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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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sich eines der Schweine wieder zum Gaudi der
Piloten, die aus ihrer Kanzel herabgestiegen waren und der
Kantine zu strebten, um dort die Klärung ihres weiteren
Einsatzes abzuwarten.
Der Arzt wurde wütend. Er zerrte das Schwein an den Ohren
aus dem Koben. Das Tier wehrte sich und quiekte erbärmlich,
aber der Doktor ließ nicht locker.
Marie und andere halfen durch Zurufe und stellten sich so,
dass das Schwein nicht in den Koben zurückweichen konnte.
Als jemand mit zufassen wollte, herrschte ihn der Tierarzt
wütend an, es zu unterlassen.
Schließlich klappte die Tür des Laboranbaus hinter beiden,
dem Arzt und dem Schwein, zu. Drinnen rumorte es noch eine
Weile, die Helfer standen unschlüssig.
Marie ahnte, was kommen würde. Trotzdem schreckte sie
zusammen, als von drinnen ein Knall hallte.
Der Arzt hatte das Tier wie weiland die Urahnen mit einem
Bolzengerät getötet, und nicht mit elektrischem Strom. ,Er geht
auf Nummer Sicher’, dachte Marie.
Wenig später wurden sie alle durch den Doktor beschäftigt.
Es wurden Blutanalysen gefordert, Gehirnsubstanz wurde
präpariert, gefrostet, davon wurden Dünnschliffe angefertigt,
Kulturen angesetzt. Marie hatte lebende Zellen zu isolieren
und auf Struktur- oder Materialveränderungen hin zu
untersuchen.
Der Arzt flitzte nach wie vor hin und her, aber mit Feuereifer.
Es hatte ihn gepackt, man sah es ihm an; es schien, als wolle er
Ramona-Ros beweisen, dass es doch schnell gehe und
vielleicht – ohne Experten.
In der Tat. Als diese nach sieben Stunden eintrafen, ein
älterer Mann mit einer – wie altmodisch! – Brille und eine
junge spitznasige Frau, zeichnete sich bereits eine Spur ab: Im
akuten Stoffwechsel wurde ein Missverhältnis zwischen
tierischem und pflanzlichem Eiweiß und in den Gehirnzellen,
offenbar als Folge davon, eine Aminosäuredisproportion
festgestellt, die auf eine Phenolketonie oder Demenz, auf jeden
Fall aber auf eine Verwirrung der Sinne, eine
Schwachsinnigkeit, schließen ließ.
Fast gleichzeitig mit den Experten traf das zweite Luftschiff
ein und brachte Sylvester Reim und ein gutes Dutzend
Schweine vom Kosmodrom zurück.
Marie empfing ihn ungnädig. „Warst lange weg.“
„Was denkst du, wie sie sich dort gebärden. Sie spielen
verrückt, zwingen uns, die Tobenden auszusondern.“
„Es ist vielleicht besser so.“ Marie sah von ihrem Mikroskop
auf. „Wir haben Glück, wenn nicht die ganze Sendung
zurückkommt. In welchem Abstand folgt eigentlich die zweite
Serie?“
„Wieso?“ Sylvester begriff nicht sofort. „Nach einer Woche
haben wir davon die ersten Tiere präpariert.“
„Und wann haben wir in der ersten Serie die Verrückten
entdeckt? Aber ehrlich, Freund!“
„Wie meinst du das?“, fragte Sylvester misstrauisch, und er
zog die Stirn in Falten.
„Du willst doch nicht etwa sagen, dass das gerade zu dem
Zeitpunkt begann, als wir anfingen zu verladen?“
„Ich weiß nichts anderes“, entgegnete Sylvester scharf.
„Allan hat mich während des Fluges informiert, dass er
vorgestern zum ersten Mal ein anormales Verhalten festgestellt
habe, aber nur bei einem Schwein. Er hat dem keine
Bedeutung beigemessen. Hätte ich übrigens auch nicht“, setzte
er patzig hinzu.
Marie ging weder auf seinen Ton noch auf den Inhalt seiner
Worte ein. „Eine Woche“, wiederholte sie. „In dieser Woche
müssen wir es wissen. Mensch, wenn uns die Faunella ein
zweites Mal eingeht, dann ist es endgültig, begreifst du? Wir
sind fast am Ziel, und nun das!“
Plötzlich, als wäre ihr etwas Wichtiges eingefallen, sagte sie:
„Der Nagy muss her!“
Als sie dem keine weitere Erklärung hinzufügte, fragte
Sylvester, und seine Augen verengten sich zu einem Spalt: „Du
glaubst doch nicht etwa, dass er… dass er etwas damit zu tun
hat?“
Marie blickte zunächst überrascht, dann verstand sie. „Bisher
tat ich das nicht“, sagte sie nachdenklich. „Obwohl, man weiß
manchmal nicht…“ Sie brach den Satz ab. „Oder hast du so
richtig begriffen, was damals wirklich in ihm vorgegangen
ist?“
„Das ist absurd!“ Sylvester sagte es unwirsch.
Marie zuckte mit den Schultern, wandte sich den Okularen zu
und bemerkte: „Ich glaub’s ja auch nicht.“
Als sich Sylvester zum Gehen wandte, kam RamonaRos in den Laborraum gestürmt. „In der Tat, gestürmt“, dachte
Sylvester leicht amüsiert. Sie klemmte die Schöße ihres
hoffnungslos veralteten Jackenkleides beinahe in der Tür ein.
„Hier treibst du dich herum!“, rief sie ihm

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