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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Zweifel blieb, wie
stark überlastet er war. Sylvester fühlte sich belustigt,
gleichzeitig nickte er ernst. „Ich muss daher eine endgültige
Entscheidung von der Meinung des zuständigen Hegers
abhängig machen“, fuhr Nekrassow mit einem Seufzer fort, der
sein Bedauern über diese Komplikation ausdrücken sollte. Er
rief den Heger über die Sprechanlage zu sich und überbrückte
die Wartezeit mit einer sehr langen Beschwerderede darüber,
dass sich die Herrschaften der Zentrale – er erläuterte nicht,
um welche Zentrale es sich handelte – schon ewig nicht
entschließen konnten, schon seit er „denken könne“ nicht,
ihnen eine einfache Mikroklimaregelung zu bewilligen.
Ein drahtiger, dunkelhaariger Mann betrat wenig später das
Büro.
„Der zuständige Heger, Kollege Nagy“, stellte Nekrassow ihn
vor. „Wir wollen helfen, wo wir können, nicht wahr. Und du
kannst doch von den Schweinen ein paar abgeben, Kollege
Nagy? Du hast unlängst gesagt, dass von den Fressern welche
weg müssten?“
„Gewiss“, antwortete der Kollege Nagy zurückhaltend.
Überhaupt schien er ein angenehmer Mensch zu sein. Er hatte
ebenmäßige Gesichtszüge; dunkles, fast schwarzes welliges
Haar kontrastierte mit den blaugrauen Augen, die aus dem
gebräunten Gesicht ebenso hervorleuchteten wie die blendend
weißen Zähne.
,Ein Mensch’, dachte Sylvester, ,dem man Tüchtigkeit
ansieht, eine Persönlichkeit dem Äußeren nach, jemand, der
Ausstrahlung hat.’ Vielleicht nahm aber auch das „gewiss“ auf
die Frage nach den Schweinen so für ihn ein. Sylvester
frohlockte. Also würde er seinen ersten Auftrag bei den
Faunella-Leuten erfüllen können. Zugegeben, es waren bloß
Schweine, aber immerhin – alle wissen, dass sie schwierig zu
beschaffen sind, und diese Farm hatte er selbst ausfindig
gemacht, ohne einen Kringel auf Marowas Karte. Nur eine
Frage konnte sich Sylvester nicht beantworten: Wie kann ein
solcher Mann im Hegen von Schweinen Befriedigung finden?
„An wieviel habt ihr gedacht?“
„Tja – an wieviel eigentlich?“ Der Farmleiter wandte sich
nun direkt an Sylvester.
„So viele wie möglich!“, beeilte sich Sylvester zu betonen.
„Mindestens aber einen Eber und einige Sauen.“
„Ihr wollt selbst züchten?“, fragte Nagy immer noch in einem
unverbindlich-angenehmen Tonfall und mehr aus Höflichkeit,
wie es schien.
Hat er Angst um die Priorität, um sein Monopol? Sylvester
lächelte. „Ausschließlich für den Eigenbedarf, ausschließlich“,
versicherte er. „Das ließe sich natürlich vertraglich regeln,
wenn ihr es wünscht.“
„Einen Eber können wir nicht abgeben. Zwei gedeckte Sauen
und zwei weibliche Läufer wären aber möglich.“ Nagy sah zu
Nekrassow.
„Jaja“, sagte der. „Jaja, einverstanden! Wie wollt ihr sie
transportieren?“
„Wir schicken den Institutshubschrauber. Länger als drei
Stunden fliegt der nicht von hier nach Werchojansk, und das
werden sie vertragen“, antwortete Sylvester.
Nach dieser harmlosen Bemerkung vollzog sich mit Nagy
eine eigentümliche Wandlung. „Das IREF etwa?“, fragte er
lauernd.
„Ja, das Institut für Resistente Flora, wieso?“, antwortete
Sylvester, auf den veränderten Tonfall aufmerksam geworden.
Nagy biss die Zähne zusammen. In seinem Gesicht traten die
Kaumuskeln hervor, es bekam einen Ausdruck entschlossener
Härte. Dann, wie nach einem inneren Befehl, entspannten sich
die Züge. Er lächelte und zuckte dann mit den Schultern.
„Werde ich noch gebraucht?“, fragte er höflich den Leiter.
Als dieser verneinte, sagte Nagy noch: „Meldet euch über
Funk, bevor ihr kommt!“
Sylvester konnte sieh des Eindrucks nicht erwehren, aus den
grauen Augen strömte ihm Kälte entgegen.
Nagy wandte sich zum Gehen. Plötzlich drehte er sich
Nekrassow zu, hieb sich mit der flachen Hand vor die Stirn
und rief mit entwaffnender Naivität: „Dass ich das vergessen
konnte. Ich habe doch vorige Woche einen Auftrag des
Amursker Tiermuseums angenommen und denen dieselben
Schweine zugesagt! Da wird wohl das mit dem Institut nichts
werden“, fügte er übereilig hinzu – mit einem Blick auf
Sylvester, der eher Spott als Bedauern ausdrückte.
„Na aber!“, rief Sylvester entrüstet. Er blickte auf den
Farmleiter. „Das kann doch nicht euer Ernst sein!“ Zorn stieg
in ihm hoch, er fühlte sich genasführt, zumal er den Eindruck
hatte, dass Nagy ein falsches Spiel spielte.
Nekrassow hob beschwichtigend die Hände. „Kollege Nagy“,
sagte er

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