Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
zugesagt und
bekomme nachher Bescheid.“
„Du bist ein Filou!“ Und ergeben fragte Marie: „Also wann
brauchst du die Antwort?“
„In einer Stunde.“
„Weißt du, ich verbinde dich gleich mit der Alten.“
„Hm – danke! Und wenn’s klappt, mach’s gut!“
„Ach – dafür haben wir noch Zeit.“ Marie winkte ab. „Dich
richtig zu verabschieden, wenn auch vielleicht nur durch den
Äther, lassen wir uns nicht nehmen.“
Ramona-Ros reagierte zunächst grantig und zugeknöpft,
hörte Nagy, der immer mutloser wurde, jedoch geduldig an,
sagte dann jedoch überraschend: „Ob heute oder in acht
Wochen – fahr in Gottes Namen!“
Nagy fühlte fast körperlich, wie ihm ein Stein vom Herzen
fiel. Er sprang die Stufen zur Dispatcherzentrale hinauf, riss
die Tür auf, ohne anzuklopfen.
Seine Hochstimmung wurde aber gedämpft, als er den
unwilligen Blick des Mannes gewahrte. ,Die werden mir das
doch nicht vermasseln’, dachte er.
Erst nach einigen Minuten, die ausreichten, Nagys Freude
vollends zu erdrücken, Minuten, in denen dieser Sturkopf
mindestens 100 Ziffern über eine Tastatur, die anscheinend
nicht warten konnte wie Nagy, der unbedeutende
Schweinetreiber, gejagt hatte, sah der Dispatcher auf.
Gleichzeitig sagte er: „Die Flugleitung ist einverstanden. Am
Siebenten, neun Uhr dreiundfünfzig ist Start. Das Weitere
erfährst du über den Informator.“
Obwohl Nagy erreicht hatte, was er wollte, fand er in seine
vorherige Stimmung nicht zurück. ,Solche Leute’, dachte er,
,gehören nicht dorthin, wo sie mit Menschen umzugehen
haben.’ Aber dann fiel ihm ein, dass er mit einem Transport
fliegen würde. ,Na ja, für die Behandlung von Transportgut ist
der Stiesel geeignet.’
Nagy begab sich in den Großcontainer, der mit seinem Inhalt
in das Schiff gehievt werden würde.
Der in einzelne Boxen unterteilte Raum lag im dämmrigen
Licht, es roch dumpf nach einem Gemisch aus Fäkalien und
Raumodeur. Von Letzterem wusste Allan nicht, ob er sich das
nur einbildete. Die Schlafmitteldosis, dem Abendfutter
beigemengt, begann bereits zu wirken. Die Tiere standen oder
lagen ruhig, gesättigt, grunzten leise. Nur ab und an eine
heftigere Bewegung, ein kratzendes Bein oder ein
gegenseitiges Stupsen.
Allan Nagy betrachtete die Tiere mit Zufriedenheit, beinahe
liebevoll. ,Acht Wochen vorfristigen Marsaufenthalt haben sie
mir beschert’, dachte er, ,eine Zeit, die ausreichen müsste,
Annes Weg nachzugehen…’
Nur eine Sekunde kam Allan in den Sinn, dass die Marsleute
im Regelfall alle zwei Jahre ausgewechselt wurden, also kaum
Chancen bestanden, jemanden zu
finden, der damals
Augenzeuge war. –
Das Reisefieber packte Allan Nagy plötzlich. Es begann, dass
er nicht einschlafen konnte, als ihm bewusst wurde, dass bis
zum Start nur noch drei Tage verblieben. Und ihm fiel ein,
dass er für die Reise bisher völlig ungenügend gerüstet war,
dass ihm im Grunde genommen jede konkrete Kenntnis für ein
solches Unterfangen fehlte. Er wusste weder, was er neben den
persönlichen Dingen an Ausrüstung benötigte, noch, was man
davon auf dem Mars bekommen, was man dort brauchen
würde. Und ihm wurde mit aller Wucht bewusst, dass es
Abschied zu nehmen galt von der Erde, Abschied für zwei
Jahre.
Er rief sich seine Kenntnisse über den Roten Planeten ins
Gedächtnis, und er fand sie erschreckend dürftig.
Bruchstückhaftes aus Filmen und Artikeln fiel ihm ein. Es
reichte nicht, ein Bild zu formen, das eine Vorstellung von
seinem künftigen Leben auch nur annähernd vermitteln konnte.
Er wusste nicht, ob er die zwei Jahre als Einsiedler verbringen
oder vielleicht mit einem oder mehreren Gefährten zusammen
leben musste, was er sich fast schlimmer als Einsamkeit
vorstellte.
Nachts dann träumte er von wild gewordenen Schweinen,
denen er hinterher rannte, ohne sie jemals zu erreichen. Dann
wieder kamen sie zähnefletschend auf ihn zu, und er war
unfähig, sich zu rühren. Er fand sich in Schlingpflanzen
verstrickt und sah sich in bodenlose Schründe voll feinstem
Trockenstaub versinken. Einmal erblickte er Anne vor sich,
mit wehendem Haar, lockend, es war, als schwebe sie. Und so
sehr er ihr auch entgegeneilte, sie blieb stets in gleicher
Entfernung, und sie lockte, lockte…
Am nächsten Tag um die Mittagszeit endlich fand Allan
Unterstützung. Er hatte sich in verschiedenen Magazinen
herumgedrückt, sich dieses und jenes ausgesucht, aber stets
unschlüssig und mit dem unguten Gefühl, das Wesentlichste zu

Weitere Kostenlose Bücher