Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
Ausrüstung.
Es blieb noch eine Stunde Zeit bis zum üblichen Aufbruch. Sie
hatten gefrühstückt, Belangloses ausgetauscht, sich über die
Tagesaufgabe abgestimmt. Mac hatte dafür gesorgt, dass
Alexej das Projekt weiterführte. Gerade am Hang des Roten
Felsens – so wies die letzte Luftaufnahme aus – kam der
Bewuchs langsamer voran. Es gab kahle Stellen. Durch
Umgruppierung der Sprüher und Exhaustoren musste dem
entgegengewirkt werden. Mac wollte draußen die
Voraussetzungen schaffen, Alexej das zugehörige
Harmonogramm erarbeiten. Dieser war einverstanden, obwohl
Mac die Blicke, die Alexej ab und an auf ihn richtete,
bedeutungsvoll und der Situation unangemessen vorkamen.
    Trotz übertriebener Sorgfalt, kleineren, meist unnötigen
Reparaturen an der Ausrüstung, war Mac eine halbe Stunde
vor der Zeit angezogen. „Nun, dann geh ich immer schon“,
sagte er. „Was soll ich hier herumstehen. Es wird
wahrscheinlich länger dauern. Du weißt, die Sprüher eins und
zwei sind völlig eingewuchert. Ich möchte auch nicht so viel
kaputtmachen.“ Mac wandte sich zum Gehen, hatte schon die
Türklinke in der Hand.
„Mac!“
     
Dieses „Mac“ hatte Alexej so gerufen, als solle noch etwas
    Grundsätzliches folgen.
„Ja?“, fragte Mac wie obenhin zurück und drehte sich dabei
halb um.
„Nimm die bitte mit, und lass sie hinten fliegen!“
Mac hatte sich umgedreht. Lächelnd hielt ihm Alexej einen
Kasten hin, in dem sich Löcher befanden, hinter denen die
Fühler mehrerer Hummeln vibrierten.
Mac atmete hörbar aus, ging einige Schritte in den Raum
zurück, nahm den Kasten, hielt ihn in Augenhöhe und sagte:
„Na, ihr!“ Und zu Alexej: „Klar, mach ich.“
Alexej schickte ihm einen langen Blick hinterher. ,Geh und
tob dich aus’, dachte er. ,Vielleicht hilft’s.’
Nach zwei Stunden angestrengter Arbeit begann Mac nervös
zu werden. Er hatte sich eindeutig übernommen. Schon der
Marsch zu den Sprühern durch schenkelhohe, miteinander
verhedderte Ranken erwies sich als mühsam. Von weitem
glichen die beiden Geräte zwei grünen Hügeln. Die Pflanzen
hatten sie beinahe zugedeckt.
„Das macht der Hummelfang“, brummelte Mac. Die Sprüher
gehörten ursprünglich in Alexejs Revier. Mac klopfte halb
ärgerlich, halb belustigt an die umgehängte Hummelkiste. Von
innen antwortete unwilliges Gesurr.
In der ersten Stunde ging es noch. Mac machte sich daran, die
Maschinen von den Ranken zu befreien, wobei er großen Wert
darauf legte, diese möglichst nicht zu beschädigen. Er stellte
fest, dass das Sprühsystem leckte, kein Wunder also, dass die
Ranken um die Maschinen herum besonders üppig wucherten.
Mac fühlte sich trotz der unbequemen Arbeit wohl, bis die
zweite Sonne, die heiße Kaline, aufging. Er begann alsbald zu
schwitzen und unter Atemnot zu leiden. Aber richtig schlimm
wurde es erst, als er den Koloss in Bewegung setzte und
zunächst so ehrgeizig war, vor den Stapfen die Ranken so zu
legen, dass sie erhalten blieben. Zwischen seinem Standort und
dem unbewachsenen Weg, bis zu dem die Geräte gerückt
werden sollten, lagen etwa 300 Meter. Nach einer Stunde
wurde sich Mac bewusst, dass er einen Tag benötigen würde,
wenn er weiter so verführe. Er begann nachlässiger zu
beräumen, bis er es schließlich ganz aufgab und blutenden
Herzens mit der Maschine bei jedem Schritt ein gutes Dutzend
Pflanzen zertrampelte. Aber so erreichte er nach zwei Stunden
den Weg, und dort ging es bis zum Hang rasch voran. Mac
genoss den sachten Luftzug, der ihn in der drei Meter über dem
Boden befindlichen offenen Kabine angenehm umfächelte.
Am Hang hielt er an. Die Maschine musste dorthin, wo vor
Tagen die Erscheinung verschwunden war. Dort, hinter dem
Bogen der Düne, lagen die dürftigen Felder.
Unwillkürlich hielt Mac Ausschau. Er lächelte, schüttelte den
Kopf, fühlte, dass er allmählich darüber hinwegkam, und dann
kletterte er aus der Kanzel. Er verkürzte über die Hydraulik die
rechten Beine der Maschine, trat ein paar Schritte zurück und
prüfte mit schräg gehaltenem Kopf, ob er den Sprüher
einigermaßen der Generalneigung des Hanges angepasst hatte,
und er saß wieder auf. Mac hatte sich überlegt, dass er am
kahlen Hang entlang sicherlich fast ebenso gut vorankommen
würde wie auf dem Weg; es gab nichts, das zertreten werden
konnte. Er war mit sich zufrieden, nicht, weil er die Maschine
bald auf dem vorgesehenen Platz haben würde – ohne weitere
Plackerei –, sondern weil er zum ersten Mal die

Weitere Kostenlose Bücher