Die Maschen des Schicksals (German Edition)
Handtuch und wickelte sich darin ein, als würde sie gleich erfrieren.
„Ich kann aber wirklich nur raten, dass du
jetzt
duschst“, drängte Veras Freundin sie. „Damit du das Chlor so schnell wie möglich abspülst.“
Auf keinen Fall würde Courtney sich den Badeanzug ausziehen, um dann gänzlich nackt zu duschen. Vor allem jetzt nicht.
In diesem Moment blickte sie kurz auf und entdeckte zwei Mädchen, die die Köpfe zusammengesteckt hatten und tuschelten. Sie blickten direkt zu ihr herüber. Courtney war ganz sicher, dass sie über sie tratschten. Sie drehte ihnen den Rücken zu und schlug sich die Hände vors Gesicht. Eines Tages in nicht allzu ferner Zukunft würde sie denselben Mädchen irgendwo in der Highschool auf dem Flur begegnen.
10. KAPITEL
„U m beim Stricken Fortschritte machen zu können, solltest du ruhig etwas wagen. Stricken ist um einiges sicherer als Fallschirmspringen. Es gibt kaum etwas, das nicht wieder auszubügeln ist!“
(Lucy Neatby, Tradewind Knitwear Designs Inc
.
www.tradewindknits.com )
Lydia Hoffman
Bis zum Samstag konnte ich nichts weiter tun, als in Margarets Gegenwart meinen Mund zu halten. Ich war verletzt und es ärgerte mich, dass sie die ganzen Wochen nichts von Matt gesagt hatte. Jetzt, da ich von ihrer Situation wusste, begann ich sie noch aufmerksamer zu beobachten. Je länger sie diese Geheimniskrämerei aufrechterhielt, desto gekränkter fühlte ich mich.
Samstags war gewöhnlich am meisten zu tun im Laden. Doch die Verkäufe wurden jeweils zum Monatsende hin, kurz vor dem Zahltag, immer geringer.
„Hast du für den Unabhängigkeitstag irgendwas Besonderes geplant?“, fragte ich Margaret, als kurz nach Mittag gerade niemand im Geschäft war.
„Nicht direkt.“ Sie schien nicht sonderlich interessiert zu sein. „Und du?“
„Bisher noch nichts Richtiges.“ Brad und ich hatten keine endgültigen Pläne geschmiedet, aber ich wollte vorschlagen, dass wir eine Fahrt zum Pazifik mit einem Picknick machten und uns das Feuerwerk mit Cody und Chase ansahen. Das letzte Mal hatte ich Ocean Shores, ein Erholungsort, ungefähr drei Fahrtstunden entfernt, als Teenager besucht. Ich weiß noch, dass ich kurz vor der Krebsdiagnose dort gewesen war. Der Ausflug gehörte zu den letzten unbeschwerten Unternehmungen, die ich in den nächsten Jahren erleben durfte.
„Wir werden wahrscheinlich nur im Garten grillen und uns das Feuerwerk im Fernsehen ansehen“, fügte meine Schwester hinzu.
Ich konnte einfach nicht anders, als sie ungläubig anzustarren. In Seattle gab es zwei Orte, an denen zum Vierten Juli ein unglaublich eindrucksvolles Feuerwerk geboten wurde. Der erste war im Myrtle Edwards Park am Wasser und der zweite nördlich der City im Lake Union’s Park. Das Feuerwerk am See wurde von patriotischer Musik begleitet – ein bewegendes Erlebnis, bei dem mir immer auf dramatische Weise klar wurde, was wir eigentlich feiern.
Margaret wohnte am Capitol Hill, nicht weit von der Blossom Street entfernt. Es war der perfekte Standort, um sich die Vorführung am Lake Union anzusehen. Ich konnte nicht begreifen, dass sie sich lieber vor den Fernseher setzte, anstatt das Feuerwerk vor ihrer Tür in Wirklichkeit zu erleben.
„Was ist mit Julia und Hailey?“ Ich liebte meine fünfzehn und zehn Jahre alten Nichten. Im vergangenen Jahr, als meine angespannte und komplizierte Beziehung zu Margaret sich zu lockern begann, waren die Mädchen und ich uns sogar noch nähergekommen. Ich hatte immer gedacht, meine Schwester wollte mich aus Gemeinheit nicht näher an die zwei heranlassen. Doch im Nachhinein verstand ich, dass sie nur versuchte, sie zu beschützen. Damals war die Möglichkeit, dass ich einen Rückfall erleide, noch wesentlich größer als heute. Und sie hatte Angst gehabt, ihre Töchter könnten mich zu sehr ins Herz schließen. Wenn ich den Kampf gegen den Krebs verloren hätte, wären meine Nichten vollkommen am Boden zerstört gewesen.
Margaret widmete sich mit aller Aufmerksamkeit dem Ordnen von Garnrollen. „Die Mädchen haben schon ihre eigenen Pläne.“
„Ach so.“
„Julia geht mit Freunden zum Lake Washington, und Hailey fährt mit den Nachbarn zum Camping.“
„Dann bist du mit Matt allein?“
Margaret zuckte die Schultern und kehrte mir den Rücken zu. „Sieht so aus.“
Ich wartete einen Moment, dann beschloss ich, etwas zu sagen. Zuerst würde ich eine Andeutung machen, um zu sehen, wie sie reagierte. „Brad hat erzählt, dass er Matt
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