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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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kullernden Brocken auf
eine Mulde zu, die sich in etwa 100 Meter Entfernung auftat
und die Mac offenbar vorhin, auf dem Dach der Maschine
stehend, ausgemacht hatte. Er wollte also nicht das
Zusammengeschobene in die Felsen hineintreiben oder gar in
den Cañon schütten, sondern es umsichtig zu einer Einebnung
des Geländes verwenden. Das wurde nach jeweils drei
Schüben ganz deutlich: Mac tauchte mit der Maschine in die
Mulde und ließ sie auf den Brocken herumspringen, dass die
Stücke nur so flogen und sich ein Geröll bildete, das zum
Schluss – mit einer Schicht feineren Bodens bedeckt – beste
Voraussetzungen für einen senkungsfreien Untergrund bieten
würde.
,Was Mac macht, hat Hand und Fuß’, dachte Alexej. Und
auch dazu passte das Getue um diese Frau nicht.
Für Alexej begannen harte Stunden. Er saß hinter dem
Felsblock, hatte aufgehört, Mac weiter zu beobachten, das
dumpfe Heulen der Maschine, auf- und abschwellend,
vermischt mit dem Krachen und Poltern der Blöcke, schien
ihm Anzeichen für Macs Wirken und Anwesenheit genug.
Alexej geriet immer mehr in den Schatten des Blocks, ein
Zeichen, wie die Zeit verrann.
Nur wenig imponierte Alexej das Farbenspiel drüben in den
Bergen, die jetzt von Viola angestrahlt wurden und die Farbe
von halbreifen Auberginen angenommen hatten. Sie warfen
bizarre Schatten, die erst verschwanden, als in orangener
Aureole, die die aufgehende Pomeranze vorausschickte, Berge
und Schatten in einer einheitlichen Schwärze verschmolzen,
aus der sie neu, je höher Pomeranze stieg, in einem strahlenden
Mandarin, wieder emportauchten.
Als die Felsen jenseits des Cañons voll ins Licht getaucht
waren, flächenhaft gleißend, als er selbst, in angenehme
Wärme gehüllt, keinen Schatten mehr warf, wusste Alexej,
dass eine weitere Stunde verstrichen war, dass Pomeranze
bereits im Zenit stand.
Noch immer kreischte drüben der Räumschild, kuppelte Mac,
ließ das Viertausend-PS-Aggregat den Marsboden pflügen,
jahrmillionige Felsen entwurzeln und zwang dieser Landschaft
den Willen des Menschen auf.
Die Wärme und das zur Monotonie gewordene Auf- und
Abschwellen der Triebwerksgeräusche sowie das Poltern der
Steine, wirkten einschläfernd. Und Alexej hatte größte Mühe,
die schmerzenden Augen offen zu halten. Der Müdigkeit
nachzugeben, wagte er nicht, weil er fürchtete, den
entscheidenden Augenblick zu verpassen.
Als Alexej aus seinem Dösen empor schreckte, blendete ihn
über den Bergen – die, wieder schwarz wie ein Scherenschnitt,
– Sunnyboy, die sympathische, weil sonnenähnlichste Sonne.
Es wurde warm im geschlossenen Anzug, und zusätzlich
durchflutete Alexej eine heiße Welle. Er hatte es verschlafen.
Eine fast greifbare Stille lastete zwischen den Felsen. Macs
Maschine schwieg.
Taumelig und klopfenden Herzens sprang Alexej auf, machte
einen weiten Schritt aus der Deckung – und atmete auf: Dort
stand noch Mac, hatte die Halbmaske offen und wischte sich
die Stirn mit einem hellen Tuch.
Alexej benötigte Minuten, bis sich sein Kreislauf wieder
normalisiert hatte. Trotzdem – kribbelnde Spannung blieb. Er
hatte den Durchgang von Pomeranze verschlafen, aber noch
lange nicht Macs Stunde der Rückkehr in die Station.
Gewöhnlich kam dieser immer mit dem grünlichen Lichtschein
Nymphes im Gesicht und dem roten Glanz von Purpur auf dem
Rücken, also kurz vor dem endgültigen Sonnenuntergang. Bis
dahin verblieben noch fast vier Stunden, genügend Zeit für ein
Rendezvous. Alexej lehnte mit am Felsen, der ihm Deckung
bot. Langsam ließ er sich in den Sitz, in den Sand gleiten; er
wollte sich auf den Bauch legen, um so Macs weiteres Tun zu
beobachten.
Aber so weit kam Alexej nicht. Als er gerade saß und
langsam das linke Bein abspreizte, tauchte ein wirrer, im
Schein von Sunnyboy goldumwobener dunkler Kopf über dem
Rand des Cañons auf, der an dieser Stelle bis 30 Meter an
Alexejs Standort heranreichte.
Langsam und kraftvoll stieg, silhouettenhaft im Gegenlicht
der strahlenden Sonne, ein Wesen, eine Frau empor.
Alexej konnte nicht verhindern, dass er zitterte. Zu
unverhofft war diese Situation entstanden, eine Situation auch,
die ihn unweigerlich verraten würde. Denn er hegte keinen
Zweifel, dass dort aus dem Cañon Macs Partnerin stieg und
dass diese ihn, da sie geradewegs auf ihn zuschritt, entdecken
musste, so wie er an den Felsen gelehnt dasaß im vollen
Auflicht der grellen Sonne.
Dann schalt sich Alexej albern. Freilich, es war peinlich
genug, erwischt zu

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