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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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langsam wieder an.
Sie sah ihm vergnügt zu, ahmte angedeutet seine
Bewegungen nach, ohne deren Sinn zu begreifen.
Alexej begann zu schwitzen. Er wiederholte. Als er sich
erneut anzog, hielt er ihr, so gut es ging – er hätte nun vier
Hände haben mögen –, den Anzug hin.
Und in der Tat, Alexej frohlockte, sie stieg lachend hinein,
zog die Kombination bis über die Hüften empor, bestrebt, es
Alexej gleichzutun, der angestrengt pantomimisch mitmachte.
Sie fuhr in den rechten Ärmel – und hielt erschrocken inne.
Das Lachen schwand, es schien, als ob sie über irgend etwas
nachgrübelte. Sogar ihre Augen kamen zur Ruhe. Und
plötzlich versuchte sie, den Anzug von sich zu schleudern,
schüttelte den Ärmel ab, das Kleidungsstück rutschte herab.
Und da sie sich gleichzeitig in Bewegung setzte in Richtung
des Hangs, kam sie ins Straucheln. Sie bemühte sich, die
Balance zu halten, wurde zunehmend unruhiger, Angst stand in
ihrem Gesicht, und noch ehe Alexej reagieren konnte, fiel sie
lang hin, begann zu stöhnen, um sich zu schlagen und
verhedderte sich immer mehr in dem Anzug, von dem sie sich
verzweifelt zu befreien trachtete. Im Nu waren
Kleidungsstücke und Körper von einer braunroten
Schlammschicht bedeckt.
Und da handelte Alexej. Er stürzte sich auf das Knäuel, warf
die Grüne in die Bauchlage, ungeachtet der heftigen Schläge,
die sie ihm versetzte, zerrte den Anzug nach oben und stülpte
ihr die Kapuze über.
Einen Augenblick gab sie, vielleicht durch die plötzliche, mit
der Umhüllung des Kopfes eingetretene Dunkelheit, ihren
Widerstand auf.
Blitzschnell ergriff Alexej ihr rechtes Handgelenk, riss ihr
den Arm empor und schob ihn in die Ärmelöffnung des
Anzugs. Dann hob er sie auf die Füße, umschlang ihre linke
Seite mit dem Stoff und zog den kräftigen Reißverschluss nach
oben.
Jetzt – zu spät – erwachte ihr Widerstand erneut. Sie schlug
mit dem rechten Arm wild um sich und trat ungezielt in alle
Richtungen. Dabei fauchte und ächzte sie. Die Augäpfel
drangen aus den Höhlen.
Alexej verdrängte sein Mitleid und vollendete sein Werk. Er
hatte die Ärmel des Anzugs vorbereitend zugebunden. Die
Schnur am rechten Ärmel pfiff nun wie eine Peitsche durch die
Luft. Alexej erhaschte sie, schlang sie rasch um den Körper der
Grünen und zog ihren Arm schräg über die Brust zur linken
Hüfte. Er wickelte die Schnur noch ein paar Mal um sie herum,
bis kurz über die Knie, traktiert von unzähligen Fußtritten.
Dann plötzlich erlahmte ihr Widerstand. Es war, als fiele sie
in sich zusammen. Alexej hatte keine Mühe, den leer
herabhängenden linken Ärmel mit der Schnur ebenfalls um sie
zu wickeln und zu verknoten.
Alexej schob ihr die Kapuze zurück und
musste sich
beherrschen, um nicht sofort alles wieder rückgängig zu
machen. In ihrem Blick, ihrem Gesicht stritten panische Angst
und Nichtbegreifen. Ihre Augen suchten verzweifelt nach
einem Ausweg, einem Anhalt. Der Atem ging hastig,
keuchend. Und Alexej hatte zum ersten Mal den Eindruck,
dass ihr die dünne Atmosphäre nach dieser übermenschlichen
Anstrengung zu wenig Sauerstoff spendete. Er selbst hatte
unter der Maske mit Atemnot zu kämpfen und war sich sicher,
dass er ohne die ständige Sauerstoffspülung längst ohnmächtig
geworden wäre.
Da trat Alexej dicht an sie heran, hob seine Halbmaske an
und betätigte das Ventil seiner Flasche, sodass ein Teil des
entströmenden Gases auch ihr Gesicht erreichte. Hastig, wie
heißhungrig, atmete sie tief ein, beruhigte sich aber nur wenig.
Einen Plan für den Transport zur Station hatte Alexej nicht.
Er erwies sich jedoch als nicht so schwierig, wie er befürchtet
hatte. Als sie unter Sträuben und einigen schwachen
Ausbruchsversuchen begriffen hatte, was er verlangte, ließ sie
sich willig an der Schnur führen, was freilich sehr langsam
ging, da sie, fast bis zu den Knien eingeschnürt, nur
Trippelschritte machen konnte.
Alexej wollte sie keineswegs mehr als nötig strapazieren. Er
ging langsam, gab ihr noch einige Male Sauerstoff und
lockerte, da sie sich offenbar mit ihrer Ohnmacht abgefunden
hatte, die Verschnürung der Beine.
Dabei fühlte sich Alexej alles andere als wohl in seiner Haut.
Ihm kam sein Vorgehen unwürdig und für das Wesen
kränkend vor. Es drängte sich ihm ein Vergleich auf:
Großvater und er hatten manchmal aus der Taiga ein
gefangenes Tier mitgebracht. Und Alexej war, als sähen die
Augen des Wesens so aus wie die des jungen Rehs, das
Großvater als Gabe

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