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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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kein Wasser
da ist, nimmt man es mit oder synthetisiert es. Aber Wasser
bleibt die einzige notwendige Komponente, verstehst du?
Nicht Unmengen von Konserven – und Sauerstoff so wenig
wie möglich!“
„Das hieße“, rief Sylvester erregt, „dass auch Mitglieder
einer solchen Ex…“
„Gar nichts heißt das!“, unterbrach die Alte schroff. „Unser
Auftrag lautet: Anpassung tierischer Organismen an karge
Umwelt. Und daran werden wir uns halten.“
„Aber wir können, nein, müssen damit rechnen, dass Leute
unsere Ergebnisse aufgreifen und sie auch auf der Erde
anwenden. Begreift das doch!“, rief Sylvester.
„Und warum denn nicht?“, fragte Allan Nagy.
„Ich sehe da kein ethisches Problem“, Marie winkte ab, „eher
ein ästhetisches. Ist es etwa inhuman, assimilierende Fauna zu
züchten? Du musst doch die Frage stellen, wem so etwas nützt.
Natürlich kommt es der Menschheit zugute, wenn auf dem
Mars, wo a priori keine günstigen Voraussetzungen sind, um
Tiere zu ernähren, Schweine gezüchtet und geschlachtet
werden können, die einen großen Teil ihrer Nahrung von den
Sonnen erhalten, vor allem aber wenig Sauerstoff verbrauchen.
Ja, du meine Güte, wenn auf der Erde einer ein solches Tier
schön oder brauchbar findet, warum sollte er nicht…? Es
gereicht weder dem Tier noch seinem Züchter zum Schaden.“
„Es wird sogar nicht jedermanns Sache sein, grüne Schnitzel
zu essen“, warf, nicht ohne Spott, Gio ein.
„Soweit sind wir noch nicht“, sagte Ramona-Ros, „und
bagatellisieren wollen wir das, was Sylvester Reim eingebracht
hat, auch nicht.“
Sylvester war ihr für diese Bemerkung dankbar.
„Denn“, fuhr Ramona-Ros fort, „der Organismus eines
Schweins zum Beispiel ist auf eine bestimmte
Nahrungsmittelmenge eingerichtet, er bedarf nicht nur der
Energie, sondern auch des Ballasts. Hat er den nicht, gibt es
Störungen. Also kann die Züchtung solcher Tiere nur ein
Prozess sein, ein langwieriger. Und damit haben die Menschen
Zeit, sich an solche Lebewesen zu gewöhnen. Das wird ganz
allmählich erfolgen.“
„Trotzdem!“ Unerwartet wurde Sylvester von der zweiten
Laborantin, Ellen, unterstützt. „Es ist also demnach nicht
ausgeschlossen, dass, wann, sei dahingestellt, solche
Anwendungen auf der Erde praktiziert werden.“
„Weißt du“, sagte Ramona-Ros mütterlich, aber ohne eine
Spur von Überheblichkeit. „Schon die Klassiker haben gesagt,
kommende Generationen werden sich den Teufel darum
scheren, was ihre Vorfahren für Vorstellungen über Moral und
Ethik hatten. Sie werden sich in ihrer Epoche ihre Gesetze
machen, die die Realität widerspiegeln, ihr voraus sind oder sie
im nachhinein interpretieren, aber es werden nicht unsere
Gesetze sein. Es gab Zeiten, in denen wäre es nicht möglich
gewesen, dass ein Mensch das pränatale Stadium außerhalb
des Mutterleibs durchläuft. Es wäre im höchsten Maß
unmoralisch, verwerflich gewesen, aus religiöser Sicht gar
verbrecherisch. Was würdest du heute sagen, wenn die
Gesellschaft dich zwänge, dein Kind in deinem Leib
auszutragen und es unter Schmerzen – und die sollen nicht
gering gewesen sein – zu gebären?“
„Das hieße also, dass die Verantwortung der Wissenschaft für
künftige Generationen zwiefach wäre?“ Gio zog ein listiges
Gesicht, sodass nicht recht klar wurde, ob seine Frage ernsthaft
aufgefasst werden sollte. „Wir müssten diese Prozesse
demnach in reparable und irreparable einteilen. Kann ich etwas
rückgängig machen, brauche ich keine Verantwortung für die
Zukunft zu übernehmen. Unsere Schweine kann man doch in
derartige Prozesse einordnen. Wer in der Zukunft kein grünes
Schnitzel will, nun, der muss nicht… Ganz anders wäre es,
wenn wir den Weg zu normalen Schweinen ein für allemal
verbauen würden, aber, Syl, das tun wir ja nicht!“ Gio lächelte
ein wenig spöttisch.
„Das sehe ich nicht so.“ Nagy ging auf Gios Ton ein.
„Immerhin bemühen wir uns um Mutanten. Was wir den
Zellen eingeben, geht in die Erbmasse.“
„Und unsere Nachfahren können es nach ähnlichen Methoden
wieder aus den Zellen holen – oder nicht?“
„Können sie!“ Ramona-Ros schien nicht gewillt, die
Diskussion auszudehnen. Sie hatte sich aufgerichtet, wandte
sich an Gio und bestätigte: „Du hast, versimpelt zwar, nicht
Unrecht. Es muss unterschieden werden in Ziele, die eine
Umkehr ausschließen, und solche, die eine Korrektur zulassen.
Nur – nicht immer sind alle Konsequenzen von Anfang
bekannt.

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