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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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nun
tatsächlich grün würden oder nicht, ob der Wind dort weiter
Staub aufwirbeln oder ob er durch die Pflanzen daran
gehindert würde. Er hatte einen Tag gewonnen, den er nicht
auf der Station zubringen musste, einen Tag, an dem ihn Mac
in der Zentrale wähnte.
„Na, was sollten sie auch dagegen haben?“, erwiderte Mac
sachlich. „Schließlich müssten sie an jedem Quadratmeter
interessiert sein. Ich bin morgen in der Gegend. Da werde ich
schon das grobe Geröll wegschieben, wenn ich dazu komme.
Wenn wir die Regner weiter vorziehen, entsprechend langsam,
versteht sich, wächst das Zeug von allein bis zum Cañon.“
„Das läuft prächtig“, dachte Alexej. „Nun brauche ich ihm
nicht zu entlocken, wo er sich morgen aufhalten wird. Am
Roten Felsen also.“
„Ich denke auch so“, entgegnete er. „Und wenn du es
einrichten kannst, warum solltest du das Gelände nicht schon
ein wenig vorbereiten. Sie werden nichts dagegen haben. Aber
fragen müssen wir sie schon.“
Alexej ging zum Tisch, auf dem das Essen dampfte und den
Duft nach Spargel mit Schinken verbreitete. „Übrigens“, fuhr
er fort, und er lenkte bewusst auf ein anderes Thema über, „die
Hummeln mutieren. Ich hatte heute eine mit fünf gelben
Streifen. Ich weiß genau, dass der Urtyp nur vier hat.“
„Ist das gut oder schlecht, wenn sie mutieren?“, fragte Mac,
und es wurde Alexej nicht klar, ob aus Interesse oder
Höflichkeit.
„Das kann man so nicht sagen“, Alexej hatte erreicht, was er
wollte, und fühlte sich nun bereit, eine Stunde und länger über
die Hummeln zu reden, zumal er sich über seine Entdeckung
tatsächlich Gedanken machte und sich gern darüber
austauschte.
Und sie unterhielten sich noch eine gute Weile über die
Lebens- und Entwicklungsfähigkeiten von Mutanten im
Allgemeinen und den Sinn eines gelben Streifens auf dem
Hinterleib einer Hummel im Besonderen. –
Als Alexej aufbruchsfertig war, erhob sich Mac von seiner
Liege. „Gehst du etwa zu Fuß?“, fragte er verwundert.
    „Das wäre was!“ Alexej lachte, tat ungezwungen. In
Wahrheit ärgerte er sich, dass er sein ursprüngliches Vorhaben,
vor dem Erwachen Macs aus dem Hause zu sein, vereitelt sah.
„Ich habe mir den Gleiter an unsere Westgrenze bestellt, dort,
wo die 1018 anfangt. Meinst du, dass es mir schadet, wenn ich
mir einmal ansehe, wie du da draußen gewirtschaftet hast?“
    „Viel gibt es nicht zu sehen“, brummte Mac. Trotzdem fühlte
er sich geschmeichelt. „Bist du heute Abend da?“
„Ja, aber später. Warte nicht mit dem Essen auf mich. Ich
sehe mich dort ein wenig um. Vielleicht kann ich für uns etwas
besorgen. Also – mach nicht so viel!“
„Ist gut“, sagte Mac. Er gähnte herzhaft und warf sich zurück
aufs Lager.
Da Alexej nicht wusste, wie, wann und wo sich Macs Treffen
– fand es überhaupt täglich statt? – mit dieser Frau vollzog,
und er nicht riskieren durfte, von seinem Gefährten entdeckt zu
werden, hatte er sich vorgenommen, ihn in den Felsen zu
erwarten. Bis dorthin waren etwa drei Kilometer freies Feld zu
überwinden. Weil Alexej aber nicht den direkten Weg wählen
wollte, um nicht zufällig von Mac gesehen zu werden, legte er
einen scharfen Schritt vor und lief tatsächlich in Richtung des
angrenzenden Areals.
Auf die Dauer fühlte er sich dem Tempo nicht gewachsen. Es
rächte sich seine Trainingsfaulheit, und außerdem reichte die
auf Normalverbrauch eingestellte Sauerstoffspülung der
Halbmaske nicht aus.
Alexej eilte an der Stationsgrenze entlang, nahm im
Vorbeihasten wahr, wie weit die Kollegen von der
Nachbarstation den Anschluss hergestellt hatten, und erreichte
die Stelle, zu der er angeblich das Flugzeug bestellt hatte. Er
bewunderte einen Augenblick Mac, der hier draußen umsichtig
und mit großem Fleiß das von ihm ausgeknobelte Zyklogramm
verwirklicht hatte. Und dieser Gedanke stachelte erneut seine
Neugier an, wie der Gefährte diesen enormen Arbeitsaufwand
mit seinen privaten Ambitionen in Übereinstimmung brachte.
Je näher Alexej dem Roten Felsen kam, desto schwerer fiel
ihm der rasche Gang. Immer öfter blickte er hinüber zur
entfernten Station, ob dort nicht Mac auftauchte und ihm
möglicherweise nachspürte.
Dann hatte er den Hang erreicht. Er suchte Schutz hinter
einigen mürben Felsbrocken und verschnaufte minutenlang.
Wieder sah er hinüber zur Station, diesmal mit dem Fernglas.
Mac ließ sich offenbar Zeit, das hieß, dass er sich selbst nicht
zu überstürzen brauchte. Er

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