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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Großräumig hatte man ihn
erforscht, multispektral aerofotogrammetrisch, aber auch hier
steckte der Teufel im Detail… als unlängst die Raupe in einen
70 Meter tiefen Karstbruch stürzte, die Besatzung nur noch tot
geborgen werden konnte… Und was täglich an
Unvorhergesehenem passiert! Ob Alexej unruhig wird, wenn
ich zu lange ausbleibe?’
    Mac sah den Hang empor. Der Aufstieg schien hier weniger
steil als drüben der Abstieg. Er hatte dort das Seil hängen
lassen. Also könnte es zurück etwas schneller gehen. „Nun bin
ich so weit“, sagte Mac trotzig, „nun stehe ich das durch. Ich
brauche Gewissheit!“
    Der Grund des Cañons, dunstig und dämmrig, hätte
unheimlich wirken können, wenn Macs Sinne dafür
empfänglich gewesen wären. Geröll lag dicht gestreut, und der
Boden schien feucht zu sein. Einen Augenblick dachte Mac
daran, dass es hier durchaus Sandeinwehungen geben, dass der
eigentliche Grund noch zig Meter tiefer liegen könnte. Er
beruhigte sich schnell wieder. Schließlich sprachen
herumliegende große Gesteinsbrocken, die von den Hängen
stammten, dafür, dass der Boden wohl Tragfähigkeit besaß.
    Mac strebte dem jenseitigen Ufer zu, darauf bedacht, nicht an
Brocken zu stoßen. Als er in etwas wadentief Weiches geriet,
schauderte er doch etwas zusammen.
    Im Normalfall hätte er, als er sah, worin sein Bein steckte, ein
Freudengeheul angestimmt.
Es war ein Batzen Moos von einem Quadratmeter Größe,
strotzend vor Saft und Kraft. Und nach Macs Wissen waren
davon erst ein paar kümmerliche Fädchen gefunden worden,
sodass der Streit um Formen des primären eigenständigen
Marslebens noch nicht beendet werden konnte. Und kein
Zweifel – Mac bückte sich –, es handelte sich um jenes blaue
Moos mit den glasigen Stängeln, also um nichts von der Erde
Eingeschlepptes.
Aber obwohl Mac einen Augenblick Freude empfand,
überwog der Drang, Gewissheit über seine andere Entdeckung
zu gewinnen.
Als Mac, trotz der derben Kleidung an Knien und Ellbogen
zerschunden, außer Atem den oberen Rand des Cañons
erreichte, war abermals eine Stunde verflossen. Er durfte also
auf keinen Fall annehmen, dass sich jemand zweieinhalb
Stunden sonnen konnte, und niemand wusste, wann sie damit
angefangen hatte. Außerdem näherte sich die heiße Sonne
bereits beträchtlich dem Horizont und schien längst nicht mehr
so warm.
Trotz dieser begründeten Annahme pirschte sich Mac
vorsichtig an die Bergkuppe heran, von der aus der Signalmast
zu sehen sein musste.
Wenig später sah er dann auch die Trümmer, aber nichts, was
auf das Wesen hingedeutet hätte.
Obwohl Mac damit gerechnet hatte, fühlte er sich enttäuscht.
Dazu packte ihn abermals Angst, erneut einer Halluzination
zum Opfer gefallen zu sein.
Nach und nach beruhigte er sich, brachte Ordnung in das
Bild. An einer noch erhaltenen Querstrebe des Mastes lehnten
vier dünnere Kunststoffstangen, deren untere Enden im losen
Grund verschwanden, die also zum Liegen geeignet, wenn
auch nicht übermäßig bequem waren. Und die Stangen lehnten
so, dass sie voll im Licht Kalines lagen.
Sich nach allen Seiten absichernd, trat Mac näher. Der felsige
Untergrund zeigte keinerlei Spuren.
Da stand Mac am Gerüst vor der Stangenliege und fühlte sich
unschlüssiger denn je. Er konnte sich gut vorstellen, wie hier
die Frau gelegen hatte. Aber wie weit spielte ihm seine
Phantasie Streiche? Schließlich, er gestand sich ein, war er ein
gesunder Mensch, ein Mann, und er hatte seine Kim mehr als
ein Jahr lang nicht getroffen. Da konnten einen schon
Vorstellungen befallen.
Im letzten Augenblick unterdrückte Mac ein Freudengeheul.
Er hatte sich langsam, gedankenversunken um die „Liege“
herumbewegt und stand vor einer Felskuhle, nicht größer als
ein viertel Quadratmeter, in der sich Flugsand angesammelt
hatte. Und in diesem Sand zeichneten sich säuberlich die
Abdrücke zweier kleiner Füße ab, parallel nebeneinander, wie
es sich gehört.
Und sofort begann Macs Gehirn exakt zu arbeiten. „Sie hat
sich von ihrer Liege geschwungen“, sagte er vor sich hin, „die
Beine zuerst, hat die Füße hier aufgesetzt und dann erst den
übrigen Körper nachgezogen, langsam, um die Stangen nicht
zu verschieben.“
Mac kniete nieder. Er suchte die Kuhle ab und stellte fest,
dass die beiden Abdrücke darin nicht die einzigen waren. Der
Sand war zertreten, aber die neuen Abdrücke hatten andere
überlagert.
Ein selten intensives Glücksgefühl durchströmte Mac.
Mehrmals

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