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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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braucht und sie erst jetzt besorgt. Sieht
Ramross…“, er sagte tatsächlich Ramross, sprach die erste
Silbe sehr kurz aus, und erreichte seine Absicht: Sylvester
dachte unwillkürlich an ein besonders kräftiges Pferd, „sehr
ähnlich!“ Nagy lachte, wurde aber plötzlich ernst.
„Ach»
weißt du, lassen wir das. Sie ist für mich nicht so erfreulich,
diese Erinnerung. Und außerdem ist es viele Jahre her.“ Nagy
trank einen Schluck aus seinem Glas, stand auf, reckte sich,
irgendwie befreit, empfand Sylvester. Und dann sagte er
überraschend entwaffnend für Sylvester „Selbstredend ersetzen
wir dir den Läufer. Wenn du darauf eingerichtet bist, kannst du
ihn gleich mitnehmen.“
Und offenbar auf den erstaunten Blick Sylvesters hin fügte er
hinzu: „Na, deswegen bist du doch hauptsächlich gekommen,
oder?“
„Doch, doch“, beeilte sich Sylvester, immer noch ein wenig
fassungslos, zu versichern. –
Alexej Bolscha hatte sich mit dem Wandel seines Gefährten
abgefunden. Es war für ihn nicht das Schlechteste, wenn Mac
einen großen Teil der gemeinsamen Arbeiten allein bewältigte,
auf eigenen Wunsch. Anfangs wehrte sich Alexej dagegen;
schließlich ging es nicht an, jemanden für sich arbeiten zu
lassen. Aber Mac hatte darauf bestanden, hatte gemeint, dass
ihm mehr das Praktische läge, Alexej solle nur die Arbeiten
ordentlich vorbereiten.
Und in der Tat, sie hatten Erfolg nach dieser Methode. Schon
drei Wochen später sprach die Territorialleitung der Besatzung
der Station 1017 ein Lob aus. Das Zeitsoll wurde vorfristig
erreicht, die Luftbilder zeigten es deutlich. Im Wettbewerb des
zwölften Nordbezirkes hatten sie sich damit von einem
Mittelplatz an die Spitze herangearbeitet.
Natürlich gab das Auftrieb, half, einige Tage mit mehr
Freude und Elan zu arbeiten, im Stolz auf das Erreichte. Alexej
fing einige Hummeln weniger und befasste sich intensiv mit
einem Plan zur komplexen Begrünung der Dünen vor dem
Cañon, die sich den Pflanzen wegen des kargen Bodens noch
heftig widersetzten.
Alexej sah nichts Außergewöhnliches an dem
unregelmäßigen und langen Ausbleiben Macs. Er hielt es für
ein Aufbäumen gegen eine aufkommende Miss Stimmung,
eine Art kämpferischen Zwischen- oder Endspurts, und er
bewunderte den Gefährten wegen der Energie, die nach seiner
Meinung in diesem Verhalten zum Ausdruck kam. –
    An diesem Morgen hatte sich Mac bereits frühzeitig aus dem
Haus begeben. Er hatte etwas gemurmelt von Bodenaufreißen
und Vorbewässern. Aus den Luftbildern war Alexej der Stand
der Arbeiten bekannt. Daher wusste er auch, wo sich die
Aggregate befanden. Lange hatte er draußen nicht inspiziert.
Aber die Aufnahmen zeigten, dass sich Mac an die
Projektierung hielt und dass er auch den erhöhten
Arbeitsaufwand bewältigte.
    Alexej hatte sich den Gesamtplan der Dünenbegrünung
hergenommen, hatte vor, die vom Computer der Zentrale
gelieferten Teilstücke zusammenzusetzen und an der Wand
hinter dem Arbeitstisch aufzuhängen, und er wollte den
Zugang darauf nachtragen. Gleichzeitig bekam der Raum auf
diese Art einen zwar profanen, aber neuen Blickfang, einen,
der sich veränderte, wodurch etwas Dynamisches entstand, das
einem womöglich nicht so auf die Nerven ging wie die
Phantasien des Deckengestalters.
    Um den Übersichtsriss herzustellen, benötigte Alexej
zunächst eine größere Tischfläche. Nach kurzem Überlegen
packte er Macs Arbeitstisch in der Absicht, ihn an seinen
heranzurücken. Als er ihn anhob und ein wenig nach vorn
kippte, polterte etwas zu Boden. Als er das Möbel an den
vorgesehenen Platz gestellt hatte, sah er sich nach dem
schweren Gegenstand um, den Mac in der Ablage seines
Arbeitsplatzes aufbewahrt hatte.
    Ein umfangreiches Paket lag da, nachlässig mit einem
Foliebogen umhüllt. An einer Stelle lugte etwas glasartig
Graues hervor, das mit rotem Sand behaftet war.
    Nun glaubte Alexej von sich behaupten zu können, dass er
nicht neugierig sei, schon gar nicht, wenn es sich um die
persönliche Sphäre eines Mitmenschen handelte, um eine
Sache auch, über die der Gefährte offenbar nicht zu sprechen
wünschte. Schließlich hatte Mac das Paket bisher so verwahrt,
dass Alexej um dessen Existenz nicht wusste.
    Er wendete es hin und her, blickte in die aufklaffende Ecke
hinein und vermutete wenig später, dass Mac in der Tat
durchzudrehen begann.
    Alexej wickelte, nachdem er bereits erkannt hatte, was das
Paket enthielt, die Folie ab und sah sich mit

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