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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Gastliege aufstellte und den kleinen Raum so behaglich
wie möglich einrichtete.
Und er musste abermals nur sanfte Gewalt anwenden, um sie
aus ihrer Ecke in die Kammer zu dirigieren. Er stellte eine
solche Temperatur ein, dass sie nicht frieren würde, auch wenn
sie nicht zugedeckt blieb, zwang sie, sich wenigstens auf die
Liege zu setzen, und löschte dann das Licht. Es war ohnehin
längst Schlafenszeit.
Alexej überlegte, ob er sie einschließen sollte, unterließ es
dann, begab sich selbst in den Schlafraum und richtete, bevor
er sich hinlegte, Macs Bett, damit dieser, falls er noch in der
Nacht zurückkäme, nicht durch Rumoren den Gast nebenan in
der Kammer weckte. –
Marie Marowa hatte zu einer Beratung geladen, die die
Ergebnisse des Studiums der Materialien über die Faunella
zusammenfassen und einen Ausgangspunkt für die Fortsetzung
der Arbeiten setzen sollte.
Ramona-Ros Müller hatte es sich nicht nehmen lassen, dieser
Zusammenkunft beizuwohnen.
Marie erläuterte den Stand, forderte zur Diskussion auf, und
sie legten gemeinsam fest, parallel zur massenhaften Züchtung
der Faunella die Versuche mit hochorganisierten Tieren zu
beginnen.
Zu diesem Punkt schlug die Diskussion hohe Wellen.
Sylvester Reim hatte die Bedenken der Higgs zum Teil zu
seinen eigenen gemacht und vorgetragen. Er fragte zunächst
an, ob zum damaligen Zeitpunkt jemand derartige ethische
Probleme angesprochen hatte. Und er führte im Detail das auf,
was Conny Higgs Alina und ihm als besorgniserregend
dargestellt hatte.
Er hob die Stimme: „Es bleibt zu prüfen, ob wir berechtigt
sind, die Natur so einschneidend zu korrigieren. Dass der
Evolutionsschritt, der einerseits zur tierischen, andererseits zur
pflanzlichen Zelle führte, eine Fehlentwicklung sein soll, ist
eine gewagte Hypothese. Der Nutzen assimilierender
Schweine liegt auf der Hand, aber…“
„Eben!“, rief Nagy, worüber sich Sylvester ärgerte.
„Identifizierst du dich voll mit der Meinung der Higgs, oder
gibst du sie nur wieder?“, unterbrach Marie Sylvesters Rede an
der Stelle, an der er nach Nagys Einwurf nach Worten suchte.
Es war kein abruptes Unterbrechen, mehr eine Zwischenfrage.
„Wieso, ist das so wichtig?“, fragte er zurück. „Ich weiß es
nicht, ich habe mich zu wenig damit befasst, die Tätigkeit hier
wie jede andere betrachtet. Jetzt habe ich das alles gelesen“,
Sylvester klopfte auf den Stapel Material vor ihm auf dem
Tisch, „und ich ahne die Möglichkeiten, die sich ergeben
könnten. Ich glaube, die Meinung von Conny Higgs hat einen
durchaus rationellen Kern. Auf jeden Fall sollten wir solche
Bedenken nicht übergehen!“
„Die Fotosynthese ist die rationellste Synthese“, erklärte
Marie. „Die Natur liefert sie frei Haus: Licht und Chlorophyll,
eine anorganische Nährlösung, sprich, genießbares Wasser,
und der Prozess läuft. Man hat uns gepredigt, lieber Syl, die
Natur sei Lehrmeister. Gilt das nur für Zangen, den Ultraschall
oder Delphinhautimitationen? Warum also so zaghaft? So
kenne ich dich ja gar nicht!“
„Es geht nicht um mich, Marie, versteh doch! Aber ich sehe
da etwas
– Revolutionierendes, und das wird nicht ohne
Widersprüche ablaufen. Wenigstens gewappnet müssen wir
sein. Wie ich das sehe, beginnen wir in einem halben Jahr mit
dem Großversuch. Jetzt, da wir gesicherte Ergebnisse haben,
sind auch -Tiere leicht zu beschaffen?“
„Na, na.“ Zum ersten Mal beteiligte sich Ramona-Ros an der
Diskussion – mit einem Dämpfer.
„Aber so, wie ich die Schweine besorgt habe, kann es wohl
nicht weitergehen“, beharrte Sylvester. „Jedenfalls kommen
wir an die Öffentlichkeit.“
„Man vertraut der Wissenschaft“, sagte Nagy platt.
Wieder fand Sylvester den Einwurf unpassend. Er erwiderte
heftig: „Um so höher die Verantwortung! In euren
Materialien“, er sagte bewusst „euren“, „seid ihr auf diese
Dinge nicht eingegangen. Sie spielten wohl keine Rolle.“
„Beruhige dich, Kollege Reim“, mahnte Ramona-Ros. „Wir
haben auch damals darüber ausführlich gesprochen. Nagy kann
dir das bestätigen. Es geht hier nicht darum, dass wir alles, was
von Natur aus ohne Chlorophyll ist – und das ist wohl eine
ganze Menge – “, im Raum lachten einige, „jetzt grün färben.
Aber es gibt Bedingungen, unter denen eine Anpassung an eine
kärgliche Umwelt erst das Überleben garantiert. Es gibt
Planeten mit Licht, mit viel Licht und mit allen Elementen des
periodischen Systems in der Kruste. Nun, wenn

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