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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Blütenbestäuber keinen
unerheblichen Beitrag bei der Fortentwicklung der Pflanzen.
Und diese Pflanzen bildeten letztlich das Hauptmittel bei der
Rekultivierung des Planeten. –
    Aber an diesem Abend, an dem Mac mit über anderthalb
Stunden Verspätung zur Station zurückkam, an einem Dienstag
zumal, an dem er mit einiger Sicherheit ein Videogramm
erwarten konnte, fiel Alexej sofort auf, dass etwas nicht
stimmte. Er hätte Macs ernstem Gesicht, zerstreutem
Reagieren, dem Grübeln wahrscheinlich kaum Bedeutung
beigemessen, es allenfalls mit einiger Befriedigung auf den
Beginn eines Marskollers geschoben. Außerdem wollte Alexej
nach der abendlichen Sendung noch vier prächtige Hummeln
beringen. Was ihn jedoch aufmerksam machte, war die
Tatsache, dass Mac erst nach Minuten und dann sichtlich
geistesabwesend Kims Videogramm in das Wiedergabegerät
einlegte.
„Ist was, Mac?“, fragte Alexej.
    Mac, der in sich zusammengesunken dagesessen hatte,
schreckte auf. „Wieso? Nein!“
„Siehst aus, als wäre dir – das Ungeheuer von Loch Ness
begegnet.“
Normalerweise hätte Mac nach einer solchen Bemerkung
wenigstens gelächelt. Sie waren anspruchslos geworden in
ihren Scherzen. Statt dessen blickte er jetzt voller
Konzentration und, Alexej hatte den Eindruck, irgendwie
misstrauisch auf den Gefährten. „Quatsch!“, entgegnete er
nicht ohne Schärfe. „Niemand ist mir begegnet, nichts, hörst
du!“ Und ruhiger fügte er hinzu: „Ich bin vielleicht ein wenig
abgespannt, habe einen Umweg gemacht. Musste dann
querfeldein. Das Zeug steht so hoch, dass man darin kaum
mehr laufen kann.“
,Aus welchem Grund macht man hier einen Umweg’, dachte
Alexej nun vollends aufmerksam. „Ich habe Schwierigkeiten
mit dem Blütenduft“, sagte er gewollt beiläufig.
Wie der Nichtschwimmer nach dem Ring, griff Mac zu. „Das
wird es sein!“, erwiderte er eifrig. „Und ich wundere mich,
habe den ganzen Tag über leichte Kopfschmerzen. Jetzt, da du
das sagst, wird es mir bewusst.“
,Alter Heimtücker’, dachte Alexej. Er tat, als fände er sich
mit der Darstellung ab. „Willst du, dass ich die Frühschicht
mache?“, fragte er, „damit du länger liegen kannst?“
„Nein, nein“, beteuerte Mac, „es ist schon besser geworden.“
Danach verfolgte er aufmerksam Kims Aufzeichnungen,
lächelte dabei und ging anschließend sofort in die
Schallkabine, um seine Antwort aufzunehmen. Anscheinend
hatte er sich wieder gefangen.
Dann schauten sie gemeinsam die Nachrichten an, die live für
Mars von der Erde gesendet wurden. Die nachfolgende
Unterhaltungsshow, die vom Studio Mars ausgestrahlt wurde,
sahen sie nur zur Hälfte, zumal Alexejs Hummeln, von denen
sich einige besonders widerborstig gebärdeten, mit ihrem
aufgeregten Diskantgesumm die seichte Musik
misstönend
überlagerten.
Alexej wurde wieder aufmerksam, als Mac ausgerechnet an
diesem Abend den UKW-Peiler in Betrieb setzte, wie zu einem
Schwatz mit den Nachbarn. Freilich, es war dies durchaus ein
alltägliches Ereignis, nichts Auffälliges, auch etwas, was sie
gelegentlich unternahmen. Nur heute, da sich Mac ganz
offensichtlich nicht recht wohl fühlte, über Kopfschmerzen
klagte und ungewöhnlich lange da draußen in der dünnen
Atmosphäre herumgewandert war – im kleinen Kostüm, wie
Alexej mit einem Blick auf die liederlich – merkwürdig bei
dem ordentlichen Mac
– aufgeräumten Kleidungsstücken
feststellte –, schien es arg verwunderlich.
Trotzdem folgte Alexej zunächst dem Disput nicht. Hellhörig
wurde er erst, als er glaubte, dass Mac, versteckt zwar, immer
wieder im Wesentlichen das Gleiche fragte. Es waren Fragen,
die darin gipfelten, dass Mac, übertrieben gesagt, eine Art
Alibi der Mannschaft einholte, und – auch das fiel Alexej auf –
er wandte sich ausschließlich an die „gemischten“
Mannschaften, an Stationen also, in denen Paare den Dienst
versahen. Bei der dritten Verbindung hörte Alexej verstohlen
zu.
„Hallo, Chris“, grüßte Mac eine kräftige Blondine, die mit
einem Lächeln und Kopfnicken auf dem Schirm erschienen
war. „Wie geht’s?“
Solche und ähnliche triviale Fragen fielen hier in der Einöde
keineswegs lästig. Außerdem vermittelte Chris – von Haus aus
eine Dänin – durchaus den Eindruck, als locke sie so leicht
nichts aus der Reserve.
Alexej – genau wie Mac – kannte Chris einigermaßen. Alle
acht bis zehn Wochen besuchte man sich, besichtigte den
Fortgang der Arbeiten, zeigte sich Basteleien oder

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