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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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nachdem das Nahziel erreicht war,
sich mühten, über die nächsten Schritte sich schlüssig zu
werden. –
    Mac O’Man sah den kommenden Ereignissen mit gemischten
Gefühlen entgegen. Wie würde Alexej mit der Situation fertig
werden? Er war mangels Gelegenheit an den Anblick der
Grünen nicht gewöhnt Mac beschloss durchzusetzen, dass sie
Kleider trage.
    Und ansonsten? Einleben musste sie sich, sich der für sie
völlig neuen Situation anpassen. Das könnte, Tage, Wochen
dauern. Mac fürchtete, dass sie vielleicht toben, sich nicht
beruhigen würde, vielleicht in der – nun ja – Gefangenschaft
zu Grunde ginge. Er wusste, dass er es soweit nicht kommen
lassen würde. Lieber sollte sie wieder hinaus ins Unbestimmte,
in ihre Freiheit.
    Und Mac war sich bewusst, dass er sich notfalls mit Gewalt
gegen Alexej durchsetzen würde, wenn dieser etwas
beabsichtigte, was nicht im Interesse der Frau lag.
    Angst hatte Mac vor dem Zeitpunkt, zu dem die neuen Leute
mit ihren Baumaterialien anrücken und hier einziehen würden.
Was sollte da aus ihr werden? Und einen Augenblick erfasste
ihn der Gedanke, sie einfach mitzunehmen. Irgendwie würde
sich das bewerkstelligen lassen. Und Kim hätte bestimmt
Verständnis…
    Dann schämte sich Mac dieses Gedankens. Er bezichtigte
sich des Egoismus, ahumanen Verhaltens gegen dieses
unglückliche Wesen. Es kam in erster Linie darauf an, dass ihr
Hilfe zuteil wurde. Aber, das sagte sich Mac zum wiederholten
Male, sie sollte kein Versuchskaninchen werden, kein hilfloses
Objekt des Computers, der auch im hiesigen medizinischen
Institut bereitstand. Mac sah es deutlich vor sich: festgeklebte
Elektroden an Kopf und Körper, Metallreifen um die Stirn,
übergestülpte Netze. Er hatte solche Menschen gesehen, er
selbst war im Eignungstest so untersucht worden. Meist ließen
die Betroffenen so etwas freiwillig über sich ergehen,
angeblich zu ihrem eigenen Nutzen oder wenigstens zu dem
der Wissenschaft. Das Letztere bestritt Mac nicht. Er sah aber
die verängstigten Augen, die Verzweiflung im Gesicht seines
Schützlings, sah sie sich winden in den harten Griffen der
Assistenten.
    Mac stellte sich vor, wie sie über das Objekt „Grüne Frau“
Speicher voll schrieben, Bänder besprachen…
Vergeblich sagte er sich, dass all das notwendig sei, dass es
zu ihrem Nutzen geschehen würde, um ihren Zustand zu
ergründen, überhaupt, um sie zu erkennen.
Freilich, so verbohrt war Mac nicht. Aber er wollte, wenn es
schon nicht gelänge, dabei zu sein – auch darum wollte er
kämpfen –, doch wenigstens seine Erfahrungen mit ihr
schildern, ihr Verhalten darstellen, Vermutungen aussprechen,
damit ihr unnötige Quälereien erspart blieben und die Zahl der
Untersuchungen verringert werden konnte. Und Mac hoffte,
noch Zeit genug zu haben, auf seine Art Daten über diese Frau
zu sammeln.
Alexej wusste, und der Auftritt vor zwei Tagen bestätigte das
nur zu deutlich, dass der Mac, der ausgeglichen seine Arbeit
verrichtet hatte, unberechenbar geworden war, dass er auf das
Signal „grüne Frau“ allergisch-jähzornig reagieren konnte.
Und Alexej wusste auch, dass er, wollte er weiterhin mit Mac
auskommen, sein Verhalten danach würde einrichten müssen.
Überhaupt nicht im Klaren war er sich darüber, wie es
weitergehen könnte. Notwendig wäre, sofort ärztliche Hilfe in
Anspruch zu nehmen – aber das würde sicher den Widerstand
Macs hervorrufen. ,Hier muss ich überzeugen’, dachte er. Aber
dann befielen ihn Zweifel: Konnte Mac Recht haben, würde
sofortige Hilfe ohne vorherige Beobachtung vielleicht doch
fragwürdig sein?
Plötzlich wünschte Alexej, dass die Marszeit schon morgen
vorbei sei, dass er in der frischen Frühlingsluft auf einer Bank
auf dem Opernplatz in Nowosibirsk säße, die niedrig stehende
Sonne im Gesicht, dass die festlich gekleideten Besucher an
ihm vorüberschritten, darunter kräftige Russinnen mit
hochgestecktem Haar oder jene zierlichen Frauen, schwarze
Schönheiten mit Mandelaugen, altaiisches und sibirisches Blut
in den Adern – eine wohlgelungene Mischung aus Feuer,
Kraft, Stolz und Schönheit.
Dann zuckte Alexej mit den Schultern. Er nahm sich vor,
zunächst Mac die Initiative zu überlassen und die kommenden
Stunden abzuwarten. –
Als sie endlich beim Stationsgebäude ankamen, schlief die
Grüne noch immer fest. Ihre Wangen hatten eine Farbe
angenommen, die ins Violette ging. „Ist das wirklich ein
gesunder Schlaf?“ Alexej beschlichen

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