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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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gepresst, sich nur langsam erholen würden. Dann
kehrte er zur 3 zurück. Routinehaft, mit gesenktem Kopf und
ohne hinzusehen, betätigte er mit der Linken das Potentiometer
des Motorschalters. Da stutzte er und schaltete die Maschine,
die sich brummend aufgerichtet hatte, wieder aus. „Mac muss
verrückt geworden sein“, sagte er vor sich hin.
Um den Absprüher herum waren die Pflanzen zertrampelt.
Pfützen standen in Vertiefungen, getreten von nackten Füßen,
so als hätte sich Mac unter dem Sprüher geduscht.
Alexej schüttelte den Kopf. ,So tobt er sich also aus’, dachte
er. ,Und dann ist er wieder der ruhige, ausgeglichene Mac.
Sich unter der Dusche aalen, in der Sonne trocknen, warum
nicht? Kleine Füße hat er. Na, soll er, wenn er Spaß dran hat!’
Alexej ließ den Motor erneut anbrummen. ,Aber das ist doch
ganz frisch, von heute morgen’, dachte er. ,Da hätte er doch
gleich die Maschine vornehmen können, er wusste doch, dass
sie gerückt werden muss!’
Auf dem Heimweg beschloss Alexej, Mac wegen des
seltsamen Gebarens nicht zur Rede zu stellen. Auch Macs
Nerven litten unter dieser Dauerbelastung. Davon war er nun
überzeugt. Alexej wertete diesen Tatbestand als willkommene
Abwechslung im täglichen Trott. –
    Sylvester Reim pflegte alle Dinge nacheinander zu erledigen.
Er setzte einen Schlusspunkt unter den Bericht über die
Versuche mit dem Schneeknöterich, drückte die Stopptaste des
Videographen und lehnte sich zurück. ,Eine runde Sache’,
dachte er. ,Nichts Weltbewegendes freilich, aber etwas
Notwendiges, und das befriedigt!’ Schon in den nächsten
Monaten konnten die ersten Felder angelegt werden, in der
Sahara, auf dem Mars oder in einer anderen öden Gegend. Und
Sylvester dachte daran, wie stolz er sein würde, wenn später
einmal, in einigen Jahren, die erfolgreiche Begrünung dieser
oder jener unwirtlichen Landschaft bekannt gegeben würde,
stolz darauf, dabei gewesen zu sein, als das, ganz klein und
mühsam, begonnen wurde. Für eine solche Aussicht konnte
man Werchojansk mit all seinen Unbequemlichkeiten durchaus
ertragen. Sylvester saugte genüsslich an einer Juiceflasche,
rekelte sich in seinem Sessel und fiel entspannt zusammen.
Dann richtete er sich auf und sagte halblaut: „So, und nun zu
dieser Faunella!“
    Aber eilig hatte er es nicht. Seine Überraschung und eine
gewisse Freude darüber, ausgewählt zu sein für dieses
Vorhaben, hatten sich gelegt. Was blieb, war eine Aufgabe wie
jede andere. Und dann hatten sich auch die ernüchternden
Aspekte eingestellt: ,Ich bin Neuling. Mehr als
Handlangerdienste werden wohl nicht in Frage kommen. Also
kein Grund zur Euphorie.’
    Sylvester hatte sich nicht die Zeit genommen, bereits in den
wenigen Tagen, seit er von seiner neuen Aufgabe wusste,
gewisse Nachforschungen zu betreiben. Aber er beabsichtigte,
mehr von dem zu erfahren, was vor seiner Zeit hier im
Zusammenhang mit der Faunella geschehen war. Eins nach
dem anderen, nichts lief davon. Erg, mit dem er darüber
gesprochen hatte, wusste oder sagte nichts, drängeln wollte
Sylvester niemanden. Und sollte es unerwartete Widerstände
geben, das Seelenheil hing von diesen alten Geschichten nicht
ab.
    ,Ohnehin’, Sylvester warf einen Blick auf den Kalender,
,sind es nur noch vierzehn Tage. Dann kommt erst einmal ein
Monat Urlaub. Also werde ich vorher wohl nicht mehr die
Welt einreißen.’
    Einen Augenblick lang schwelgte er in künftigen
Ferienunternehmungen. Die Eltern im Vogtland würde er
besuchen, eine Woche, dann zu Alina nach Prag und mit ihr in
die Hohe Tatra.
    Freilich, ein Seeaufenthalt wäre ihm lieber gewesen, aber
Alina wollte eben in die Berge, nun, wer wird da streiten.
Sylvester malte sich aus, wie gemütlich Baudenabende sein
würden oder Lagerfeuer im Freien mit schwarzen Bergen im
Hintergrund. Und sogar Bären, freilebende, gab es dort noch!
,Das haben sie schon gut gemacht, die Alten.’ Sylvester
lächelte. ,Es gehörten sicher auch Mut und Ausdauer dazu,
riesige Gebiete für jegliche Industrie zu sperren. Da hat jede
Generation ihre Aufgabe. Welche haben wir?’
    Sylvester lächelte erneut, reckte sich, stand auf. Ihm war jetzt
nicht nach schwerwiegenden Überlegungen. Er ordnete einige
Videobandkassetten, sah kurz in den verschneiten Park hinab,
in dem sich pelzvermummte Gestalten ausgelassen mit Schnee
bewarfen, wählte dann eine Nummer am Videophon, und als
der wuschlige stirnrunzelnde Kopf einer jungen Frau erschien,
fragte er: „Passt

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