Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
murmelte er: „Sie existiert!“
Dann beugte er sich erneut über die Spuren. Der Sand hatte in
seiner Feinheit die Papillen der Haut und offenbar Risse und
andere Schäden mit abgedrückt. „Sehr strapazierte Füße“,
stellte Mac profan fest. Aber dann sah er die Gefahr: Schon der
Luftzug, den er mit seinem Atem verursachte, reichte, um die
Pracht zu zerstören. Die erhabenen Stellen zwischen den
Zehenabdrücken begannen auseinander zu rieseln. Mac wich
erschrocken zurück.
Nachdenklich stand er vor diesem Indiz. „Erhalten als
Beweis!“, fuhr es ihm durch den Kopf. Und er erinnerte sich:
Kriminalisten gossen früher so etwas mit einer härtenden
Masse aus, um ein Beweisstück für die Identifikation von
Tätern zu bekommen.
Ausgießen! Und Mac fiel ein, dass Chris
– ein ebenso
spleeniges Hobby wie Alexej mit seinen Hummeln

besondere Blüten in ein Kunstharz einschloss, anschließend die
Stücke polierte und mosaikartig zu einem brauchbaren
Wandschmuck zusammensetzte. Von ihr müsste er sich das
Harz besorgen. Zwei, drei Tage würden sich die Abdrücke
noch halten, wenn auch die Feinheiten schwanden.
Dann begann Mac, den Boden im weiteren Umkreis
sorgfältig abzusuchen. Sandkuhlen fand er noch einige, aber
keinen Abdruck mehr.
„Aber die zahlreichen Spuren bei der Lagerstatt zeugen
davon, dass sie öfter hier ist“, kombinierte Mac. Ihn quälte ein
Gedanke: War sie gegangen, als Kaline sank, weil sie das
Sonnen satt hatte, oder war sie verschwunden, als sie sein
Kommen bemerkt hatte? „Die Zeit wird es zeigen“, sagte er
halblaut, und er besiegelte mit diesem Satz sein nächstes
Vorhaben, das Belauern des Platzes.
Dann beeilte sich Mac. Einer plötzlichen Eingebung folgend,
riss er ein Büschel des Mooses aus, um es Alexej als Grund für
das lange Ausbleiben zu offerieren.
Zum Umfallen erschöpft, aber innerlich befreit und glücklich,
kam Mac am Sprüher an. Er entschloss sich, ihn stehen zu
lassen, um Alexej nicht weiter zu beunruhigen. Es ging in die
neunte Stunde, seit er sich draußen befand, vier Stunden über
der Norm. –
Allan Nagy hatte offenbar Sylvester bereits erwartet, obwohl
dieser wie beim ersten Mal zu früh eintraf.
    Sylvester hatte den Eindruck, Nagy sei beunruhigt. Er kam
ihm nervös vor, aber keineswegs aufgeschlossener und
freundlicher als am Video. Allerdings – und das überraschte –
lud er ihn ein, sich mit ihm in eine Jagdhütte zu begeben, ein
paar Minuten von der Farm entfernt.
    Auf dem holprigen Weg, den sie im zweisitzigen, zugigen
Geländemobil zurücklegten, sprach Nagy kein Wort. Und da
Sylvester bei dem, was er zu sagen hatte, nicht durch die
Fahrerei gestört werden wollte, schwieg auch er.
    Beinahe beneidete er Nagy um die Lage des Arbeitsplatzes.
Die Farm befand sich tatsächlich mitten in der Taiga, und nach
dem Passieren der Umfriedung deutete nichts mehr darauf hin,
dass das Objekt überhaupt existierte. Unberührte Natur
ringsum, so wie Sylvester sie bereits auf seiner
Schweinerundfahrt kennen gelernt hatte. Er ließ diese Umwelt
auf sich wirken. Das leise Surren des langsamen E-Mobils ließ
sogar Vogelstimmen bis in den Wagen dringen.
    Im Klaren war sich Sylvester durchaus nicht, wie das
Gespräch mit Nagy in den nächsten Minuten verlaufen würde.
Er hatte im Institut versucht, Näheres über diesen ehemaligen
Mitarbeiter zu erfahren. Herausbekommen hatte er lediglich,
dass Nagy dort drei Jahre als Genoperateur gearbeitet hatte und
– das war das Einzige, was Sylvester hatte aufhorchen lassen –
aller Wahrscheinlichkeit nach an der Entwicklung der
Faunella.
    Aus welchem Grunde Nagy offenbar einer unerfreulichen
Erinnerung nachhing, blieb ungeklärt.
Sylvester aber fühlte sich zuversichtlich und ein bisschen
überlegen. Das merkwürdige Verhalten Nagys erweckte bei
ihm den Eindruck, dass jener entweder etwas zu verbergen
trachtete oder ein schlechtes Gewissen hatte, was schließlich
auf dasselbe hinauslief.
Eingesetzt hatte Nagys seltsames Gebaren, als Sylvester den
Tod des Schweins im Zusammenhang mit dem Wunsch nach
einer Unterredung genannt hatte. Und Sylvester glaubte nicht
fehlzugehen, dass Nagy spürte, das Gespräch könnte nur in
diese Richtung laufen, und gerade deshalb keine Zeugen
wünschte.
Er beobachtete Nagy von der Seite. Der steuerte den Wagen
auf dem kaum sichtbaren, mit Gras und kleinen Büschen
bewachsenen Weg. Er gab sich konzentriert, nur kleine
Anzeichen deuteten auf eine Erregung hin. Er kniff manchmal
die Augen

Weitere Kostenlose Bücher