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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Korridor, gähnte leer. Etliche Türen
mündeten auf ihn, aber im feinen Flugsand führte eine
unübersehbare Spur auf eine davon zu.
Mac war nicht zu halten. Er stürzte vor, riss die Tür auf und
stand breit auf der Schwelle.
„Was ist, mach Platz!“, rief Alexej hinter ihm.
„Sie ist nicht da“, sagte Mac enttäuscht. Er rückte
schwerfällig zur Seite und ließ Alexej in den Raum.
Ein geräumiges Zimmer, quadratisch, mit einem großen
hermetischen Fenster, in einer Ecke eine Lagerstatt aus
Kleiderresten und Schaumstoffabfällen. Daneben befanden
sich welkende Zweige der Plantagen, und – das war das
Merkwürdigste
– mitten im Zimmer wucherte auf
aufgehäufeltem Sand eine fast runde Moosbank von einem
Meter Durchmesser, aus der ein beträchtliches Stück
herausgerissen war, wodurch eine hässliche Wunde das
Ebenmaß des blaugrünen Pflanzenpelzes unterbrach.
„Genau so ein Ding habe ich auf der Sohle des Cañons
gesehen“, sagte Mac nach einer Weile, und er wies
unaufmerksam auf das Gebilde. Sein Blick blieb auf dem
Lager haften, in dessen Mitte sich deutlich eine Kuhle
abzeichnete. Dann kniete er davor nieder und fuhr

überflüssigerweise, wie Alexej dachte, der begriff, was Mac
damit bezweckte – mit der Hand in den Haufen. „Kalt!“ sagte
er.
„Wir hätten sie ja sehen müssen, wenn sie hier wäre!“,
erwiderte Alexej.
Mac kniete eine Weile bewegungslos. Dann brach er
zusammen, so plötzlich, dass Alexej erschrak. Mac hieb mit
den Händen auf die Lagerstatt, und es klang dumpf, als er rief:
„Sie ist weg, weg – und sie kommt nicht wieder. Ich könnte
dich, könnte dich…“ Sein Ausbruch ging in unverständliches
Gemurmel über.
Alexej fand, es sei das Klügste, sich ruhig zu verhalten.
,Austoben lassen’, dachte er. Und etwas stellte er mit einer Art
Befriedigung fest: Auch Macs Nerven hatten offenbar stark
gelitten, auch für ihn wurde es Zeit, dass die Marsjahre
vorübergingen.
Nach langen Minuten, während deren Alexej durch die
beiden offenen Türen ins Freie starrte, regte sich Mac. Er stand
langsam wie gebrochen auf, und als Alexej sich ihm zuwandte,
sagte er: „Entschuldige.“ Er klopfte sich mechanisch Schmutz
von der Kleidung, trat in die Tür. „Gehen wir, Alexej“, fügte er
müde hinzu.
Sie schritten wortlos hintereinander her.
Pomeranze neigte sich zum Horizont, zur Rechten lugte
bereits Sunnyboy über die Ebene.
Sie schritten rasch. Es wurde warm in der Kleidung. Alexej
hatte es schwerer. Ihm fehlte Außentraining. Aber er spürte,
wie Mac trieb, er hatte das Gefühl, als streife dessen
keuchender Atem ständig seinen Nacken.
Sie erreichten den Cañon, stiegen in die Rinne.
Als sie die Sohle erreicht hatten, wies Mac unbestimmt nach
links. „Hier entlang müsste das Moospolster sein“, sagte er,
und es klang gleichgültig.
Alexej nickte. Er war sich in diesem Augenblick der
Tragweite eigenständiger Marsvegetation nicht bewusst. Auch
er litt unter der Ungewissheit und fürchtete, dass die Grüne für
immer verschwunden sein könnte. Und ihn bedrückte, mehr als
Mac sich vorstellen konnte, ein Schuldgefühl. Schließlich hatte
er selbst diesen Wechsel in den Gewohnheiten der Grünen
verursacht.
Alexej packte das Seil und bedeutete Mac, er solle als Erster
aufsteigen.
Sie standen beide außer Atem oben, unschlüssig und wie
unbeabsichtigt in alle Richtungen spähend.
„Na, gehen wir heim“, sagte Alexej endlich.
„Wenn ich einmal hier bin, ziehe ich die drei vor.
Übermorgen wäre sie sowieso fällig“, entgegnete Mac und
wendete sich der Regenmaschine zu.
Alexej hob die Schultern. „Ich komme mit!“
Wieder schritt Alexej voraus. Diesmal ließ Mac sich Zeit. Er
trottete mit gesenktem Kopf hinterher, im Abstand von einigen
Metern.
Als der Blick zur Maschine frei wurde, blieb Alexej wie
angewurzelt stehen. Er konnte einen Ruf der Verwunderung
nicht unterdrücken.
Mac kam gleichauf. „Was ist?“ Dann sah er es, und in seiner
freudigen Überraschung versetzte er Alexej einen kräftigen
Rippenstoß. Beide verspürten den Drang, ihrer Freude durch
Bewegung, durch Rufe Ausdruck zu verleihen, beide
bemühten sich jedoch um Geräuschlosigkeit.
Unter der Regenmaschine aalte sich wohlig die Grüne, wie
sie es täglich vollführt hatte. Ja, sie tat sogar, als seife sie sich,
obwohl ihr das keiner vormachte und unbeschadet dessen, dass
ihr keiner Seife gegeben hatte. –
    Marie Marowa und Allan Nagy hatten Glück mit dem Wetter.
Eine mild-warme Sonne

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