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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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beträchtlicher
Verwunderung die detailgetreuen Abgüsse zweier kleiner
Fußsohlen, eines linken und rechten Fußes, an, die offenbar zu
ein und demselben Menschen gehörten.
    Sein erster Gedanke war: Mac ist Fetischist. Er hat von den
Füßen seiner Kim Abdrücke hergestellt, um etwas Greifbares
von der Geliebten bei sich zu haben.
    Wenig später verwarf Alexej diesen Gedanken als völlig
absurd aus zweierlei Gründen: Erstens würde er dem
nüchternen Mac niemals eine solche Gefühlsverirrung, einen
verklemmten Sexualkomplex, zutrauen. Und dann Fußsohlen!
Zwar sehr nützliche, aber wohl doch weniger
verehrungswürdige Körperteile
– zumal auch diese Füße,
deutlich zeigten das die Abdrücke, so beansprucht schienen,
dass sie gewiss eine wenig ästhetische Erinnerung hervorrufen
würden. Alexej konnte sich da durchaus
Abbildungswürdigeres vorstellen… Andererseits zeugte der
anhaftende und zum Teil eingegossene Sand, dass diese
Abdrücke auf dem Mars hergestellt worden waren. Und Macs
Kim, das wusste Alexej, hatte sich noch nie auf dem Planeten
befunden.
    Außerdem, so schloss Alexej, konnten die Abdrücke
sicherlich so alt nicht sein; denn hier in den beengten Räumen
der Station ließ sich ein derartiges Paket auf die Dauer einfach
nicht verbergen.
    Alexej wusste nach all den Überlegungen mit den Abdrücken
erst recht nichts anzufangen. Er tappte damit über den Tisch,
indem er sie mit umfasste und Schritte imitierte, und hinterließ
Kratzer und einige abgelöste Sandkörner.
    Dann stellte er sich die Frage, wo Mac wohl das Kunstharz
hergenommen haben könnte. Als Lieferant kam mit großer
Wahrscheinlichkeit nur Chris in Frage.
    Alexej sah zur Uhr. Da Mac wesentlich früher, als die
allgemeine Regelung es vorsah, das Haus verlassen hatte,
durfte er damit rechnen, Chris über den Videor noch zu
erreichen. Und Alexej fiel ein: Die Umfragen, die Mac vor
einiger Zeit an die Nachbarstationen gerichtet hatte, gipfelten
alle darin, ob eine der dort tätigen Frauen dem Areal der
Station 1017 unangemeldet einen Besuch abgestattet hatte.
Und plötzlich dachte Alexej an seine eigene Entdeckung: die
Fußstapfen unter dem Regner, die er für Spuren von Macs
extravaganten Vergnügungen gehalten hatte.
    Auf einmal sah Alexej Zusammenhänge! Nachdenklich
richtete er das Paket wieder so her, wie er es vorgefunden
hatte. Dann setzte er sich vor seinen Plan, ohne ihn
anzurühren. Diese Arbeit kam ihm auf einmal nicht mehr so
wichtig vor. Es tat sich etwas noch nicht Fassbares in seiner
unmittelbaren Nähe, etwas, was ihm bisher entgangen war und
dessen dürftige Anzeichen er bis heute in keinen Bezug
gebracht hatte.
    Aber dann hat Mac auf keinen Fall einen Koller! Ganz im
Gegenteil! Er beschäftigt sich intensiv mit irgend etwas, was
sich da draußen abspielt, hat sich sogar geschickt die zeitlichen
Möglichkeiten dazu geschaffen…
    ,Warum, zum Teufel, spricht er nicht darüber? Bisher hat es
zwischen uns keine Heimlichkeiten gegeben!’
Über diesen Punkt grübelte Alexej und kam zu dem Schluss,
dass Mac ihm misstraute. ,Aber dazu habe ich keinen Anlass
gegeben!’ Wahrscheinlicher schien dann schon, dass sich Mac
über das, was ihn beschäftigte, selbst nicht im Klaren war.
Alexej betätigte den Rufer, und wenig später meldete sich
Chris. Nach dem Gruß fragte Alexej rundheraus, ob sie genug
Kunstharz habe. Er brauche einige Kubikdezimeter. Dabei fiel
Alexejs Blick zufällig auf seinen Insektenkäfig, und mit einem
Lächeln erklärte er eifrig: „Mir stirbt ab und an eine der großen
Hummeln. Die besonders schönen Exemplare sollte man
aufheben, eingießen, verstehst du? Vielleicht könnte man
solche Präparate später sogar einmal zu vergleichenden
Betrachtungen heranziehen.“
„Macs neuestes Hobby färbt wohl auf dich ab?“
Nur einen Augenblick stutzte Alexej, fühlte dann
Befriedigung, dass er in Bezug auf Macs Harzquelle richtig
vermutet hatte, und bestätigte: „Ja, wahrscheinlich. Was will
man denn in der Öde auch machen.“
„Kann dir Mac nicht aushelfen? Er hat doch in den paar
Tagen die zwei Liter, die ich ihm gegeben habe, sicher nicht
verbraucht. Ich bekomme erst in einer Woche Nachschub. Ich
werde für euch etwas mitbestellen. Zur Zeit bin ich so gut wie
blank.“
Alexej dachte, dass Hobbys nirgends so ernst genommen
würden wie auf dem Mars. Er bedankte sich und versicherte,
mit Macs Hilfe über die Runden zu kommen.
Chris baute ihm eine Brücke. „Ich gratuliere zu
eurem
Erfolg!

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