauptweg schafften, würden sie eine vollendet begrünte
Fläche hinterlassen.
Einen Augenblick standen sie stumm vor der Maschine.
Hier hatte alles begonnen. Mac fuhr mit der Hand über die
provisorisch angebaute Dusche. Er sah zu Alexej. Und für
einen Augenblick schien das alte Einvernehmen wieder
hergestellt. Ein flüchtiges Lächeln hellte seine Miene auf Sie
dachten beide ähnlich. Die Maschine und Zeder gehörten
irgendwie zusammen.
„Komm“, sagte Alexej, „bringen wir es hinter uns!“ Er
schwang sich in das Fahrerhaus und bemerkte obenhin, bevor
er den Motor anließ: „Die allerletzte Umsetzung, Mac, für uns
jedenfalls.“
Mac sah ihn an und nickte. Er nahm den Beifahrersitz ein,
sah zu Alexej hinüber und sagte, und es klang ein wenig
belegt: „Na, dann!“
Alexej startete. Dann brachte er die Maschine mit voller
Kraft in Position. Draußen stoben Blätter und Zweige,
vermengt mit

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