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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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zu. „Wir müssen
verladen. Die Luftkutscher werden renitent. Alle außer Serie
eins… klar?“
Der Tierarzt blickte durch die Tür zum Nebenraum.
„Dok’, ich sage dir“, Ramona-Ros hob den Zeigefinger, aber
in ihren Augenwinkeln stand ein Lächeln, „wenn ihr es nicht
schafft und die Biester fangen etwa im Raumer an zu toben,
dann gnade uns Gott!“
Der Arzt grinste. „Auf den verlass dich besser nicht!“ Dann
wies er mit dem Daumen hinter sich und sagte mit Ironie:
„Wenn deine Experten so weitermachen…“
Aus dem Raum drang Streit einer hohen männlichen und
einer durchdringenden weiblichen Stimme.
„Aber ich kann dich beruhigen“, fuhr der Tierarzt lächelnd
fort, „ wir sind auf der richtigen Fährte. Sie streiten sich
lediglich, ob in der Struktur des Riboflavin der Stickstoff dreioder fünfwertig anzusetzen ist. Im Grunde sind wir uns einig.
Und von der Aminosynthese haben die beiden mehr Ahnung
als wir alle zusammen.“ Er bezog mit einer weitausholenden
Armbewegung die Anwesenden ein.
„Gratuliere“, sagte Ramona-Ros, und es klang skeptisch.
„Bedenkt aber, dass wir unterwegs Gegenmittel in
ausreichender Menge verabreichen müssen.“
„Wahrscheinlich handelt es sich um eine Mangelerscheinung
durch mutierte, im Körper erzeugte Eiweiße, ob reversibel,
wissen wir noch nicht, aber harmlos in den Symptomen – von
gewissen Verrücktheiten abgesehen.“
„Könnten sie dort, wo sie eingesetzt werden, damit Schaden
anrichten?“
„Ach wo. Sie werden zwar ein wenig unberechenbar, aber es
ist kein Aggressionstrieb. Die Symptome sind der bekannten
Phenolketonie sehr ähnlich. Auch die Blutanalysen deuten
darauf hin.“
„Ja, ja.“ Ramona-Ros winkte ab. Es schien aber, als sei sie
erleichtert. Sie ging.
„Marie – sag dem Reim, er soll noch eines der wildesten
eintreiben. Wir sind so weit, dass wir die Ergebnisse bestätigt
wissen wollen.“ Der Arzt hielt sich den gestreckten
Zeigefinger der rechten Hand an die Schläfe und zuckte mit
dem gekrümmten der linken.
Marie benötigte eine Weile, bis sie begriff. Sie hatte dem
nachgehorcht, was der Arzt mitgeteilt hatte. Eine
Mangelkrankheit, hervorgerufen durch fehlendes tierisches
Eiweiß, also keine Fehlentwicklung, keine Nachlässigkeit.
Eine Sekunde dachte sie an Nagy, dann an das Team.
Niemanden traf eine Schuld. So etwas war unvorhersehbar!
Keiner konnte ahnen, dass bei der Synthese der Aminosäuren
aus der Assimilation der essentielle tierische Komplex
verdrängt werden würde, dass es zum Schwachsinn kommen
musste… ,Oder? Hätte man es vorherbestimmen können? Der
Gruppe um Anne Müller war es damals ebenfalls nicht
aufgefallen! Nein!’ Marie rang sich durch. Sie stand erleichtert
auf. ,Man kann uns keinen Vorwurf machen. Und wenn, wir
stehen es durch! Außerdem – sie werden das Gegenmittel
finden.’
Sie ging, um Sylvester den Auftrag des Arztes zu
übermitteln. –
    Mac O’Man bemerkte sie zuerst. Sie tauchte diesmal nicht an
der gewohnten Stelle auf, sondern 50 Meter weiter linker
Hand, hinter einem großen Felsbrocken. Zögernd, nicht so
zielstrebig wie sonst, kam sie näher.
    Alexej und Mac lagen bäuchlings in den Gewächsen und
beobachteten sie.
Schon als sie sich verspätete, Sunnyboy stand bereits hoch
über den Bergen, sah es so aus, als bekäme Mac jeden
Augenblick einen Wutanfall, der sich auf Alexej entladen
würde. Selbst jetzt blickte Mac noch misstrauisch, als er dieses
schüchterne Näherkommen gewahrte.
Alexej machte sich darüber seine eigenen Gedanken. Sie war
also lernfähig. Ihre bösen Erfahrungen gaben ihr Vorsicht ein.
Allerdings schien das Bedürfnis nach Wasser, nach dem Spiel,
die Furcht zu überdecken. Was aber zählte: Sie konnte bis zu
einem gewissen Grad Erfahrenes verarbeiten. Hier galt es,
sagte sich Alexej, für eine gezielte Behandlung anzuknüpfen.
Den vorangegangenen Tag über hatte Alexej sich bemüht,
Mac nicht in die Quere zu kommen.
Mac saß herum, verrichtete mehr als unlustig die nötigsten
Pflichten so, als hätten ihm – Alexej erinnerte sich einer alten
Redewendung des Großvaters – die Hühner das Brot gefressen.
Es sah aus, als drücke ihn Alexej gegenüber das schlechte
Gewissen, aus sich heraus ging er jedoch nicht. Offensichtlich
war, dass ihm der Ausgang des Versuchs, das Wesen in die
Station zu holen, zu schaffen machte. Freilich, die Zeit
drängte!
Alexej fühlte sich ebenfalls unzufrieden, wusste jedoch auch
nicht, wie es weitergehen sollte. Doch er war

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